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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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ihren Füßen fühlte sich der Boden unnatürlich weich an, rutschig und durchdrungen vom süßlichen Gestank der Verwesung. Die Grube war mit bleichen Knochen und Leichen, die sich langsam verflüssigten, gefüllt. Gut zu wissen, dass sie sich zersetzten und Teil des Humus wurden wie alles andere.
    »Wir müssen die Kurve kratzen«, sagte Tru, »ich habe kein gutes Gefühl dabei.«
    Mason schenkte ihm ein rasches Lächeln. »Da geht es dir wie mir, Skywalker. Lass uns den schnellsten Weg finden, den Trainer da herauszuholen.«
    Jenna trat dort an die Kante der Grube, wo es Bob gelungen war, bis auf halbe Höhe heraufzuklettern. »Wir müssen eine Menschenkette bilden. Mason, hältst du meine Füße fest?«
    »Hab dich«, sagte er und ging hinter ihr in Position.
    Seine Hände schlangen sich um ihre Knöchel. Sie zögerte nicht, mit dem Kopf voran an der Seite des Lochs hinabzurobben. Matsch und eine ekelhafte Art Fett durchtränkten ihr Hemd und quollen ihr zwischen den Fingern hervor, aber angesichts der Verzweiflung auf Bobs Gesicht war es das wert. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie entsetzlich es sein musste, mit all diesen Leichen in der Falle zu sitzen. Ein Schauer durchlief sie.
    Ein orangefarbenes Aufblitzen stach ihr ins Auge. Das waren … Nein. Das konnte doch nicht sein! Aber es war so. An einem der Toten sah sie eine Zahlenfolge auf einem orangefarbenen Overall.
    »Mason?« Ihr zitterte die Stimme. »Warum ist dieses Loch voller toter Sträflinge?«
    »Ist das der passende Zeitpunkt für Plaudereien?«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Erledige einfach deine Aufgabe. Hol ihn da heraus.«
    Wut regte sich in ihr, aber er hatte recht. Es war nicht der richtige Zeitpunkt.
    »Nimm meine Hände«, sagte sie zu Bob.
    Der Trainer klammerte sich an ihre Handgelenke. Mason schob sich Zentimeter um Zentimeter rückwärts, während Ange und Tru ihn festhielten. Ein langsamer, aufreibender Prozess. Schleim kroch in ihr Hemd, als sie nach oben glitt. Matsch und Eingeweide machten Bobs Hände rutschig. Ihre Arme begannen wehzutun, die Handgelenke und Unterarme zu brennen.
    »Herrgottnochmal«, ächzte Tru, »weniger Hamburger und mehr Tofu, Trainer.«
    Sie hievten ihn so weit nach oben, dass er die Beine an der Wand des Lochs abstützen und so mithelfen konnte, sich herauszukämpfen. Sie fielen in einem schmutzigen Haufen übereinander. Mason rollte sich sofort auf die Beine ab und wirbelte herum, um die Umgebung abzusuchen. Tru folgte seinem Beispiel.
    »Du Dreckskerl«, stieß Ange hervor, sobald Bob aufgestanden war. »Du hast meine Tochter verloren! Spinnst du?«
    Der Trainer blickte trotzig drein. »Aber wenn ich dir doch sage, dass sie noch da war, als ich gesprungen bin!«
    »Schnauze«, sagte Mason. »Und beeilt euch, Leute. Wir müssen für den Rest des Weges dreimal so schnell vorankommen.«
    »Dann mal los, Papi«, riet Tru ihm, das Gewehr in der Hand.
    Mason sprintete los und rief über die Schulter: »Ich kundschafte das letzte Stück aus. Ich gebe zwei Schüsse ab, wenn ich in Schwierigkeiten gerate, bevor ich da bin. Tru, an die Spitze! Ange und Bob in die Mitte!«
    »Ich trage Penny«, sagte die Rothaarige kurz angebunden. Sie hielt ihre Tochter eng an sich gedrückt.
    »Ist mir egal«, rief Mason zurück, »Hauptsache, du hältst uns nicht auf. Jenna, Nachhut. Bewegt euch.«
    Jenna rannte, als ob ihr Dämonen auf den Fersen wären, was der Wahrheit wirklich sehr nahekam. Der Rucksack auf ihren Schultern wog schwer wie ein Sack Steine, zog an ihr, machte sie langsamer. Mit jedem schweren Schritt erlebte sie das Knurren der Bestie erneut. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie Mason mit dem Ungeheuer rang. Ein Schmerz, der zu heftig für Tränen war, erwachte in ihr, als sie sich vorstellte, wie es für ihn all die Jahre lang gewesen sein musste, gegen den Schaden anzukämpfen, den der Wandel angerichtet hatte. Sie hatte noch nie jemanden getroffen, der so allein war.
    Ich bin hier. Und an deiner Seite. Du bist keine Ein-Mann-Armee mehr.
    Ein Hauch von Wärme berührte sie, als ob Mason mit der Handfläche über ihren Rücken gefahren sei und seine tröstliche Berührung am Ansatz ihrer Wirbelsäule hätte ruhen lassen. Sie warf sogar einen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass sie immer noch die Nachhut bildete. Niemand. Nichts als dunkler, stiller Wald.
    Verdammt.
    Bilder blitzten während des Laufens in ihrem Gehirn auf. Sie erhaschte Blicke auf das, was hinter der

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