Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
getötet.«
»Sie schießt, sie trifft.« Tru, der sich auf dem Boden niedergelassen hatte, ahmte den Beifall einer frenetischen Menge nach. Er war dabei, sein Gewehr zu reinigen. Guter Soldat.
Welsh wirkte eigenartig konzentriert. »Also liegt eine Leiche da draußen?«
Mason setze sich etwas gerader auf. »Was ist damit?«
Der Wissenschaftler wirkte wie ein Mann, der wusste, welche Kämpfe es sich auszufechten lohnte. Anscheinend war dies einer, auf den er sich einlassen wollte, denn seine Körperhaltung und sein Gesichtsausdruck nahmen eine harte, intensive Schärfe an. Er sah Mason geradewegs in die Augen und ging auf Konfrontationskurs. »Ich werde sie sezieren.«
13
Jenna schnappte sich Chris, bevor er zu seinem Husarenstück aufbrach. »Wo ist die Dusche?«
»Am Ende des Flurs«, antwortete er, aber ihn interessierte eigentlich nichts bis auf das Hereinholen seines Forschungsobjekts.
»Ich hoffe, du hast eine Axt«, sagte Mason. »Denk nicht einmal daran, diese Leiche in einem Stück hier hereinzubringen.«
Es war eine gute Taktik, den Kopf abzuhacken. Nur für alle Fälle. Dennoch erschauerte Jenna unbehaglich, als die Männer aufbrachen. Aber sie wollte verflucht sein, wenn sie ungewaschen starb.
Mason hat das nichts ausgemacht.
Sie sah nicht in seine Richtung. Konnte es nicht. Wenn sie auch nur an ihren Kuss dachte, durchlief eine Hitzewelle sie. Einen wahnsinnigen Moment lang, als sein großer Körper sich direkt an ihren geschmiegt hatte, hatte sie unter seine Haut kriechen wollen.
Hör auf . Ein kurzes Kopfschütteln zog die Aufmerksamkeit der ehemaligen Hilfskrankenschwester auf sich. Ange sah sie stumm mit fragendem Blick an.
»Ich beeile mich«, versprach Jenna. »Ich bin sicher, du und Penny würdet auch gern ein Bad nehmen.«
Die andere Frau, deren rotbraunes Haar wirr abstand, nickte. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gern!«
Jenna holte rasch Kleider zum Wechseln aus ihrem Rucksack und ging in den Flur hinaus. Der Bunker wirkte eindeutig industriell: Schlichte graue Fliesen, umgeben von Zementwänden. Sie folgte dem Korridor bis zu der Stelle, an der sie wie versprochen einen Wirtschaftsraum samt Dusche fand. Chris hatte gesagt, dass sie eigentlich dazu diente, nach einem Laborunfall Chemikalien abzuspülen, und so hatte sie weder einen Vorhang noch ein richtiges Duschbecken. Der Duschkopf ragte aus der Wand hervor, und ein fünfzehn Zentimeter hoher Betonrand rahmte den Abfluss ein.
Zur Hölle mit den Feinheiten. Während Jenna sich auszog, fragte sie sich, wie es jetzt wohl in den Städten aussah. Waren die Wolkenkratzer voller Monster? Quollen all die dunklen Räume vor reißzahnbewehrten, furchterregenden Wesen über? Es war entsetzlich, darüber nachzudenken.
Nackt sprang sie unter die Dusche. Das Wasser wurde nicht ganz heiß, aber sogar lauwarm fühlte es sich besser als gut an. Sie seifte ihren ganzen Körper zweimal ein und reckte sich, um ihre schmerzenden Muskeln dem Wasser auszusetzen. Es war fast so schön wie eine Massage.
Da das Shampoo lange würde halten müssen, nahm sie nur eine Kleinigkeit und ließ es hoch aufschäumen. Irgendwann würden sie lernen, ihre eigenen Kosmetika herzustellen. Alle Überlebenden – wenn man einmal davon ausging, dass es noch andere Grüppchen gab – würden im Dunklen Zeitalter leben. Früher oder später.
In der kühlen Luft bekam sie eine Gänsehaut, als sie sich abtrocknete und hastig ihre Unterwäsche anzog. Sie schlüpfte in eine saubere Jeans und hüllte sich mit einem kleinen Seufzen in ein blaues Kapuzenshirt. Die Schuhe würde sie unter keinen Umständen wieder anziehen, bis sie den Schmutz abgeschrubbt hatte, und so streifte sie sich ein Paar dicke Socken über und war bereit, die Dusche freizumachen.
Ange und Penny saßen auf dem Flur genau davor.
»Wartet mal – ihr habt keine sauberen Kleider«, sagte Jenna.
»Penny hat Kleidung zum Wechseln in meiner Tasche. Ich habe mir angewöhnt, immer einen Satz sauberer Sachen dabeizuhaben, als sie noch ein Baby war, und habe einfach nie damit aufgehört.«
»Praktisch.«
Jenna versuchte zu lächeln, obwohl sie sich nicht in Ange hineinversetzen konnte. Genauer gesagt konnte sie sich nicht erinnern, dass ihre eigene Mutter je so gut vorbereitet gewesen war. Clea Barclay hatte nicht daran gedacht vorauszuplanen, sondern Lachen und Spontaneität vorgezogen. Der Kontrast zwischen Mitch und ihrer Mutter war manchmal fast schmerzhaft gewesen, aber ihre Fähigkeit, das
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