Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
Gesicht. »Das hast du mir gezeigt, weißt du noch? Wie es sein könnte.«
Sie nickte mit glänzenden Augen, kniete sich hin und drehte ihn herum, bis er im Schneidersitz mit gekrümmtem Rücken dasaß. Sie schlüpfte hinter ihn und strich ihm mit den Händen über die Haut, über jede schmerzende Erhebung aus Narbengewebe, die seinen Rücken verunstaltete.
Warme Lippen und feuchtes Haar folgten ihren Händen. Sie fuhr mit sanften Küssen wieder und wieder über diese alten Wunden, bis der Schmerz nur noch eine Erinnerung war – eine dunkle, verzerrte Erinnerung, die sie niemals zurückkehren lassen würde, das Versprechen entnahm er den schmerzlichen Zärtlichkeiten.
Erschauernd rief er nach ihr. Vielleicht mit Worten. Vielleicht mit dem Körper oder mit dem Verstand. Aber sie kam zu ihm, aus fließender Anmut geschaffen. Sie ließ sich auf seinem Schoß nieder, umfing ihn mit einem Feuer, das brannte, reinigte und ihn befreite. Wo Mason vorher hektisch in sie hineingehämmert hatte, gab sie nun ein anderes Tempo vor, ließ sich auf und ab gleiten. Ganz langsam. Er fing ihre Brustwarze mit dem Mund ein und saugte mit bedächtiger Zärtlichkeit daran. Ihr Stöhnen ließ seine Verteidigungswälle zusammenbrechen und entblößte ihn bis auf die Knochen.
Sie drückte den Rücken durch und schrie auf. Sogar als sie abermals zum Höhepunkt gelangte, zog sie jede Empfindung in die Länge, ließ das Becken kreisen und drückte seinen Kopf an ihre Brust.
Mason schlang die Arme um sie und hielt sie mit der Inbrunst eines Sterbenden fest – nur noch einen Atemzug, einen Moment! Noch einen Stoß. Aber er konnte sich nicht zurückhalten. Er streckte vor ihr die Waffen. Er bäumte sich in einem heftigen, heißen Orgasmus auf.
»Jenna«, stöhnte er. Und als er sich die Lippen leckte, schmeckte er das Salz seiner eigenen Tränen.
29
Es kam ihr falsch vor, so glücklich zu sein.
Gott allein wusste, was in der Forschungsstation vorging, aber Jenna konnte sich nicht dazu zwingen, sich darum Sorgen zu machen. Nicht jetzt. Die Zeit gehörte ihr und Mason. Dieser Tag, der offiziell dem Ausruhen vor der langen Wanderung zurück gewidmet war, musste von äußeren Einflüssen unangetastet bleiben.
Nachdem sie sich geliebt hatten – und es gab keinen anderen Ausdruck dafür –, lehnte sich Jenna in seinen Armen zurück, den Kopf unter sein Kinn geschmiegt. Sie hätte nie geglaubt, dass er zu solcher Zärtlichkeit fähig war, aber seine Hände fuhren ihr mit träger Behutsamkeit durchs Haar. Sein Herz schlug im Gleichtakt mit ihrem.
Sie lächelte und drehte sich um, sodass sie einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte, das im sepiafarbenen Halbdunkel weicher wirkte. Trotz des Rings von Taschenlampen war es in dem geschlossenen Gartenzelt nicht hell. Die Sonne war aufgegangen, aber sie waren zu weit von den Fenstern entfernt. Umso besser. Sie wollte nichts mit den fürchterlichen Dingen dort draußen zu tun haben.
»Ich liebe deine Stimme«, murmelte sie verträumt und nickte beinahe ein.
Er regte sich hinter ihr. »Tatsächlich?«
»Sogar wenn du mir sagst, was ich tun soll, ist das sexy. Rau. Ich könnte allein schon vom Zuhören einen Orgasmus bekommen.«
»Hm.«
»Hast du vor, die Probe aufs Exempel zu machen?«
Mason berührte mit dem Mund ihr Ohr und brummte: »Vielleicht.«
Ein Schauer durchlief sie. »Du hast viel Übung darin, schmutzige Sachen zu sagen, oder?«
Aber ihre Frage sorgte dafür, dass sie unwillkommene, heftige Gewissensbisse spürte. Zum ersten Mal verstand sie, wie Mason sich gefühlt haben musste, als sie Chris so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Der Gedanke, Mason könnte irgendeine andere Frau berühren, war ihr unerträglich.
Du gehörst mir.
Er hatte es ausgesprochen, aber sie empfand es auch.
»Nein«, sagte er schlicht.
Jenna versuchte, sich ihr Behagen nicht sichtbar anmerken zu lassen. Eine Liste früherer Geliebter aufzustellen war sinnlos. Die meisten von ihnen mussten inzwischen tot sein. Er lachte leise, als hätte er einen Blick auf ihr Gefühl erhascht. Zum Trost oder zur Beruhigung streichelte er ihre Taille. Sie ertastete ihre Haut aus seiner Sicht, wenn er sie berührte, so seltsam das auch klingen mochte.
Wie Satin. Mein Gott, wie weich sie ist. Kann ich das tun, wann immer ich will …
Ihr stockte der Atem. Sein unausgesprochenes Staunen richtete verrückte Dinge in ihrem Inneren an.
Sie hatte noch nie so viel Zeit nackt verbracht. Sie hatten keine Kleidung zum
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