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Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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auf die Beine und tippte sich grüßend an die Stirn. »Ich brauchte dringend frische Luft, Sir. Ich hoffe, dass dies Ihre Zustimmung findet.«
    »Durchaus, Mr Ariss, wie könnte ich Ihnen diese Bitte abschlagen?« Hayden blieb stehen, als nur noch zwei Yards zwischen ihm und dem Gehilfen des Schiffsarztes lagen. »Wie geht es Ihnen, Mr Ariss?«
    Der Mann wirkte völlig erschöpft, seiner Stimme fehlte jegliche Kraft.
    »Ich komme schon zurecht, Sir. Nur leider werden immer mehr Männer krank. Wenn das so weitergeht, muss ich Sie bitten, den Quarantänebereich vergrößern zu lassen.«
    »Wie viele Kranke haben Sie im Augenblick zu versorgen?«
    »Zweiundzwanzig, Sir.« Ariss senkte die Stimme. »Ich muss Ihnen mitteilen, Kapitän, dass es unserem Doktor gar nicht gut geht.«
    Hayden suchte Halt an der Reling. »Eine schlimme Nachricht, Mr Ariss. Glauben Sie, dass er es dennoch schaffen wird?«
    Der Gehilfe zögerte. »Ich hoffe es sehr, Kapitän.« Doch mit seinem Zögern hatte er bereits mehr gesagt, als Hayden lieb sein konnte.
    »Sie haben ihn gewiss schon zur Ader gelassen?«
    »Habe ich, Sir, aber es bewirkte nicht viel, was nach meinen Erfahrungen eher ungewöhnlich ist.«
    Hayden war von dieser Nachricht so niedergeschmettert, dass er beinahe kraftlos an Deck gesunken wäre.
    In diesem Moment eilte Madison zu ihm. »Kapitän Hayden!«, drang die Stimme des Jungen aus dem Dunkel an Deck. »Mr Wickham glaubt, dass er ein Schiff leewärts gesehen hat!«
    Hayden musste handeln, aber zuvor galt es noch, eine Frage zu klären. »Mr Madison, stimmt es, dass Sie sich in der Mannschaft umgehört haben, um zu erfahren, ob Mr Smosh den Kranken helfen darf?«
    »Das habe ich, Sir. Ich glaube, die Männer würden es akzeptieren, Kapitän, solange Mr Smosh nicht in seiner Funktion als Pfarrer tätig wird.«
    »Dann steht Mr Smosh Ihnen von nun an zur Verfügung, Mr Ariss. Entschuldigen Sie mich jetzt.« Hayden hatte kaum zwei Schritte gemacht, da drehte er sich noch einmal zu dem Gehilfen des Schiffsarztes um. »Bitte tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende für Dr. Griffiths.«
    »Das werde ich, Sir.«
    Augenblicke später stand Hayden wieder an der Reling bei seinen Offizieren.
    »Nein, nein«, hörte er Wickham sagen. »Ein Strich weiter nach Ost.«
    Angespannt schwiegen die Offiziere und blickten hinaus in die Nacht.
    »Sind Sie sicher, Mr Wickham?«, hakte Hayden nach.
    »Dort ist etwas, Sir, daran besteht kein Zweifel.«
    »Eine Fregatte?«
    »Das kann ich nicht sagen, Kapitän. Es war nicht mehr als ein Fleck, der sich etwas von der dunklen Umgebung abhob und in Bewegung war, weiter östlich.«
    Hayden wandte sich an den Ersten Leutnant. »Feuern Sie die Signalkanone ab, Mr Archer, dann geben Sie den Befehl, die Laternen in der Takelage zu entzünden.«
    »Aye, Sir.«
    Auf der Leeseite wurde kurz darauf ein Geschütz abgefeuert, während weiter oben die Signallaternen aufflammten. Ein gleichzeitig entzündetes grünes Licht warf einen gespenstischen Schein auf das Deck.
    »Nur ein Blinder könnte uns jetzt verfehlen«, lautete der trockene Kommentar von Hawthorne.
    Hayden verschaffte sich einen Überblick. Der Wind hatte deutlich nachgelassen und drehte langsam auf Nordwest, die Temperatur fiel merklich. Gegenläufige Strömungen jedoch wühlten weiterhin die See auf. Die Wellen, die der Nordwest-Wind vor sich her trieb, überlagerten sich mit der Dünung aus Südwest. Das Schiff trieb fast frei, schlingerte jedoch furchtbar.
    »Da muss man sich ja selbst auf einem Kriegsschiff übergeben«, grummelte Barthe. »In spätestens einer Stunde kommt der Wind aus Nord, und dann wird die See noch rauer gehen. Uns steht eine kalte, unangenehme Nacht bevor.«
    Hayden war im Begriff, dem Master zuzustimmen, als von Steuerbord ein schwacher, rötlicher Schimmer zu erahnen war. Fast alle sahen dieses Licht sofort und taten ihr Erstaunen kund.
    »Es ist ein rotes Signallicht, hoch oben im Rigg«, beteuerte Archer. »Wir sehen, wie es die Segel von hinten beleuchtet.«
    Wie zum Beweis tauchte ein rotes Licht in einem Spalt zwischen den Segeln auf, dann ein zweites, doch niemand vermochte zu sagen, wie weit entfernt diese Signallampen waren.
    »Ein rotes Licht!«, rief der Ausguck des Fockmasts. »Ein Strich neben dem Backbordbug.«
    »Wir sitzen zwischen ihnen«, entfuhr es Archer erschrocken. Sein Kopf fuhr von rechts nach links, als fürchtete der Leutnant, diese Lichter in allen Richtungen zu entdecken.
    »Also zwei Schiffe«,

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