Die letzte Eskorte: Roman
Die Testakte verlangt nur, dass Gould zur Kirche von England gehört, und ich versichere Ihnen, dass das der Fall ist.«
»Nun, ich bin mit dieser Versicherung nicht zufrieden. Hat er die Eucharistie empfangen, öffentlich? «
»Diese Frage kann ich nicht beantworten, Dr. Worthing, und außerdem ist das eine Frage, die zu stellen ich nicht bereit bin.«
»Nicht bereit zu fragen! Dann werde ich diese Frage stellen. Ich will mit eigenen Augen sehen, dass er die Eucharistie vor Zeugen empfängt.«
Hayden geriet zunehmend in Wut. »Nicht an Bord meines Schiffes! Allein die Admiralität hat das Recht, eine solche Forderung zu stellen – und Sie sind nicht die Admiralität.«
»Sie weigern sich?« Die Empörung des Mannes erreichte neue Höhen.
Hayden richtete seinen Blick voll auf den Geistlichen und sprach dann mit unmissverständlicher Entschlossenheit, von der er hoffte, dass sie das ganze Gewicht seiner Überzeugung tragen würde: »An Bord meines Schiffes, Dr. Worthing, wird es keine Inquisition geben!«
»Und wie steht es eigentlich mit Ihnen, Mr Hayden? Sie weigern sich? Sind Sie insgeheim immer noch Papist, wie gemunkelt wird?«
»Ich glaube nicht, dass das meine Mannschaft irgendetwas angeht noch dass es sie überhaupt interessiert.«
»Da irren Sie sich, Mr Hayden.«
»Dr. Worthing, wenn Sie unter meiner Mannschaft Zwietracht säen sollten, dann werde ich Sie während der Dauer unserer Seereise in Ihrer Kabine unter Arrest halten.«
»Das würden Sie nicht wagen! Begreifen Sie denn nicht, welche Konsequenzen das hätte?«
»Im Gegenteil, ich begreife sehr wohl, welche Konsequenzen es hätte, wenn ich es nicht täte. An Bord dieses Schiffes ist es einmal zu einer Meuterei gekommen, eine zweite wird es nicht geben. Provozieren Sie meine Mannschaft nicht weiter, sonst sehe ich mich gezwungen ...«
Worthing unterbrach diese Drohung: »Ich will nicht mit einem Juden zu Tische sitzen.«
»Dann können Sie ja allein speisen.«
»Ich bin überzeugt, dass andere sich mir anschließen werden.«
»Nicht wenn sie Offiziere an Bord der Themis bleiben wollen.«
Die beiden Männer standen sich gegenüber und blitzten sich an. Es herrschte eine angespannte Pattsituation. Worthing war maßlos darüber aufgebracht, dass er Hayden seinen Willen nicht aufzwingen konnte. Und Hayden war nicht bereit, in irgendeiner Angelegenheit, und sei sie noch so unbedeutend, nachzugeben. Er hatte solche Worthings schon vorher erlebt: kleine Tyrannen. Wenn man ihnen den kleinen Finger reicht, wollen sie die ganze Hand. Im Unterschied zu Hart hatte Worthing nur seine kirchliche Autorität, die auf dem Schiff sehr wenig galt. »Gott sei Dank«, hätte Hayden jetzt fast hinzugefügt.
Plötzlich trat Worthing näher an Hayden heran. »Ich glaube, Mr Hayden, dass Sie wirklich Papist sind, und ich werde das meine Freunde bei der Admiralität wissen lassen.«
»Ihre einflussreichen Freunde bei der Admiralität werden durch eine solche Enthüllung sicher tief schockiert sein. Der Krieg gegen Frankreich wird im Vergleich dazu geradezu läppisch erscheinen. Zweifellos werden sie all ihre Kräfte von dem Bemühen abwenden, Britanniens Feinde zu schlagen, und sie stattdessen darauf konzentrieren, was sie schon lange hätten tun sollen, nämlich heimliche Papisten und Juden in der Königlichen Marine aufzuspüren.« Hayden wartete auf eine Antwort des Mannes und, als keine kam, sagte er: »Kommen Sie mit solchen Sachen nie wieder zu mir.«
Einen Augenblick lang dachte Hayden, dass Worthing etwas sagen oder möglicherweise schreien würde. Stattdessen aber flüchtete sich der Mann in die angeschlagene Würde des einsamen Unterdrückten und verließ fast geräuschlos den Raum.
Griffiths stand an der anderen Seite der Tür. Zweifellos wartete er, bis er an der Reihe war. Der Seesoldat zögerte, da er unsicher war, ob er den Schiffsarzt in einem solchen kritischen Augenblick ankündigen sollte.
»Sie möchten mich sprechen, Doktor?«, fragte Hayden.
Griffiths nickte.
»Kommen Sie doch bitte herein.«
Die Tür schloss sich hinter dem Arzt, der sowohl verlegen als auch aufgebracht aussah.
»Ich fürchte, Sie konnten nicht umhin, zumindest etwas von dem mit anzuhören, was gesprochen wurde?«, begann Hayden und sah den Schiffsarzt erwartungsvoll an.
»Nur dass er Sie beschuldigt hat, Papist zu sein, und gedroht hat, den Zorn seiner Freunde innerhalb der Admiralität auf Sie zu lenken. Eine leere Drohung, typisch für ihn. Wie kann er es
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