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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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waren, ergriff Hayden die Gelegenheit, sein Glas zu erheben. »Ich möchte einen Toast ausbringen, meine Herren, auch wenn er ungenießbar ist für die hier Versammelten, da wir bei unserer vorzeitigen Rückkehr womöglich auf weitere Prisen verzichten müssen. Für mich sind Sie die besten Offiziere, die ich mir vorstellen kann. Gentlemen.« Er erhob sein Glas und trank den Männern zu, die an seinem Tisch saßen.
    »Es ist in der Tat ein ungenießbarer Toast«, stimmte Hawthorne zu, »denn wir können uns nicht selbst zuprosten. Daher muss ich sagen – auf Kapitän Hayden, Vollkapitän oder nicht. Er brachte den Konvoi durch, als Pool uns im Stich ließ, er versenkte eine Fregatte und einen Vierundsiebziger, brachte uns aus Toulon heraus, als wir um ein Haar in Gefangenschaft geraten wären, er schleppte Geschütze auf die Bergspitze und enterte eine französische Fregatte.«
    »Auf Kapitän Hayden«, sagten die anderen.
    Hayden fehlten einen Augenblick lang die Worte bei dieser kleinen Zeremonie, so aufgewühlt war er.
    Ein Lied wurde angestimmt, das so melancholisch war wie die Stimmung.
    Schließlich war die Mahlzeit, zum Bedauern der meisten, zu Ende, und während die Offiziere aus der Messe strömten, bat Hayden den Master, ihn in der Kajüte aufzusuchen.
    Als Barthe Augenblicke später eintrat, erhob sich Hayden von der Bank an der Heckgalerie und schritt nachdenklich auf und ab.
    »Mr Barthe«, begann er und wandte sich dem Master zu, der Platz genommen hatte und mit geröteten Wangen dasaß, obwohl er an diesem Abend nicht dem Alkohol zugesprochen hatte. »Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?«
    Diese Bitte schien den Master zu erstaunen, denn er lehnte sich mit einem Ausdruck von Verwunderung auf seinem Stuhl zurück. »Gewiss, Sir.«
    »Wissen Sie vielleicht, warum Lord Hood sich dagegen entschieden hat, mir eine Stellung als Vollkapitän anzubieten?«
    Barthe rutschte sichtlich unbehaglich auf dem Stuhl hin und her und hielt sich mit einer Hand an der Tischkante fest. »Sie kennen doch die Navy, Sir. Immer gibt es Gerüchte, die meisten sind unbegründet, wenn nicht gar reine Erfindung ...« Er brach den Satz ab.
    »Es liegt mir fern, Sie zu bitten, etwas Vertrauliches auszuplaudern, Mr Barthe«, fügte Hayden schnell hinzu. »Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie darüber nicht frei sprechen dürfen ...«
    »Das ist es gar nicht, Kapitän – natürlich werde ich nicht darlegen, wie ich an dieses Wissen gekommen bin ...« Wieder erstarb die Stimme des Masters, und einen Moment lang schaute er auf seine Knie. Nach einem kurzen Nicken mit dem Kopf schaute er auf. »Ich kann nicht einschätzen, ob es wahr ist, Sir, aber ich erfuhr, dass Lord Hood Ihnen nie die Stellung anbieten wird, weil ihm bewusst war, dass die Admiralität seine Entscheidung nicht bestätigen würde. Er sah voraus, dass dies Anlass zu peinlichen Szenen geben würde, und das wollte er Ihnen sicherlich ersparen.«
    »Ach so«, sagte Hayden und atmete auf. »Und wieso kann die Admiralität meine Beförderung nicht gutheißen? Ich glaube, mich kennt nur der Erste Sekretär dort. Denn bislang wusste eigentlich niemand sonst in diesem Gebäude von meiner Existenz.«
    »So scheint es, Sir«, antwortete Barthe sehr leise. »Ich weiß auch nicht, Kapitän, aber es muss dort jemanden geben, der sehr vertraut ist mit dem Namen Hayden . Das Gerücht, das mir zu Ohren kam, besagt, dass es da mehr als nur einen Mann gab, der sich Hoffnungen machte, das Herz Ihrer Frau Mutter zu erobern – vor vielen Jahren. Doch diese Hoffnungen zerbrachen, als Ihre Mutter Ihren Vater kennenlernte.«
    Hayden war verblüfft. »Mr Barthe – wenn es sich wirklich so zugetragen hat, dann ist es aber schon mehr als fünfundzwanzig Jahre her. Enttäuschte Hoffnungen und Groll halten sich nicht so lange, und außerdem glaube ich nicht, dass irgendein Beteiligter Rache an dem Kind dieser Verbindung nehmen will. Wir sind schließlich keine Korsen.«
    Der Master zuckte mit den Schultern. »Das wäre allerdings sehr engstirnig, und vielleicht ist es ja auch nicht wahr, aber man erzählte mir, dass einige Herren in der Admiralität entschlossen sind, Ihre Beförderung zu verhindern. Lord Hood hat getan, was er konnte, und hat Ihnen weiterhin das Kommando über die Themis überlassen. Mir scheint, Sie sind da zwischen die Fronten geraten. Ein Gentleman drückt Sie zu Boden, der andere zieht Sie wieder auf die Beine. Mit dem Ergebnis, dass Sie weder vor noch zurück können.

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