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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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ein Zeichen ihres Leidens war.
    Mir Kraft zu verleihen, wenn ich nachlasse, hatte sie gesagt.
    Sie schien eher einen Freund als einen Beschützer zu wollen, was für ihn keinen Sinn ergab. Was nützte ihr ein Freund, der sie nicht beschützen konnte?
    Aber was schadete es? Sie hätten eigentlich längst tot sein sollen und würden es vielleicht schon vor Sonnenuntergang sein. Wenn sie nicht vor Einbruch der Nacht zu einem Unterschlupf gelangten, wenn sie die Ersatzdichtung nicht auftreiben konnten, wenn die Monster noch einmal angriffen … Zu viele Möglichkeiten. Er hatte versucht, sie abzuwenden, jede einzelne. Ganz allein.
    Und doch wollte sie nur seine verdammte Hand halten.
    »Stimmt«, sagte er grob.
    Sie neigte den Kopf, sodass die offenen Haare ihr über die Wangenknochen baumelten. Sie ließ die Schultern hängen. Sie würde durchhalten, wie sie es immer getan hatte – um zu überleben und um seinetwillen.
    »Jenna?« Sanft und immer noch in großer Angst, dass sie ihn zurückweisen würde, legte er die Hand in ihren Nacken. Sie entzog sich ihm nicht. Das gab ihm Kraft. »Wir müssen durchhalten. Aber ich habe dich gefragt, ob alles in Ordnung ist, weil … ich es wissen will.«
    Er zog ihr den Rucksack von den Schultern. Ein leises Seufzen entschlüpfte ihren Lippen.
    »Komm schon. Zwei Minuten werden uns nicht umbringen.« Er versuchte, einen heiteren Tonfall anzuschlagen, aber es gelang ihm nicht.
    »Das ist mir neu.«
    »Mir auch.«
    Die Andeutung eines Lächelns. Nicht viel, aber er klammerte sich an diese Ermutigung. Immer noch misstrauisch umfasste er ihre Oberarme und zog sie behutsam an seine Brust. Mit knetenden Bewegungen massierte er ihr Nacken und Schultern, um seinen eigenen Frust abzureagieren. Ihr Körper schmolz unter seinen Händen dahin. Ihr Stöhnen war eher ein Vibrieren an seinem Brustbein als ein Geräusch.
    Sie hatte sich entspannt, aber er wusste, dass sie sich bewusst dafür entschieden hatte, den Kopf an seine Brust zu lehnen. Er nahm es wie ein Geschenk an. Ihre Haare kitzelten ihn in der Nase, ließen ihren Duft über seine zerfaserten, gequälten Sinne strömen. Ja, bitte. Etwas anderes als Tod und Trotz und furchtgetränktes Adrenalin.
    Gott, ist es das, was sie gemeint hat?
    Ja . Er wusste es tief in den Knochen. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie beide etwas Besseres fanden, wofür sie kämpfen konnten.
    »Sag’s mir. Keine Tricks. Keine Spielchen.« Mason drehte sie um und hob ihr Gesicht zu seinem. Große grüne Augen erwiderten seinen Blick. Ihr Kinn zitterte. Er hatte noch nie gesehen, dass jemand, der so zupackend war, derart jung und verloren wirkte. »Ich frage dich noch einmal. Alles in Ordnung?«
    » Nein .«
    Dann setzte sie ihn der ganzen Last ihrer Furcht aus. Geistige Bilder, die einen Zeitraum von Wochen umspannten. Schlaflose Nächte und Tage, die aus Stunden des Entsetzens bestanden. Mason brach beinahe unter der Bürde dieser ungefilterten, brodelnden Emotionen zusammen, aber er hielt sich aufrecht. Er schlang die Arme um sie und hielt sie fest. Keine Leidenschaft. Keine Feindseligkeit. Sie klammerten sich einfach in einer Umarmung aneinander, die ihm das Herz aufriss.
    Er wusste nicht, was er mit ihren Tränen anfangen sollte, also legte er die Arme noch fester um ihren zitternden Körper und öffnete sich. Vielleicht konnte er der Trost sein, den sie benötigte. Und als er sie so hielt und in sich aufsog, löste sich der Schraubstock um seine Brust, wenn auch nur ein klein wenig.
    »Nein, mit mir ist nicht alles in Ordnung«, sagte sie. Seine Jacke dämpfte die Worte. »Und das hier … das ist einfach beschissen .«
    Mason lachte leise. »Ja, ist es auch.«
    »Es ist nicht fair … Aber das darf ich nicht sagen, oder, weil ich ja zumindest nicht tot bin?«
    »Du darfst es sagen.« Er sah sich in dem stillen, verwunschenen Wald um. »Ich verrate es auch niemandem.«
    »Und ich hasse es, dass es nie vorbei sein wird. Du kannst mir noch nicht einmal in vollem Ernst sagen, dass schon alles wieder ins Lot kommen wird, vielleicht nicht gleich, aber irgendwann.«
    »Das kann ich dir tatsächlich nicht sagen, nicht, wenn ich nicht lüge. Willst du, dass ich das tue?«
    »Was das betrifft?« Sie lachte mit zitternder Stimme. »Ja, manchmal will ich das.«
    Mason küsste sie auf die Schläfe. »Das werde ich mir merken. Noch etwas, da wir schon bei der Beichte sind?«
    »Manchmal hasse ich dich dafür, dass du mich gerettet hast.«
    Mason nahm die schwarze

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