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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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herausfiltert. Die vorhandene Antimaterie-Menge ist gering – durch solche Prozesse werden im ganzen Sonnensystem nur drei oder vier Tonnen Antimaterie pro Stunde erzeugt –, aber die Menge, die wir benötigen werden, ist ja vergleichsweise gering …«
    Und die Diskussion ging weiter, als die Wissenschaftler die Idee aufgriffen und die mit Hilfe ihrer Computer verfügbaren Ressourcen erkundeten. Selbst Kelly und Mel beteiligten sich daran, froh darüber, von dem heftigen, auf einen Schlusspunkt zusteuernden Streitgespräch über den Unfall und seine Folgen erlöst zu sein.

    Holle lehnte sich nur verwirrt zurück. Sie versuchte, der hin und her wogenden Debatte zu folgen; aus den hitzigen Spekulationen schälten sich die ersten Umrisse einer neuen Missionsstrategie heraus. Die strahlungsgesättigte Umgebung des Jupiter war ziemlich tödlich für Menschen. Der tapfere Ramjet, der sich in die Nähe von Io begab, um Antiprotonen herauszufiltern, würde unbemannt sein müssen. Aber er würde vielleicht von einem bemannten Raumfahrzeug in einem langsamen, fernen Orbit um den Jupiter gesteuert werden. Man würde also Jahre in der Umlaufbahn verbringen und in einem Tank leben, sich viele Jahre lang an einem Ort voller gewaltiger, tödlicher Energien aufhalten, wo die Sonne zu einem trüben Fleck verblasst war, Jahre des Wartens, um die erforderliche Antimaterie für den eigentlichen Beginn der Mission zu sammeln. Es erschien ihr schrecklich, abstoßend, vollkommen unmenschlich. Doch während die Wissenschaftler redeten und Gordo die Diskussion weiterlaufen ließ, bildete sich genau dies als Konsens heraus.
    »Aber wie sollen wir überhaupt zum Jupiter gelangen?«
    Als Antwort projizierte Liu Zheng einen Videoclip auf die große Weißwandtafel an der Stirnseite des Raums. Er dauerte nur eine halbe Minute und lief als Endlosschleife. Zerkratzt, verschwommen, mit Geisterbildern von den häufigen Kopien über viele Formate hinweg, zeigte er einen alten Mann, der in einem Schaukelstuhl saß. Er hielt eine Art Modell in den Armen. Es sah wie eine Artilleriegranate aus, vielleicht einen Meter lang und dreißig Zentimeter im Durchmesser. Der alte Mann hob die wichtigsten Elemente der Apparatur hervor. Die patronenförmige Verkleidung bestand aus Fiberglas und war von Löchern zernarbt, wo offenbar einmal irgendwelche Sensoren gesessen hatten. Am unteren Ende befand sich eine gebogene Aluminiumplatte, die einer Pastetenform oder vielleicht einer Satellitenschüssel
glich. Die Platte war durch ein System von Federn – eine Art Aufhängung – mit dem Hauptkorpus verbunden.
    »So können wir vielleicht starten«, sagte Liu.
    Jerzy Glemp lachte meckernd. »Mit einem Jules-Verne-Raumschiff? «
    »Das hat nichts mit Jules Verne zu tun«, erwiderte Liu. »Aber ein Raumschiff ist es – oder das Demonstrationsmodell eines Raumschiffs.« Er fror das Bild ein. »Es wurde von Sprengstoff angetrieben. Man löst eine Sprengladung unter der Prallplatte dort am Heck aus. Die Platte wird nach oben in die Aufhängung getrieben, was wiederum den Hauptkorpus vorwärtstreibt. Und dann löst man eine Sprengladung nach der anderen aus.« Er stellte das mit den Händen mimisch dar. Seine gekrümmte linke Handfläche fing die imaginären Detonationen ab, der Handrücken stieß die rechte Faust in die Luft empor. »Bumm, bumm, bumm. Bei diesem Modell hatten die Sprengladungen die Größe von Golfbällen.«
    Gordo bedeckte mit seinen großen Händen das Gesicht. »Ach du Schande, davon habe ich gehört. Mein Vater hat mir einen zerkratzten alten Film gezeigt, in dem dieses Ding flog … Wie hieß es noch gleich, Putt-Putt oder so?«
    »Soll das heißen, wir könnten unsere Arche auf diese Weise hochschießen?«, fragte Edward Kenzie. »Was für Explosionen bräuchte man dafür?«
    »Thermonukleare«, sagte Liu schlicht.
    »Heilige Mutter Gottes.« Kenzie sah seine Tochter entsetzt an. »Wollen Sie ernsthaft vorschlagen, dass wir die letzte Hoffnung der Menschheit auf eine Atombombe packen?«
    »Nicht nur auf eine«, erwiderte Liu ungerührt. »Auf mehrere. Einen ganzen Strom von Atombomben, die hinter der Prallplatte abgeworfen und zur Explosion gebracht werden …«

    »Orion-Projekt«, schnauzte Gordo.
    Mit diesem Schlüsselbegriff begannen die anderen, im elektronischen Archiv zu graben.
    Holle fand rasch heraus, dass Orion von 1957 bis 1965 von General Atomic durchgeführt worden war, der Sparte eines Unternehmens, das auch Atom-U-Boote und

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