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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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er die Suche nach den ihm unterstellten Schiffen so schnell aufgegeben hatte, aber mehr würde ihm nicht geschehen. Mit Sicherheit gäbe es kein Kriegsgerichtsverfahren. Und falls Pool den französischen Vierundsiebziger genommen oder auch nur erheblich beschädigt haben sollte, würde er höchstwahrscheinlich noch beglückwünscht, wenn nicht sogar belohnt werden.
    Hayden kletterte die Wanten hinauf, teils um den Fortgang der Reparaturarbeiten zu inspizieren, teils um das Meer ringsum abzusuchen. Von den Marsstengepardunen an bewegte er sein Glas langsam um den Horizont herum. Da war ein schwacher, fast nicht wahrnehmbarer rötlich-brauner Punkt im Nordosten – vielleicht ein Segel, vielleicht aber auch gar nichts.
    Hayden rief den Männern, die unten arbeiteten, zu: »Rufen Sie bitte Mr Wickham.«
    Einen Augenblick später stand der kürzlich vom Midshipman zum Dritten Leutnant Beförderte oben neben Hayden, der ihm sein Glas reichte.
    Hayden wies mit der Hand auf die große Fläche des Atlantik. »Können Sie im Nordosten den Punkt sehen, Mr Wickham? Vielleicht ein Segel?«
    Wickham stützte das Glas auf eine Hand, mit der er ein Stag umfasste. Mehrere Atemzüge lang schwieg er.
    Dann sagte er: »Ich glaube, es ist ein Segel, Kapitän Hayden, ich kann aber die Art des Segels und die Nationalität nicht erkennen. So viel kann ich Ihnen aber sagen: Das Schiff wird vom Wind getrieben.«
    »Verdammt! Wenn der Wind es zu uns treibt, sollten wir nur hoffen, dass es Pool ist. Aber vielleicht wird der Wind vorher für uns einspringen und uns auf die offene See hinaus segeln lassen. Ich frage mich, ob die uns gesehen haben. Sie können wohl nicht ausmachen, in welche Richtung das Schiff segelt?«
    Wickham hob das Teleskop nochmals an die Augen und schaute einen Augenblick lang durch das Rund der Linse. Dann schüttelte er den Kopf: »Nein, Sir, leider nicht.«
    »Übergeben Sie Ihre Aufgaben einstweilen an Archer und bleiben Sie bitte eine Weile hier. Ich möchte zu gern wissen, welchen Kurs das Schiff eingeschlagen hat.«
    »Aye, Sir.«
    Hayden nahm sein Glas wieder an sich und blickte der Reihe nach auf jedes einzelne Schiff seines verstreuten Konvois. Alle hoben und senkten sich langsam im Rhythmus der Grunddünung. Dabei beobachtete er bei einigen mehr Rollbewegungen, als eigentlich zu erwarten war. Insgesamt bestand der Konvoi aus dreißig Transportschiffen, von denen glücklicherweise nicht mehr als eines infolge der Kollision verloren gegangen war. Aber immer noch lagen viele Seemeilen vor ihnen.
    Hayden nickte Wickham kurz zu und kletterte dann nach unten, wobei er seinen Blick prüfend über die Takelage gleiten ließ. Franks, der Bootsmann, war unter seinem früheren Kapitän Hart unberechtigterweise befördert und dann aber an einer angemessenen Ausbildung gehindert worden. Dies war eine der zahlreichen Methoden, die Hart sich ausgedacht hatte, um seine Mannschaft zu drangsalieren, nämlich sie in Unwissenheit zu lassen und dafür auch noch zu beschimpfen, wenn es ihm gerade in den Sinn kam. Wenn Barthe und seine Maate nicht gewesen wären, hätte die Themis höchstwahrscheinlich einen Mast verloren. So wie es nun war, mussten der Großmast und der Besanmast nur ausgebessert werden, die aufgrund der unzureichend gewarteten Takelage Schaden genommen hatten.
    Vielleicht hatte Franks seine Stellung als Bootsmann tatsächlich nicht verdient, er hatte aber, seit Hayden an Bord gekommen war, alles in seiner Macht Stehende getan, um sich gründliche Kenntnisse in seinem Aufgabenbereich zu erwerben. Nachteilig war nur, dass Franks sehr langsam lernte und außerdem durch seinen gebrochenen Fuß daran gehindert wurde, oben in den Masten zu arbeiten. Hayden hätte sich fast entschieden, ihn zu ersetzen, aber angesichts der Tatsache, dass Franks auf der letzten Fahrt unter dem verabscheuungswürdigen Kapitän Hart seinen Dienst gut und loyal versehen hatte, konnte er es nicht übers Herz bringen. Hinzu kam, dass der Bootsmann ihn an Deck beobachtete – immer in der Sorge, Hayden könnte eine Unzulänglichkeit an ihm entdecken, die seine Maate entweder nicht gesehen oder auf die sie ihn nicht hingewiesen hatten.
    Als Hayden das Deck erreichte, traf er den armen Franks, wie er mit schmerzverzerrtem Gesicht über die Gangway hinkte.
    »Ach hier sind Sie, Mr Franks. Der Block des Großstengestagsegels muss von Ihnen nachgesehen werden. Das Gehäuse ist geborsten. Und dasselbe Segel braucht ein neues Federstag. Am besten

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