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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Mütze ab und rieb sich den Kopf. Kühler Wind peitschte über seine Haut, ein rascher Schlag, der seine Sinne wachrüttelte – wie ihre Worte. »Ich, äh … Scheiße. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Du musst nichts erwidern. Hier geht es um Gefühle, und es gibt keine Antwort darauf, wirklich nicht. Sie sind einfach da.« Sie strich die Knopfleiste seiner Jacke glatt, während Schneeflocken ihr Haar mit Frost überzogen. »Du bist dran.«
    »Womit?«
    »Alles in Ordnung?«
    Er kratzte sich mit dem Daumennagel an der Unterlippe. »Nein.« Ihre Augen verengten sich und drängten ihn weiterzureden. »Mein Rücken tut beschissen weh. Ich bin nicht in Form – und sonst bin ich immer in Form. Es ist mir zuwider, dass Penny und Tru in dieser Welt aufwachsen müssen und dass sie noch am meisten Glück haben, weil sie vielleicht irgendwann vergessen, wie es vorher war.«
    »Das hast du nie gesagt.«
    »Warum sollte ich? Ich habe uns hier hineingeritten. Ich bin der mit der entsprechenden Ausbildung, also bin ich die ganze verdammte Zeit über in Alarmbereitschaft. Wäre es dir lieber, wenn ich dich auf Patrouille in den Wald schicken würde? Ange? Tru? Nein, also gehe ich. Und ich …«
    Er zog den Kopf ein. Die Stimme hätte ihm nicht versagen sollen. Was zur Hölle hatte Jenna ihm angetan? Aber der zermalmende Druck ließ noch ein Stück nach. Er konnte einen tiefen, zittrigen Atemzug tun, ohne den erdrückenden Schmerz der Verantwortung zu spüren, der ihn nie zur Ruhe kommen ließ.
    »Und ich hasse es, wenn du mich mit Welsh reizt.« Er hatte in seinem ganzen Leben noch um nichts gebettelt, doch jetzt ertappte er sich dabei, sie stumm anzuflehen. »Ich hasse es.«
    Jennas Hand strich leicht über seine Stirn, dann seine Wange hinunter. »Ich tue es nicht wieder, versprochen.«
    Ein Schauer lief ihm die Wirbelsäule hinauf. Er hörte absolut nichts, aber etwas, das tiefer ging als seine fünf Sinne, verriet ihm, dass sie sich in Bewegung setzen mussten, und das schnell.
    »Verdammt.« Er schnappte sich Jennas Ausrüstung und schob sie ihr hin. »Siehst du? Wenn wir über Gefühle reden, werden wir zu Hundefutter. Das willst du doch nicht, oder, Barclay?«
    Sie schulterte den Rucksack und salutierte spöttisch. »Nein. Zu Befehl! Wir machen weiter.«
    Mason ergriff ihre Hand und zog sie mit sich. Sie liefen im Gleichschritt los. Seine Lunge, sein Herz und seine Muskeln pumpten kräftig, während er zugleich an jenen tiefen Ort sank, an dem er sich auf den Kampf vorbereitete.
    »He«, sagte sie, »du zerdrückst mir die Hand.«
    Er sah nach unten. Er hatte sie nicht losgelassen. »Ja, beschwer dich jetzt noch darüber!«
    Der Boden flog unter ihren Füßen dahin. Sich im Wald zum Kampf zu stellen würde nicht so wirkungsvoll sein, wie wenn sie sich irgendwo verschanzen konnten. In einer Stadt. Ein einziges Gebäude hätte schon gereicht, denn dann hätten sie sich wieder in Sicherheit bringen können wie in der Hütte.
    Eine Aufwallung von Schuldgefühlen schnürte ihm die Kehle zu. Er schluckte. Aber er musste es aussprechen. »Weißt du, wir müssen nicht zurückkehren.«
    Jenna stolperte. »Du willst sie einfach sterben lassen?«
    »Wir würden überleben.«
    »Was, die Art erhalten?«
    »Wenn du es so ausdrücken willst.«
    »Du glaubst also, dass ich bei dir bleiben würde, wenn du einfach davonläufst, und gar noch … zur Arterhaltung beitragen würde.«
    »Würdest du das nicht?«
    »Du weißt, dass ich das nicht tun würde«, stieß sie keuchend hervor. »Nicht nach all der Zeit, die wir mit ihnen verbracht haben.« Sie riss ihre ineinander verschränkten Finger hoch. »Ich weiß nicht, was das hier ist, aber es ist nicht genug, um mich dazu zu bringen, meine Freunde sterben zu lassen.«
    Es sind auch meine Freunde.
    »Wie bitte, John?« Ihre zuckersüße Stimme schoss ihm die Wirbelsäule hinauf.
    »Ich habe gesagt, dass sie auch meine Freunde sind.«
    Sie schüttelte den Kopf und lachte halb. »Du hast eine reichlich kranke Art, das zu zeigen.«
    »Ich halte nichts davon, viel Aufhebens darum zu machen, wenn Tru zu mir kommt, damit ich seine Schnittwunden reinige.« Es hätte ihn nicht erregen sollen, sie zu überraschen, aber manchmal war die Versuchung einfach so süß, dass er ihr nicht widerstehen konnte.
    »Du«, begann sie. »Du hilfst ihm?«
    »Ich versuche es.« Er sprach nicht gern über Tru, dachte noch nicht einmal gern an ihn. Es war, wie in einen Spiegel zu starren, auf eine traurige

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