Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
zusammengebissenen Zähnen. »Ganz wie du willst, Schätzchen. Vor uns liegt eine lange Reise.«
25
Mason wandte ihr den Rücken zu, als ob es keine Rolle spielte, was sie hatte sagen wollen. Aber wann hatte das je eine Rolle gespielt? Es ging immer nur um seinen Zeitplan, seine Absichten.
So war es auch bei ihren Eltern gewesen. Wann immer Mitch aufgetaucht war, hatte er von seiner Frau erwartet, alles stehen und liegen zu lassen, zu kochen, was er wollte, und ein paar Tage im Schlafzimmer zu verbringen. Ihre Bedürfnisse hatten nie eine Rolle gespielt. Es war immer nur um seine verdammten Prophezeiungen gegangen. Am Ende waren beide allein gestorben, weil Mitch nicht in der Lage gewesen war, sich einer Frau so hingebungsvoll zu widmen wie seiner Religion. Obwohl Jenna noch jung gewesen war, hatte sie mitbekommen, was für einen Schaden er angerichtet hatte.
Nicht mit mir. So werde ich nie sein.
Sie starrte Masons Rücken böse an. Er war eine verdammte Maschine. Sein Ziel zu erreichen hatte für ihn absolute Priorität, ganz gleich um welchen Preis und ganz gleich, ob er selbst ihn zahlte oder seine Umgebung. Aber Mitch war auch so gewesen. Seine Prioritäten hatten sein eigen Fleisch und Blut nicht eingeschlossen. Jenna verabscheute es, jemanden zu begehren, der sie so an ihren Alten erinnerte. Es sorgte dafür, dass sie sich schwach und hilflos fühlte.
»Ein bisschen mehr Tempo«, rief er über die Schulter.
Gewalttätigkeit durchzuckte sie, getragen vom Nachhall des Kampfs. Es reichte. Sie würde sich diesen Scheiß von ihm keine Minute länger bieten lassen. Mit einem leisen Knurren stürzte sie sich auf seinen Rücken. Die Wut verlieh ihr Kraft. Sie rammte ihn mit ihrem vollen Körpergewicht und schmetterte ihm ihren Gewehrkolben gegen die Schulter. Er stolperte gegen einen Baum, aber nicht so heftig, wie es ihr lieb gewesen wäre.
Mason kam schnell wieder auf die Beine und wirbelte herum. »Was zur Hölle hast du bloß für ein Problem?«
»Dich.« Jenna versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust. »Du bist mein Problem.«
Seine dunklen Augen verengten sich. »Reiz mich nur weiter. Du wirst schon sehen, was dann passiert.«
»Ja, weil du ja so ein harter Bursche bist.«
»Und du bist eine Schlampe, die mich am Schwanz herumführt.«
Sie versetzte ihm einen kräftigen Fausthieb auf den Mund. Reflexartig stieß er sie von sich. Jenna stolperte und wusste, dass sie nicht mehr auf den Beinen gestanden hätte, wenn er kräftiger zugeschlagen hätte. Sie wäre auch nicht mehr bei Bewusstsein gewesen. Seine Zurückhaltung besänftigte ihren Zorn ein wenig. Er zahlte es ihr nicht heim, nicht einmal, wenn sie ihm wehtat. Aber das zu wissen war nicht genug, um ihren Frust zu dämpfen.
Mason sickerte dort Blut aus der Oberlippe, wo Jennas Schlag ihn getroffen hatte. Seine Zunge schoss hervor, um den Schaden zu betasten, und ihre Wut ballte sich mit etwas anderem zusammen. Sie wollte ihn küssen und den kupfrigen Geschmack auskosten – beinahe so sehr, wie sie ihm den Schädel am Boden einschlagen wollte. Sie atmete seinen Geruch ein.
Seine Pupillen hatten sich geweitet. Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer. Sie starrten einander an – nur der Schnee und die vereisten Bäume waren Zeugen. Jenna mühte sich ab, ihr angestrengtes Atmen unter Kontrolle zu bringen.
Mason sprang. Ihre Körper trafen durch mehrere Schichten Kleidung hindurch aufeinander und rangelten miteinander. Seine Hände lagen fest auf ihren Oberarmen, und er rammte in einer Parodie einer Umarmung ihren Kopf gegen seinen Brustkorb. Sie riss das Knie hoch, aber er drehte sich weg.
Zornig versuchte Jenna, ihn noch einmal zu verletzten. Sie schlug mit Ellenbogen und Knien um sich. Er hielt sie mit einer Leichtigkeit in Schach, die sie wünschen ließ, heulen zu können. Ihre Stiefel glitten im Schnee aus, und er warf sie zu Boden. Sie versuchte, sich abzurollen, aber er ließ sich zu schnell auf sie fallen und hielt sie fest. Zur Strafe stopfte sie ihm Schnee in den Nacken.
Mason ließ sich zwischen ihren Oberschenkeln nieder und zwang sie so, ruhig zu liegen. Mit wenigen Bewegungen demonstrierte er seine Dominanz und ihre völlige Verletzlichkeit. Er fühlte sich wie eine Naturgewalt an. Sie zu Boden zu ringen hatte ihm eine Erektion beschert, oder vielleicht genoss er einfach die Gewalt. Er wippte auf ihr.
Du gehörst mir .
Eindrücke stürzten in so rascher Folge wie in einem Kaleidoskop auf ihn ein, Zorn und Eifersucht blitzten auf.
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