Die letzte Expedition
wiederum etwa zwei Meter von der runden Wand entfernt war, so dass niemand diese spezialbeschichtete, auf die 3D-Darstellung der Gestirne ausgerichtete Metallwand berühren konnte. Zu diesem Zwecke musste sich ein jeder, der es wünschte, einen der am Eingang bereit liegenden Fluoreszenz-Laser als sozusagen überlangen „Zeigefinger“ nehmen. Die Tauraner wussten natürlich nichts so rechtes mit den für Cromatiner-Hände geschaffenen und auch ziemlich kleinen Geräten anzufangen. Ebenso hatten sie große Schwierigkeiten, den darauf befindlichen Ein- und Ausschaltknopf mit ihren krallenbewehrten drei Fingern zu betätigen und so half ihnen Satury bei der Bedienung dieser Zeige-Geräte.
Als sich der Leiter des Bordobservatoriums schließlich davon überzeugt hatte, dass die Tür ordnungsgemäß verschlossen war, löschte er das Licht in diesem Raum. Allmählich erschien ein für die Augen der Cromatiner nicht sofort sichtbares, von dem vor ihm befindlichen Computerpult erzeugtes 3D-Abbild des Universums. Es war aber keinesfalls ein, wie man vielleicht annehmen könnte, starres Bild! Es handelte sich bei dieser Projektion um das augenblickliche Aussehen des Sternenhimmels, also des gesamten näheren und weiteren Universums um die „Omikron“ herum! Und da sich das Schiff bekanntlich mit zweihundertfacher Lichtgeschwindigkeit durch das All bewegte, waren demzufolge auch all die Sterne in Bewegung, die der Computer an die Wand projizierte, die näherliegenden mehr, die weiter entfernten weniger.
Die beiden Tauraner jedenfalls schienen, dies meinte Satury zumindest im Leuchten ihrer Augen erkannt zu haben, ziemlich stark beeindruckt zu sein, denn sie blickten ehrfurchtsvoll den künstlich erzeugten Sternenhimmel an und versuchten dabei wahrscheinlich, bestimmte Sterne, die ihnen irgendwie hinlänglich bekannt waren, wiederzuerkennen. Aber im Gegensatz zur Raumtransporterhalle, wo sich Botschafter Xi immerhin noch recht redselig gab, schien sein Sprachwandler hier in diesem Raum einfach keinen Strom mehr von der eingebauten Energiezelle zu bekommen! Der kleine Tauraner und sein noch kleinerer Diener, über dessen „Lippen“ ja noch nie irgend ein einziger Laut gekommen war, blickten dermaßen intensiv, gespannt und fasziniert diese 3D-Projektion der Cromatiner an, dass es Satury sich nicht verkneifen konnte, den Geflügelten der beiden danach zu befragen.
„Mein lieber Botschafter Xi, es scheint mir allmählich, als ob ihr beiden hochgeschätzten Tauraner die Sterne noch nie in einem derartigen Umfeld gesehen habt? Kennt ihr diese Art der Projektion etwa noch nicht? Oder gibt es bei euch gar keine Planetarien, Stellarien oder so etwas Ähnliches? Nicht einmal auf eurer großen Raumstation?“
„Mein hochgeschätzter Commander Itjac“, antwortete schließlich Xi instinktiv wieder in seiner hochtrabend höflichen Art und Weise, noch immer von diesem atemberaubenden Anblick zutiefst fasziniert, „auf unserem jetzigen Heimatplaneten Daros sehen wir so selten unsere rote Sonne am Tage oder die Sterne in der Nacht, so dass wir jedes Mal ein großes Fest feiern, falls es dazu kommen sollte! Der Planet Daros besitzt eine solch enorm starke Wolkendecke, die den gesamten Planeten zu durchschnittlich achtundneunzig Prozent umhüllt und uns somit tagtäglich den Blick auf die Sterne und die heimatliche, wenn auch nur rote Sonne verwehrt! – Wir genießen diesen Anblick hier in eurem Stellarium, glaube mir, und es ist beileibe nicht dasselbe, wie wenn man aus den Fenstern der Station ‚Ni-cos‘ schaut! Auch der zweidimensionale Anblick eines Bildschirms, der das mit Sternen über und über gespickte Universum zeigt, ist absolut nichts im Vergleich zu eurer Apparatur hier!“
Botschafter Xi machte eine kurze und andächtige Pause. Satury aber nickte bedächtig mit leicht erstauntem Gesicht dazu. Dann jedoch setzte der kleinwüchsige, geflügelte Tauraner mit seinen Erklärungen fort.
„Verehrter Commander Itjac, auf unserem ursprünglichen Heimatplaneten Byblos, den wir ja leider vor vielen tausend Jahren verlassen mussten, hatten unsere Vorfahren einen beinahe ungetrübten Durchblick auf die Sterne, denn die dortige Wolkendecke überzog, alten Überlieferungen zufolge, lediglich rund zwölf Prozent der gesamten Planetenoberfläche! Die ersten Siedler, die sich dann auf dem Daros niederließen, waren auf Grund dessen auch ziemlich betrübt, Sonne und Sterne nicht mehr zu sehen, und darum wurden sie von Tag zu Tag
Weitere Kostenlose Bücher