Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)
fallen. Das hochauflösende Bild wirkte wie aus Disneyland. Der Wandel lag noch gar nicht so lange zurück, aber er konnte sich niemanden mehr vorstellen, der danach strebte, solch einen Traum von hellen Fenstern und polierten Theken in die Tat umzusetzen. Teppichboden. Jalousien. Exotisches Hartholz. Wer würde das alles noch brauchen? Die Leute da draußen, die das Glück hatten, noch am Leben zu sein, würden sich mit einer trockenen Höhle zufriedengeben.
Die Unterarme über die Knie gelegt ließ er seinen Körper zur Ruhe kommen und seine Augenlider auf Halbmast sinken. Er ließ seinen Verstand treiben und fand Jenna. Das tat er immer, in einer geheimnisvollen, magischen Weise, die sich logischer Betrachtung entzog. Aber wer brauchte schon Logik, wenn er sie so sehen konnte? Sie stand nackt vor dem Grill, umrahmt vom Eingang des geschlossenen Gartenzelts. Die rostrote Glut überzog ihre Haut mit einem warmen Lichtschein. Sie hob einen der teuren Sämischledervorhänge hoch, die er in Streifen geschnitten hatte, um Waschlappen zu gewinnen, ließ das Material dann über ihren Hals gleiten und genoss seine Weichheit. Er spürte ihr Erschauern eher, als dass er es sah.
Sein Glied wurde steif. Angespannte Muskeln zogen sich zusammen und schmerzten. Aber er rührte sie nicht. Sie so zu beobachten – voyeuristisch, beinahe wie in einem Tagtraum – kam ihm sicherer vor. Er war so brutal gewesen. Das waren sie beide gewesen, hatten einander so grausam gefickt, wie ein Paar es nur konnte. Ein großer Teil von ihm vertraute nicht darauf, dass er es auch nur in Ansätzen anders machen würde, wenn sie es noch einmal versuchten. Das Nehmen fiel ihm immer noch leichter als das Geben, selbst nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten.
Aber das war nur eine Ausrede. Er war ein Feigling. Er brauchte mehr von ihr, das bisschen Zärtlichkeit, das sie ihm damals im Beobachtungsturm in Gedanken geboten hatte. Sie hatte ihn berührt, ihn getröstet und ihm gezeigt, wie es hätte sein können, bevor sie ihn dann wie eine heiße Kartoffel hatte fallen lassen.
Er schluckte schwer. Nein, er traute weder sich selbst noch Jenna. Nicht vollständig. Also beobachtete er sie aus der Ferne.
Sie befeuchtete den Lappen und rieb Handseife aus einer Nachfüllpackung darauf, bis sich Schaum bildete. Sie rieb sich damit über die Arme und Schultern, wusch sich unter den Achseln und begann dann, sich hinabzuarbeiten. Schlüsselbein, Busen, flacher, glatter Bauch. Ihre Brustwarzen versteiften sich in der Kälte. Mason stöhnte. Sie beugte sich vor und arbeitete sich von den Füßen an hoch. Ihre Brüste schwangen dabei leicht hin und her, und er wollte sie umfassen und massieren. Stattdessen rieb er sich mit einer Hand das Glied, das den Reißverschluss seiner Jeans zu sprengen drohte.
Das Walkie-Talkie knisterte. »Du bist ein Idiot.«
Mit immer noch geschlossenen Augen hob er den Hörer auf. »Ich beobachte dich gern.«
»Dann tu es doch persönlich.«
Begierde und Instinkt übermannten den letzten Rest Stolz, der ihm noch geblieben war. Er rannte auf direktem Weg zurück in die Gartenabteilung. Als er das Zelt erreichte, war alles so, wie er es vor seinem inneren Auge gesehen hatte, nur dass Jennas Haar jetzt tropfnass und sauber war. Sie strich sich eine Strähne aus den Augen und schlang sich dann ein Stück Sämischleder um den Kopf wie einen Turban. Als sie die Arme hob, reckten sich ihre nackten Brüste nach oben. Das Schwindelgefühl raubte Masons Muskeln alle Kraft, sodass er schwach und zitternd dastand.
Das ist zu viel.
Wir fangen doch gerade erst an.
Er ging zu ihr hinüber. Wenn seine Füße noch mit seinem Körper verbunden waren, dann waren sie taub geworden. Jenna tauchte den Waschlappen ins Wasser und wrang ihn aus. Dann warf sie ihm einen Blick zu, den er nicht deuten konnte, der ihn aber dennoch versengte.
»Ich habe eine Stelle ausgelassen.« Sie streckte ihm den Lappen hin, von dem immer noch leise Wasser auf den Boden tropfte.
Mason nahm ihn und wunderte sich nicht, seine Hand zittern zu sehen. Sein nackter Brustkorb streifte ihren. Ihre Finger verschränkten sich, während ihre Körper miteinander flirteten. Er atmete scharf ein. Jenna … schnurrte einfach.
»Wo?«
Sie stupste seine Hand auf die Hitze zwischen ihren Beinen zu. »Hier.«
Die Luft zischte in seiner Lunge, aber er war entschlossen, einen Fetzen der Beherrschung zurückzugewinnen, die sie ihm geraubt hatte. Wenn sie seine Berührung
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