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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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erledigen Sie das jetzt gleich, da es windstill ist und es kaum Wellengang gibt. Bedauerlicherweise setzen Ihre Maate Sie nicht über den Zustand der Takelage in Kenntnis, Mr Franks. So geht das nicht.«
    Franks’ Gesicht lief vor lauter Verlegenheit ganz rot an. »Das ist bei ihnen keine Absicht, Sir. Es liegt daran, dass sie von diesen Dingen wenig verstehen.«
    »Das ist ein Bereich«, antwortete Hayden ernst, »in dem mangelndes Verständnis nicht geduldet werden kann. Denken Sie über eine Lösung des Problems nach, Mr Franks. Wir sprechen dann später wieder darüber. Machen Sie weiter.«
    Franks entfernte sich und rief gereizt nach seinen Maaten. Zwei Männer, die nicht mit dem nötigen Einsatz arbeiteten, knurrte er bissig an, und auf die Schultern des einen ließ er sogar seinen Rohrstock niedersausen.
    Hayden rief nach Mr Barthe und erwartete ihn an der Heckreling. Der Master kam mit watschelndem, steifem Gang über das Deck zu Hayden und tippte an seinen Hut.
    »Mr Barthe, wir können mit Mr Franks nicht so weitermachen wie bisher. Es ist unerträglich, dass wir keinen kompetenten Bootsmann haben.«
    Als Barthe dies hörte, glitt ein sehr ernster Ausdruck über sein Gesicht. »Mr Franks versieht seine Pflichten sehr gewissenhaft, Kapitän.«
    »Ich würde auch nie etwas anderes behaupten, aber er beherrscht seinen Aufgabenbereich immer noch nicht, und das ist an Bord eines Kriegsschiffes nicht hinnehmbar.«
    »Er hat große Fortschritte gemacht, Sir. Ich habe das selbst gesehen.«
    »Ja. Wenn er der Maat eines Bootsmanns wäre, dann wäre das anerkennenswert, aber das ist er eben nicht.«
    Barthe machte ein betrübtes Gesicht. »Er wird es sehr schwer verwinden, Sir, wenn Sie ihm seinen Aufgabenbereich nehmen.«
    »Das ist mir klar, und es ist jetzt auch gar nicht meine Absicht – denn durch wen sollte ich ihn ersetzen? Nein, ich beabsichtige, Gordon, seinen Maat, abzusetzen, den ich nie als Vollmatrosen eingestuft hätte, wenn ich damals das Kommando gehabt hätte. Ich will einen fähigen Mann an seine Stelle setzen, deshalb bespreche ich jetzt all dies mit Ihnen. Es ist höchst bedauerlich, dass wir Aldrich nicht als Maat des Bootsmanns haben können. Aber gibt es nicht irgendjemanden, den Sie empfehlen können?«
    Barthe presste seine fleischige Hand an eine Schläfe. »Es gibt zweifellos einige fähige Seeleute, Sir, aber Männer, die ich mir eines Tages als Bootsmann vorstellen könnte ...? Diese Tätigkeit verlangt viel Einsatz und bringt wenig ein.«
    »Würden Sie für drei Monate ohne Dryden auskommen können, Mr Barthe? Bis dahin wird Mr Franks sicher wieder gut laufen können, und Dryden könnte die Ausbildung von Franks und seinem Maat zu Ende bringen. Gordon werde ich allerdings von seinen Aufgaben entbinden und Coffey an seine Stelle setzen. Ich weiß, dass das eine Zumutung ist, aber zum Besten des Schiffes müssen Opfer gebracht werden.« Dabei dachte Hayden mit einem schlechten Gewissen an Admiral Cotton. Er selbst war nämlich nicht sofort bereit gewesen, zum Besten der Marine Opfer zu bringen, als der Admiral dies verlangte.
    Barthe dachte einen Augenblick darüber nach. »Wen wollen Sie mir geben, der seinen Platz einnimmt?«, fragte er mit einer gewissen Zurückhaltung.
    »Wen möchten Sie haben?«
    »Mr Gould«, erwiderte Barthe ohne zu zögern.
    »Gould?«, antwortete Hayden erstaunt. »Der hat ja kaum seine Stiefel nass. Es muss doch einen anderen geben, der diese Stelle kompetenter ausfüllt.«
    »Gould mag neu an Bord sein, Kapitän, aber ich habe noch keinen erlebt, der so schnell lernt. Man braucht ihm nie etwas zweimal zu sagen. Spätestens wenn wir Gibraltar erreichen, wird er so weit sein, dass er, natürlich abgesehen von seinen nur wenigen Jahren zur See, für einen Leutnant durchgehen kann, das schwöre ich. Ich habe noch nie jemanden wie ihn kennengelernt.«
    Diesmal war es Hayden, der eine gewisse Zurückhaltung zeigte.
    »Zu einem guten Offizier gehört es, dass er alle Aufgaben eines Masters beherrscht«, fuhr Barthe fort.
    »Dann können Sie ihn haben, Mr Barthe, aber er bleibt für die Zeit, während der er unter Ihnen Dienst tut, Midshipman.« Hayden hielt einen Augenblick inne, dann fuhr er fort: »Ich glaube, das wird eine gute Ausbildung für ihn sein. Ich werde Mr Franks von unserer Entscheidung in Kenntnis setzen, und Sie können mit Dryden sprechen. Ich will auch Gould informieren.« Dann blickte Hayden zum Horizont, wo er und Wickham glaubten, ein Segel

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