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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kabine, ein gedämpftes, knisterndes Brausen, wie ein gewaltiges Feuer. Es war wirklich ein Tritt in den Hintern, Helen spürte es im Kreuz, im Nacken und in den Beinen, als sie in die gepolsterte Liege gepresst wurde, und das Shuttle drehte sich, bis es auf dem Heck zu stehen und sie auf dem Rücken zu liegen schien. Das Bremsraketensystem war ein am hinteren Ende der Raumfähre angebrachtes Triebwerkspaket, das die Geschwindigkeit, die das Schiff im Orbit neben der Arche hielt, verringern und es in die Luft der Erde III fallen lassen sollte. Nach vierzigjährigem Schlaf hatte es nun für seine einzige Brennphase gezündet.
    Wilson rief: »Drei, zwei, eins …«
    Die Bremsraketen erloschen so abrupt, wie sie gezündet hatten, und Helen wurde nach vorn geschleudert. Jetzt waren weitere Kinder wach; nachdem das Brausen der Raketen verstummt war, hörte sie sie in der plötzlichen Stille weinen.
    Ein weiteres Klappern und ein Knall, als wäre etwas gegen den Rumpf geklatscht. »Bremsraketen abgeworfen«, rief Wilson. »Einer der Riemen hat uns erwischt. Ich überprüfe die Brennphase. Neun Nullen auf drei Achsen, perfekt.« Er grinste, sah Helen; er genoss einfach den Flug. »Wir sind nicht mehr im Orbit, Baby. Wir sind auf dem Weg hinunter zur Erde III.«
    Das Shuttle war jetzt antriebslos bis auf kleine Korrekturtriebwerke, und diese zündeten schubweise, eine Abfolge knallender und krachender Geräusche. Das Shuttle drehte sich um die senkrechte Achse, bis die Nase in Flugrichtung nach unten zeigte. Während dieses Manövers erhaschte Helen einen kurzen Blick auf die Arche, einem ramponierten, pockennarbigen Kegel mit der zusammengestoppelten Warp-Konstruktion an der Nase. Er sah ziemlich abgenutzt aus. Sie verrenkte sich den Hals, um der Arche zu folgen, als sie vor ihrem Fenster vorüberzog, aber
sie war bald verschwunden, von der Drehung des Shuttles aus dem Blickfeld gefegt.
    Nun hob das Shuttle die Nase, so dass es bäuchlings in die Tiefe sank. Seine Konstruktion beruhte auf der des alten Space Shuttles der NASA; der dicke Hitzeschild an seinem Bauch würde zuerst auf die Atmosphäre treffen.
    »Genieß nochmal die Schwerelosigkeit«, sagte Wilson leise. »Damit ist jetzt bald vorbei.«
    »Oder die Sterne«, sagte Helen. »Astronomie wird dort unten schwierig sein.«
    »Wir finden schon einen Weg … Bingo.« An der Konsole vor ihm leuchtete ein neues Feld mit der Aufschrift »0,05 Ge« knallrot auf. »Jetzt kommt die Verzögerung. Verdammt, wir sind hoch oben, verglichen mit einem Eintritt in die Erdatmosphäre. Diese Luft ist dick .«
    Sie spürte das erste Zupfen der Verzögerung in den Eingeweiden, eine Art Erschauern, als die ersten Ausläufer der Atmosphäre nach dem Rumpf griffen, und dann ein stetigeres Ziehen, das sie in ihren Sitz drückte. Draußen vor dem Fenster war jetzt ein schwacher Lichtschein, wie das erste Flimmern von Hawilas Bogenlampen am Schiffsmorgen. Es war die Luft der Erde III, der erste direkte Kontakt von Menschen mit dem Planeten, Luft, die zu Plasma erhitzt wurde, deren Atome sie im Vorbeiflug zertrümmerten. Der Lichtschein wurde rasch stärker und verwandelte sich in eine Art Tunnel aus Farben – Lavendeltöne, Blaugrün, Violett –, die über die Raumfähre emporstiegen. Funken flogen ums Schiff, loderten auf und erloschen flackernd.
    »Isoliermaterial.« Wilson musste schreien; das Shuttle begann zu erzittern, die Einrichtung ratterte. »Es verbrennt und nimmt dabei unsere Hitze mit. Das soll so sein. Glaube ich.« Er grinste kalt. »Hübsche Lichter.«

    Helen versuchte gar nicht erst, darauf zu antworten. Der Lichtschein draußen wurde immer stärker, und das auf ihr lastende Gewicht nahm plötzlich und ruckartig zu; es überstieg bestimmt schon die Erdschwerkraft. Sie hörte die Kinder weinen. Es wird besser, wird leichter werden, redete sie sich ein. Aber das Gewicht würde nicht mehr von ihren Schultern weichen, nie wieder. Sie würde unweigerlich landen, war an den Planeten gebunden, ohne eine Möglichkeit, jemals wieder zurückzukehren. Sie würde das Modul nie wiedersehen, würde nie wieder ihre Kinder im Arm halten, vielleicht nicht einmal mehr die Sterne sehen. Ihr Blick verschwamm, und zum ersten Mal an diesem Morgen kamen die Tränen. Aber das Gewicht nahm noch immer zu, das Licht draußen wurde noch intensiver, die Farben verschmolzen zu einer weißen Fläche, die die Kabine mit einem strahlenden silbergrauen Lichtschein erfüllte. Es war ein vollkommen

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