Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
würde. Nun, da die ganze Aggression sich verflüchtigt hatte, fühlte ihr Körper sich von der zu oft nicht gestillten Sehnsucht überreif und wund an. Sie hatte Angst davor, Mason anzusehen, weil sie seinen Triumph nicht miterleben wollte. So mühelos hatte er sie seinem Willen unterworfen. Schon wieder.
Er hatte vorgehabt, seine Dominanz zu beweisen, und sie war eingeknickt. Genau wie meine Mutter.
Sein heiserer Bass ertönte hinter ihr, rau vor Emotionen. »Ich kann doch nicht zulassen, dass du mich am Schwanz herumführst! Kapierst du das? Ich trage die Verantwortung dafür, uns am Leben zu halten. Ich kann dir nicht die Hand halten, wenn ich Arbeit zu erledigen habe.«
»Und du glaubst, dass es dich schwächen würde, mir die Hand zu halten?« Ihre Stiefel knirschten im lockeren Schnee, der von einer Eiskruste überzogen war.
»Was?«
Völlige Verwirrung. So überzeugend hätte er sie nicht spielen können.
Typisch Mann . Er bemerkte es noch nicht einmal, wenn er sie verletzte. Was ihr am meisten Angst machte, war, dass es ihm vielleicht sogar gleichgültig war. Jenna wünschte nur, ihr Körper hätte sich nicht an den Genuss erinnert, den es bedeutet hatte, sein Gewicht zu spüren, die Art, wie seine Berührung ihre Haut zum Singen brachte. Wenn alles so weiterging, würde er in der Lage sein, sie mit Sex hörig zu machen. Ein Orgasmus, und sie würde bereit sein, alles zu tun, was er wollte.
»Wenn ich die Hand nach dir ausstrecke, dann weil ich dich brauche«, sagte sie leise. »Und es tut mir weh, wenn du nichts zurückgibst. Das kann ich nur in gewissem Maße ertragen. Ich … schaffe das hier nicht allein. Ich brauche jemanden, der willens ist, mir in jeder Hinsicht ein Partner zu sein, mir Kraft zu verleihen, wenn ich nachlasse.«
»Du hast mich verarscht. Sieh mal, wenn ich deine kleinen Hinweise nicht bemerke, dann mache ich das nicht absichtlich. Ich bin es nicht gewohnt … Ich meine, ich muss einfach kühlen Kopf bewahren. Es steht zu viel auf dem Spiel.«
Beinahe eine Entschuldigung. Sie stieß ein zitterndes Seufzen aus. Das war mehr, als Mitch je zu ihrer Mutter gesagt hatte. Es zeigte, dass es Mason leidtat, ihr nicht bieten zu können, was sie brauchte. Und vielleicht konnte sie eingestehen, dass sie nicht in einer vergleichbaren Situation waren. Sie waren anders als ihre Eltern.
Sie fühlte sich genötigt, entsprechend zu antworten. »Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe.«
»Ich habe schon Schlimmeres erlebt.«
Sie hatte ihn verletzt, und er hatte zurückgeschlagen, aber zwischen ihnen war noch nichts wieder im Reinen. Elend drang durch jede ihrer Poren, überlagert von unverbrauchter sexueller Energie. Warum konnte sie nicht Chris wollen? Er war süß. Das wäre leicht gewesen, nett – und hätte keine dieser Komplikationen hervorgerufen.
Was für eine Art, eine Wanderung zu beginnen.
»Ja, sicher«, sagte sie leise. »Aber das heißt noch nicht, dass es richtig war. Ich hätte meine Wut nicht an dir auslassen sollen. Um die Wahrheit zu sagen: Ich habe schon lange Angst, dass ich mich in der Abstellkammer der Forschungsstation verkriechen würde, wenn ich mich nicht über irgendetwas ärgern könnte. Ich hätte gar nicht den Mut zu dieser Mission, wenn ich keinen Groll hegen würde. Aber das ist nicht deine Schuld. Ich wünschte nur, du würdest mich so sehr respektieren wie ich dich.«
Da. Sie hatte sich eine gewaltige Blöße gegeben. Jetzt konnte er die Steilvorlage nutzen, einen Witz darüber machen, dass sie dumm wie Brot war und tun musste, was man ihr sagte. Aber Mason sagte nichts. Seine dunklen Augen blickten gefasst und ernst, als er ihre Worte mit einem Nicken quittierte. Er schlüpfte an ihr vorbei und übernahm wieder die Führung. Jennas Jacke war kalt und nass, aber sie würde sich nicht beschweren. Sie hatte schließlich damit angefangen.
Für sehr lange Zeit behielt sie einfach seinen Rücken im Auge. Es war demütigend, dass er ihr nach allem, was geschehen war, in der Hinsicht immer noch vertraute. Er trug die schwarze Strickmütze über seinem kurz geschorenen Haar. Das war Mason, ganz Präzision und Planung. Wenn sie einfach in ihrer Kiste geblieben wäre und aufgehört hätte, ihn mit der ganzen Gefühlsscheiße zu belästigen, hätten sie schon längst Sex miteinander gehabt. Aber sie wollte keinen Sex von ihm – zumindest nicht nur Sex. Und sie wollte auch keinen Beschützer. Das war das Problem.
Sie wollte für ihn so lebenswichtig sein,
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