Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Atlas-Interkontinentalraketen gebaut hatte. Es war eine Zeit extravaganter Träume gewesen, angespornt von der neuen Technologie thermonuklearer Explosionen, den auf die Erde geholten Energien der Sonne. Eine sogenannte Dimensionsanalyse trieb die Idee so weit, wie es ging, und sagte voraus, dass es bis 1970 möglich sein würde, Menschen zum Saturn zu schicken. Holle übertrug den Bericht auf die Weißwandtafel.
    »Das ist seriöses Zeug«, sagte Kelly erstaunt. »Sie haben Unterstützung von Los Alamos, Livermore und Sandia bekommen. Und schaut euch all diese technischen Abhandlungen an: ›Ein Überblick über das Stoßdämpferproblem.‹ – ›Zufallsbedingte Flugbahnveränderungen durch Fehlplatzierung der Bomben.‹ Einige davon unterliegen noch immer der Geheimhaltung!«
    »Und, hätte es funktioniert?«, fragte Gordo.
    »Jede Wette«, sagte Mel Belbruno. »Ich meine, jede Wette, Sir. Man ist zwar nie ganz mit den technischen Details zurande gekommen, soweit ich sehe. Aber das Konzept war zweifelsohne solide. Und sie haben tatsächlich ein paar Demonstrationsmodelle mit konventionellem Sprengstoff hochgeschossen.«
    »Und warum waren wir dann 1970 nicht beim Saturn?«
    »Weil man zunächst einmal die Erde verlassen muss, wenn man zum Saturn will«, sagte Liu Zheng.
    Der wachsende Widerstand gegen Atomwaffen im Verlauf der 1960er Jahre hatte zur Folge gehabt, dass man dem Orion-Konzept mit Misstrauen begegnete. Als Präsident Kennedy
unklugerweise ein von Atomraketen starrendes Modell eines Weltraumschlachtschiffs mit Orion-Technologie vorgeführt wurde, brachte dies das Fass zum Überlaufen. Kennedy war empört.
    »Das Konzept wurde also eingemottet. Aber es ist nie aufgegeben worden«, sagte Liu. »Sie werden sehen, dass die NASA später ein Nachfolgekonzept namens ›External Pulsed Plasma Propulsion‹ entwickelt hat, mit größerer Distanz zur Waffentechnik. «
    »Ich schätze, es war immer ein gutes Konzept fürs Archiv«, sagte Gordo. »Falls man mal irgendwas Großes rasch von der Erde wegschaffen musste.« Er rieb sich die Augen. »Ich erinnere mich undeutlich an einen Roman aus der Zeit, als ich noch ein Kind war. Die Aliens greifen an, und wir benutzen Orion, um an ihr Mutterschiff heranzukommen. Fußfall oder so ähnlich. Schade, dass wir jetzt nicht mit einer Horde Aliens fertigwerden müssen. Mit Xenobathen, Molchen oder Aquaphibians. Verglichen damit wäre das leicht.«
    »In der Nähe von Denver gibt oder gab es eine Atomwaffenfabrik«, sagte Jerzy Glemp. »Bei Rocky Flats.«
    Gordo lachte. »Warum überrascht es mich nicht, dass Sie das wissen? Aber wenn Präsidentin Vasquez schon die Idee einer weiteren Antimaterie-Fabrik mitten in Denver nicht unterstützt, wie bringe ich sie dann dazu, den Bau eines ganzen verdammten Raumschiffs aus Atombomben zu genehmigen?«
    »Und der Fallout«, sagte Patrick ernst. »Wenn so ein Ding irgendwo in den Überresten der kontinentalen Vereinigten Staaten gestartet wird – es gibt keine menschenleeren Regionen mehr, und schon gar nicht in Colorado.«
    »Wenn wir 2040, 2041 oder 2042 starten, spielt das keine Rolle mehr, Mr. Groundwater«, sagte Jerzy grimmig. »Und
so leid es mir tut: Das gilt auch für diejenigen, die hierbleiben müssen.«
    Die Sanitäterin, die Jerzy überwachte, hatte die Diskussion verfolgt. Holle hatte noch nie solche Verwirrung, solchen Schock im Gesicht eines Menschen gesehen, als sie über Raumschiffe debattierten, die vom nuklearen Feuer angetrieben wurden. Holle fragte sich, ob sie alle den Verstand verloren hatten.

23
    Holle war mit der Flut aufgewachsen. Sie besaß keine Erinnerungen an das Leben davor, an die damalige Politik. Dennoch war sie überrascht von der Schnelligkeit, mit der Präsidentin Vasquez ihre Entscheidung traf.
    Nur zwei Tage nach der Sitzung mit Gordo erschien Vasquez im Fernsehen und im Internet. Sobald die Beerdigungen und die gebührenden Gedenkgottesdienste abgehalten seien, sagte sie, werde das Projekt Nimrod fortgesetzt. Die Arche werde fliegen, wenn es sich nur irgend bewerkstelligen ließe. Dies verspreche sie der Crew und denjenigen, die an dem Projekt arbeiteten. Und sie versprach darüber hinaus, dass es keine Wiederholung des Byers-Unfalls geben werde, dass die Sicherheit der Öffentlichkeit an oberster Stelle stünde. (»Bis zum Starttag«, murmelte Kelly Kenzie zynisch.)
    Doch all das kostete seinen Preis. Die Präsidentin hatte offenbar beträchtliche Konzessionen machen müssen, um über

Weitere Kostenlose Bücher