Die letzte Eskorte: Roman
halten.
Cole trug als Einziger ein mürrisches Gesicht zur Schau. Kaum war Saint-Denis an Bord gekommen, hatte er ihn sofort für sich in Beschlag genommen. Gleich darauf führten sie eine geflüsterte Unterhaltung von solcher Vertrautheit, dass wenig Zweifel daran bestand, dass sich die beiden Leutnants schon vorher gekannt hatten.
Hayden räusperte sich und begann, als alle ihm ihre Aufmerksamkeit zugewandt hatten: »Ich danke Ihnen allen, dass Sie so schnell gekommen sind.«
Cole schnaubte verächtlich: »Hatten wir denn eine Wahl? Man hätte auf uns geschossen, wenn wir uns geweigert hätten.«
Hayden bemerkte zu seiner Genugtuung, dass die anderen Männer keine Zeichen der Zustimmung gaben. Sie wenigstens sahen die Notwendigkeit ein, dass Hayden das Kommando übernommen hatte.
»Ich hoffe immer noch, dass Kapitän Pool uns finden wird«, fuhr Hayden fort, »aber bis dahin müssen wir unsere Vorbereitungen selbst treffen. Mein Midshipman ist sicher, dass er einen Schoner gesehen hat, der an dem Morgen, als wir die französische Fregatte zuerst sahen, nach Norden hin vorbeisegelte. Wenn er mit einem französischen Geschwader zurückkommt, sind wir in einer sehr schlechten Lage, vor allem, wenn Kapitän Pool nicht zu uns stößt.« Hayden hielt einen Augenblick inne und überlegte, ob er seinen Plan als Vorschlag vorbringen und die Meinung der anderen hören oder die Männer gleich vor vollendete Tatsachen stellen sollte. Ein kurzer Blick in die aufmerksamen Gesichter ringsum und in das einzige mit mürrischem Blick entschied diese Frage. »Die Franzosen werden davon ausgehen, dass wir die kürzeste Route nehmen, die das Wetter zulässt, und werden uns auf der Route suchen. Deshalb werden wir Kurs auf den Atlantik nehmen, und zwar wenigstens neunzig Meilen hinaus, und segeln so nach Gibraltar.«
»Haben Sie denn nicht bedacht, Kapitän Hayden«, gab Cole zu bedenken, »dass es bei einem solchen Vorgehen außerordentlich unwahrscheinlich ist, dass Kapitän Pool uns je findet? Vielleicht ist das aber sogar Ihre Absicht?«
»Mr Cole, meine Absicht ist es, den Konvoi zu schützen und so schnell wie möglich nach Gibraltar zu segeln. Wir sind jetzt jedoch in einer schwierigen Situation, da wir unser stärkstes Schiff verloren haben. Daher besteht unsere größte Hoffnung darin, nicht von den Franzosen entdeckt zu werden. Für uns gibt es also kaum eine andere Option.«
Wieder gaben fast alle ihre Zustimmung zu erkennen.
»Wenn ich etwas vorschlagen darf, Sir«, meldete sich McIntosh, und die Art, wie er sich gab, war genauso wie bei ihrem früheren Zusammenkommen. »Vielleicht sollten wir einige unserer Transportschiffe als Kriegsschiffe erscheinen lassen. Wir haben in unserem Konvoi eine Anzahl Schiffe, die die Admiralität sogar kürzlich für eine solche Verwendung erworben und wie Kriegsschiffe ausgestattet hat. Ich bin ziemlich sicher, dass wir genügend Uniformen zusammenbekommen, um die Quarterdecks damit zu versorgen. Dann könnten wir so viele Seeleute von den anderen Schiffen einsetzen, um die Arbeit an den Segeln zu beschleunigen. Sie mögen es mit unseren eigenen Schiffen, was Geschicklichkeit angeht, nicht aufnehmen können, aber sie könnten durchaus einen Franzosen täuschen.«
»Ich hatte das auch erwogen, Kapitän McIntosh, mich aber dann gefragt, ob eine solche List, die im Übrigen oft angewandt wird, nicht zu leicht zu durchschauen wäre. Die Franzosen könnten dann auf unsere wirkliche, geringere Stärke schließen und etwas wagen, was sie sonst nicht wagen würden.«
Stewart lehnte sich ein wenig vor, um besser gesehen zu werden. »Wenn wir unsere Trojanischen Pferde so weit entfernt halten könnten von allen französischen Schiffen, die wir sehen, dann wäre es einen Versuch wert, Kapitän Hayden.«
Hayden war nicht sicher, ob die Beschreibung »Trojanische Pferde« passend war, von dem Argument war er aber durchaus beeindruckt. »Das könnte sein«, gab er zu. »Nehmen wir drei unserer Transportschiffe für eine gewisse Zeit in die Royal Navy auf. Das war Ihr Vorschlag, McIntosh. Wollen Sie das veranlassen?«
»Ja, Sir, wenn ich ein paar alte Uniformen von Ihnen erbitten dürfte – ausreichend für das Quarterdeck jedes Schiffes?«
Die anderen Offiziere gaben nickend ihr Einverständnis kund. Selbst Cole stimmte dieser speziellen Angelegenheit zu. Er tat dies aber wohl nur deshalb, so vermutete Hayden, weil diese Anregung nicht von ihm, Hayden, gekommen war.
»Ich werde einen
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