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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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werde ich einen Startplan billigen, wie Sie ihn hier aufstellen. Er war schon immer ein verdammter Witz, und er ist jetzt garantiert undurchführbar. Wenn Sie keinen neuen Vorschlag haben, wie wir vorankommen können – und zwar jetzt –, wird die Arche nicht fliegen. Also, wer spricht als Nächstes?«
    »Holle Groundwater«, sagte Liu Zheng.

22
    »Wie bitte?«, sagte Holle.
    Liu wirkte ganz ruhig. Er lächelte sogar. »Miss Groundwater. In meinem Unterricht haben wir einmal über ein konzeptuelles Problem nachgedacht, das zum damaligen Zeitpunkt unüberwindlich schien.«
    »Ich …«
    »Die Größe der Warp-Blase.«
    »Ja. Ich erinnere mich.«
    »Bei dieser Gelegenheit haben Sie eine Frage gestellt. Sie enthielt keine Lösung, hat aber eine Kette von Überlegungen nach sich gezogen, die letztendlich zu einer Lösung geführt haben. Es war eine gute Frage. Vielleicht ist das Ihr besonderes Talent.« Sein Lächeln wurde breiter, ermutigend. »Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, diese Frage erneut zu stellen.«
    »Was, zum Teufel, haben Sie vor, Liu?«, fragte Patrick. »Was soll das, ein siebzehnjähriges Mädchen dermaßen unter Druck zu setzen?«
    »Ist schon gut, Dad«, sagte Holle, obwohl es nicht gut war, ganz und gar nicht. Alle starrten sie an, ihr Vater voller Sorge und Stolz, Liu eindringlich, Edward Kenzie verblüfft – und Kelly mit unverhülltem Neid. Sie spürte, wie ihr Herz hämmerte, wie das Blut in ihren Ohren sang. Sie dachte, sie würde vielleicht gleich ohnmächtig werden. Was für eine Situation. Sprich. Sag das Richtige. Sonst bist du in fünf Jahren entweder
tot oder verhungerst auf einem Floß aus Plastikmüll. »Es ist bloß etwas, was mein Vater immer gesagt hat. Wenn dir die Antwort nicht gefällt, stellst du vielleicht die falsche Frage.«
    Liu Zheng schloss die Augen und sprach schnell. »Ja. Okay. Jetzt haben wir zwei scheinbar unüberwindliche Hindernisse. Erstens, die Antimaterie. Wir können die benötigte Menge nicht herstellen. Was ist dann die Alternative zu ihrer Herstellung?«
    »Wenn man sie nicht produzieren kann, muss man sie suchen und finden«, knurrte Jerzy. »Sie irgendwo abbauen.«
    »Ja.« Liu nickte. »Die Frage ist, wo und wie? Und zweitens, die vielen Starts. Wir haben nicht genug Zeit, um die Arche in fünfzehn Teilen in die Umlaufbahn zu schießen. In dem Punkt haben Sie zweifellos Recht, Colonel. Deshalb werden wir uns auf ein Paket beschränken müssen – ein einziger Start, die komplette Arche. Achtzig Mann mit allem, was nötig ist, um sie am Leben zu erhalten, und dazu auch noch sämtliche Elemente des Antriebssystems. Alles muss zugleich hochgeschossen werden. Wie befördert man so viel auf einen Streich in die Erdumlaufbahn? « Er öffnete die Augen und fing an, auf die Tastatur in der Tischplatte einzuhämmern.
    Jerzy lächelte, ein verzerrter Gesichtsausdruck unter seiner Augenklappe. »Ich verstehe, was Sie meinen. Das sind gute Fragen. Und ich glaube, ich weiß, wo man Antimaterie abbauen kann.«
    Gordo musste grinsen. »Ist das ein abgekartetes Spiel? Sie alter Effekthascher.«
    »Ich bin jünger als Sie , Colonel.«
    »Wo?«
    Und Jerzy sagte: »Jupiter und Io.«
     
    Jupiter, eine monströse Welt mit der Masse von dreihundert Erden, so riesig, dass er fast schon ein Stern war. Und Io, Mond
des Jupiter, so nah bei seinem aufgeblähten Mutterplaneten kreisend, dass die auf ihn einwirkenden Gezeitenkräfte permanenten Vulkanismus auslösten. Auf seiner Kreisbahn durch das starke Magnetfeld des Jupiter erzeugte Io eine »Flussröhre«, einen elektrischen Strom, der ihn mit den oberen Atmosphärenschichten des Jupiter verband, einen Strom, der geladene Teilchen sammelte und in die Jupiterluft stürzen ließ.
    Kelly, die in rasender Eile das von ihr aufgerufene Material auf dem Bildschirm vor ihr durchsah, erkannte rasch, worum es ging. »Die Flussröhre ist ein natürlicher Teilchenbeschleuniger. «
    »Und als solcher eine natürliche Quelle von Antimaterieteilchen«, ergänzte Jerzy. »Selbstverständlich werden sich solche Partikel in der Natur beim Kontakt mit Materie sehr rasch gegenseitig vernichten, aber man glaubt, dass einige in Gürteln um den Jupiter herum landen, die den Van-Allen-Gürteln der Erde entsprechen. Wenn man sie ernten könnte …«
    »Wie?«, unterbrach Gordo schroff.
    »Möglicherweise mit einer Art supraleitender Magnetschaufel«, sagte Liu. »Ein Schiff mit Magnetsegeln, das durch die Flussröhre gleitet und Antiprotonen

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