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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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wie er für sie zu werden begann.
    Aber wenn es wirklich um Leben und Tod ging, dann musste sie die Dinge hinnehmen, wie sie waren.
    Jenna seufzte und stapfte weiter. Sie spitzte die Ohren, rechnete mit den Geräuschen einer Verfolgungsjagd und Geheul im Wind, aber es war gespenstisch still. Ihr Gewehr wog mit jeder Minute, die verstrich, schwerer.
    Noch unheilverkündender war, dass sie bisher kein Anzeichen von Leben gesehen hatte. Wenn man im Winter zeltete, war es immer ruhig, da viele Tiere Winterschlaf hielten oder nach Süden flogen. Aber die Stille machte sie nervös. Sie war zu umfassend. Als sie einen Blick über die Schulter warf und ihre Spuren im Schnee sah, erschauerte sie. So allein.
    »Sollten wir Kiefernnadeln nehmen, um die Fährte auszulöschen, oder so etwas?«
    Mason zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich spüren sie uns anhand unseres Geruchs auf. Jägertricks würden uns nur aufhalten.«
    Die Wolken dräuten dunkelgrau, rissen aber am Ende auf. Federleichter Schnee begann zu fallen. Im Wandern blickte Jenna durch die dunklen Bäume und hielt Ausschau nach einem Fetzen Himmel.
    Sie waren seit etwa vier Stunden unterwegs, als Mason einen umgestürzten Baum fand und den Schnee darauf wegfegte. Jenna setzte sich erschöpft und dankbar hin. Sie wusste nicht, wie sie den Rest der Reise überstehen sollte, aber vielleicht konnte sie aus schierer Sturheit durchhalten. Mason bot ihr Dörrfleisch und einen Schluck Wasser an.
    »Du verbrauchst mehr Energie, wenn du versuchst, warm zu bleiben. Iss.«
    Irgendetwas machte sie tapfer, vielleicht nur, dass sie nichts mehr zu verlieren hatte. »Heißt dass, dass ich dir wichtig bin?«
    Seine unglaublich dichten Wimpern flatterten eisüberkrustet auf seine kantigen Wangen hinab. Das Schweigen zog sich in die Länge, und Jenna sah beiseite. Sie aß ihr Dörrfleisch, ohne noch auf eine Antwort zu hoffen.
    »Ja«, sagte er am Ende. »Du bist mir wichtig.«
    Ihr Herzschlag pochte ihr in den Ohren. Mason starrte auf den Boden zwischen seinen Füßen und trat mit den Stiefeln rautenförmige Muster in den Schnee. Er hatte die Hände beiderseits von sich auf den Baumstamm gestützt. Ohne nachzudenken, hob Jenna seine rechte Hand und presste sie sich an die Wange, führte die Berührung zu Ende, die er ihr vorhin angeboten hatte.
    »Nicht nur als Mitchs Tochter? Nicht nur als Versprechen, das du halten musst?«
    Er atmete aus, als ob es ihm wehtäte. »Ja. Ich finde nicht die richtigen Worte, Jenna, aber … Verdammt, dich zu begehren ist wie ein Messer in meinen Eingeweiden.«
    Das war genug – sogar mehr, als sie erwartet hatte. Aber ihr fehlte der Mut, um noch mehr zu bitten. Das hier würde reichen, sie die Kälte überstehen zu lassen. Ein Teil von ihr sagte, dass es schön dämlich von ihr war, gierig die Krümel zu verschlingen, die von seinem Tisch fielen, aber sie konnte einfach nicht anders. Er bedeutete ihr so viel.
    Mason zog sie auf die Beine. »Die Pause ist vorbei.«

26
    Jenna hätte seinen Schädel mit Schmirgelpapier bearbeiten und doch weniger Schaden anrichten können, derart aufgescheuert fühlte Mason sich innerlich wie äußerlich. Seit der ersten Berührung hatte er die knisternde, gefährliche Mischung aus Sex und Gewalt gespürt. Jenna hatte seine Selbstbeherrschung beinahe komplett zerstört. Sie erwürgen. Sie ficken. Beides klang verdammt gut.
    Wie war es nur so weit gekommen?
    Während er weiter durch den Wald stapfte und seine Beine immer schwerer wurden, drängte er die Übelkeit in seinen Magen zurück. Äste schwangen im auffrischenden Wind hin und her, was sein Schwindelgefühl nur noch verstärkte. Jenna hatte ihn gezwungen, die abscheulichste Wahrheit überhaupt einzugestehen – keine körperliche Schwäche, aber die Wahrheit über das, was er empfand. Quälende Gefühle.
    Er zog einen Kompass aus der Brusttasche seiner Uniformjacke und überprüfte, wie weit sie vorangekommen waren. »Noch zwei Stunden, schätze ich.«
    Jenna trat neben ihn und nickte. Die Haut, die ihre Augen umgab, war angespannt, und ihre Mundwinkel waren fast zu einer Grimasse herabgezogen.
    Er durchschaute sie, nicht ihren Verstand, aber ihren Körper. Erschöpfung. Resignation.
    »Alles in Ordnung?«
    Sie richtete ihre smaragdgrünen Augen auf ihn. »Klar. Ich habe ja keine Wahl, oder?«
    Mason schnaufte kräftig und knirschte mit den Backenzähnen, aber er fasste seine Unzufriedenheit nicht in Worte, da er eben erst herausgefunden hatte, dass ihr Sarkasmus

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