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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Gesicht war bleich, bis auf die Wangen, die aufgrund der Bewegung und Kälte zu roten Leuchtfeuern geworden waren. Ihre grünen Augen waren glasig vor unbewusster Konzentration auf den Kampf. Von links nach rechts beobachtete sie über den Schnee hinweg die Lichtung.
    Irgendetwas an ihrer Körperhaltung und ihrem Gesichtsausdruck brachte sein Herz dazu, mit doppelter Kraft zu pumpen. Eine Frau, die zu allem bereit war. Sie deckte ihm den Rücken und war klug genug, auch ihren eigenen gedeckt zu halten. Sein Puls raste auf eine Art, wie er es noch nie zuvor getan hatte, weder wenn er rannte noch wenn er kämpfte. Er schluckte. Sein Mund war trocken wie Asche.
    »Waren es sieben?«, fragte sie.
    Mason deutete zur Forschungsstation zurück. »Tru hat bloß zwei erledigt.«
    Jenna hob eine Hand an die Stirn. Ihr Blick huschte zählend von einem Kadaver zum nächsten. »Also hat einer einen Bogen geschlagen, um uns hier abzufangen?«
    »Ich glaube schon. Ich habe dir ja gesagt, dass sie lernfähig sind.«
    Aber dann war sie wieder Jenna. Die verstörende Abwesenheit, die er in ihrem Gesichtsausdruck wahrgenommen hatte, verblasste. Sie senkte die Waffe und stemmte eine Faust in die Hüfte. »Du hast mir nicht gesagt, dass du anhalten würdest.«
    »Nein.«
    »Wenn du es getan hättest, hätte ich es einplanen können. Aber du vertraust mir nicht. Warum nur?«
    »Du musst nicht planen. Du musst einfach nur meiner Führung folgen.« Er zog den Rucksack zurecht und schulterte sein Gewehr. »Gehen wir.«
    Sie schlugen ein hohes Tempo an, um Abstand vom Rest des verhungernden Rudels zu gewinnen.
    Ein paar Minuten später murmelte Jenna: »Mein Gott, du kannst so ein Drecksack sein!«
    »Einen Sack habe ich – sobald du dafür bereit bist.«
    »Beiß mich doch.«
    »Auch das lässt sich einrichten.«
    Die Wälder schlossen sich um sie wie ein Vorhang. Abgang Bühne rechts. Vom Herbst niedergedrücktes Unterholz, an dem sie mit den Füßen hängen blieben, lag unter den Schneeflecken. Die Baumwipfel schienen einen Teil des Niederschlags davon abgehalten zu haben, den Boden zu erreichen, sodass körperlange Erdflecken sich dunkel zwischen den Bäumen erstreckten. Vielleicht würden sie gut vorankommen, wenn das Wetter sich nicht verschlechterte.
    Zumindest waren sie wieder in Bewegung. Ihre Schritte waren nur bei jedem dritten im Gleichtakt: Seine waren länger, ihre schneller. Sicher dachte sie, dass er das absichtlich machte, um sie zu ärgern. In Wirklichkeit schlug Mason das schnelle Tempo an, weil er wusste, dass sie mithalten konnte. Er sagte es ihr nicht, weil er den Abstand brauchte, für den ihr Ärger sorgte. Wenn er sich zu nahe an sie heranwagte, würde seine Aufmerksamkeit geteilt sein, und ihr Überleben hing von seiner Konzentration ab.
    Sie ließ den Blick durch den Wald schweifen. »Glaubst du, dass es ungefährlich ist, das Gewehr zu schultern? Mir erfrieren die Hände.«
    Mason schüttelte den Kopf. »Bleib einfach aufmerksam.«
    »Oh, natürlich. Daran hätte ich selbst nicht gedacht!«
    Er blieb knirschend stehen. »Was soll diese Frechheit?«
    »Wir haben überlebt, oder? Ein Hoch auf die Teamarbeit.«
    Sie waren wirklich ein Team gewesen. Er hatte die ganze Zeit gewusst, dass sie ihm den Rücken deckte, und hatte das Gefühl von Partnerschaft genossen, dem er sich jahrelang verschlossen hatte. Und sie wollte immer noch mehr. Sie sehnte sich nach einer echten Verbindung, aber er konnte sich diese Verletzbarkeit nicht leisten. Sie war ihm schon näher, als ihm lieb war, und er erinnerte sich ganz genau daran, wie es sich anfühlte, sein Team sterben zu sehen.
    Er musste beweisen, dass er die Hosen anhatte. Vielleicht waren es die Nachwehen des Überlebens dieses heftigen Laufs, gekoppelt mit dem belastenden Wissen, dass die Reise sich wie eine Ödnis vor ihnen erstreckte, oder vielleicht die stumme Warnung, die in ihrem Gesichtsausdruck lag, und das Bedürfnis, ihr zu trotzen. Oder, zur Hölle, vielleicht war es eben einfach so. Ein Kampf darum, wer hier das Alphatier war.
    Mason streckte die Hand aus. Der Abstand zwischen ihnen schien zu groß zu sein. Sein Daumennagel war blutbefleckt, aber das hielt ihn nicht davon ab, sie berühren zu wollen. Auch das Funkeln ihrer Augen nicht. Unmittelbar bevor seine Haut ihre berührte, trat sie einen Schritt zurück. Er hörte sie in seinem Kopf flüstern, konnte aber nicht verstehen, was sie meinte.
    Ich werde nicht so enden wie meine Mutter.
    »Gut«, sagte er mit

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