Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
Leben durchpulst.
Er gab dem Drang nach, sie für sich zu beanspruchen, und hätte sie nicht einmal davonlaufen lassen, wenn sie gewollt hätte. Aber sie reagierte nur mit heftiger Hitze und strengte sich an, näher heranzukommen, nahm alles, tauchte noch tiefer ein. Er knabberte an ihrer Zunge. Ihr kupfriger Geschmack vermischte sich mit dem beißenden Salz seines Schweißes.
Wahnsinn.
Ihr Körper fühlte sich gut an, einladend und fordernd zugleich. Sie stieß tief im Rachen einen kleinen Laut hervor, reckte sich und schlang ihm ein Bein um die Hüften. Ihr Knie glitt über die tiefe Klauenwunde an seinem anderen Schenkel.
Er ließ sie los und stolperte zurück. »Scheiße!«
»Oh Gott. Tut mir leid.«
»Das hat wehgetan.«
Behutsam betastete sie ihre Lippe. »Na, und du hast mich gebissen.«
Er hinkte den halben Schritt zu ihr, überragte sie und fühlte sich doch angesichts dessen, was zur Hölle da zwischen ihnen aufgeflackert war, ganz klein. Nach kurzem Zögern legte er ihr die Handfläche an die Wange und bewunderte die glatte Haut. Heißblütig und lebendig. »Du mich zuerst.«
Jenna schaute auf und holte zitternd Atem. Sie wirkte müde und klein, brachte aber ein halbherziges Lachen hervor.
»Was?«, fragte er.
»Weißt du noch, wie das war, wenn man als Kind Blutsschwester … äh, Blutsbruder seines besten Freundes werden will? Ich hatte immer zu viel Angst davor. Es kam mir zu … gefährlich vor.«
Mason schluckte schwer. Er konnte sich nicht erinnern, jemals irgendeinen besten Freund gehabt zu haben. Zu viele Umzüge, zu viele neue Mütter und Väter und halbherzige Geschwister. Aber er erkannte die Gefahr, über die sie sprach.
»Das ist es immer noch«, flüsterte er.
»He, Papi! Wir haben die Kellertür gefunden.« Tru kam um die Ecke gestürmt und blieb ruckartig stehen, aber seine Kampfstiefel waren so unauffällig wie eine Lokomotive. »Oh, wie peinlich.«
»Wir kommen schon.« Die Augen noch immer auf Jenna gerichtet sagte Mason: »Das hier ist noch nicht vorbei.«
Sie trat zurück und sah auf ihr Hemd und ihre Jeans hinab, die blutbespritzt waren. »Scheiße, ich sehe aus, als ob ich einen Nebenjob als Schlachterin hätte!«
Mason grinste. »Genau so gefällst du mir. Tru, wo steckt Ange?«
»Unten.«
Unten erwies sich als Eingang zum Keller, eine massive Stahltür, die fast zu einem Banksafe hätte gehören können. Angela rief so laut, dass ihre Stimme im Gang widerhallte. Mason drängte sich gewaltsamer, als er es beabsichtigt hatte, vor sie, aber die Nachwirkungen des Feuergefechts und seines Kusses mit Jenna hatten ihn abstumpfen lassen. Ange hörte zu rufen auf und trat zurück.
Er versuchte es mit Morsezeichen auf dem Stahl, dann einfach damit, mit den Fäusten zu hämmern. Nichts funktionierte. »Ich schätze, die kannst du nicht knacken, oder, Tru?«
»Keine Chance.«
»Das hat keinen Zweck.« Mason machte Anstalten, die anderen wieder nach oben zu scheuchen. »Vielleicht gibt es ja noch einen …«
Ein Gewehrschuss zerfetzte das obere Drittel der Tür. Mason warf sich hin und beschirmte Jenna und Tru, während Ange und Penny sich weiter hinten im Gang auf den Boden duckten. Alle Geräusche hallten wider und waren verschwommen, und sein Rücken war mit Schutt und Stahlsplittern übersät. Die Welt kippte. Schwärze sickerte in sein Gesichtsfeld wie ein sich langsam ausbreitender Nebel.
Als er zu sich kam, lag er unter Lichtern, die hell genug waren, ihm die Augäpfel zu versengen. Nachdem er einige Sekunden lang geblinzelt hatte, begriff er, dass er ausgestreckt auf einem Untersuchungstisch lag. Ange saß mit Penny auf dem Boden. Jenna stand neben einem Mann, der eine Brille wie John Lennon trug. Er hatte khakifarbene Hosen und ein weißes Oberhemd an, das mit Blut – Masons Blut? – befleckt war, und schaute beinahe zu Tode verängstigt drein.
»Wie kommt es, dass hier Strom ist?« Die Köpfe fuhren herum, als Mason die Frage knurrte.
»He«, sagte Tru, der auf einer Labortheke hockte, »geht’s gut?«
Der Junge wirkte erleichtert. Jenna auch.
Als sie sah, dass er sich regte, trat sie an seine Seite und strich ihm mit der Hand leicht über den Kopf. »Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen.«
Mason stützte sich auf dem Tisch auf die Ellenbogen. Sein Rücken protestierte, aber das ignorierte er. »Wie lange war ich bewusstlos?«
»Eine Stunde«, sagte sie. »Lang genug für Dr. Scharfschütze, mir zu helfen, den Schaden zu flicken.«
»Muss
Weitere Kostenlose Bücher