Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Nierenberg
Vom Netzwerk:
mehr und mehr depressiv. Ihnen fehlte einfach das tagtägliche direkte Sonnenlicht, obwohl es am Tage immerhin fast genauso hell war wie auf dem Byblos. – Zum Beispiel wird durch das Sonnenlicht ein bestimmtes Hormon, das sogenannte ‚Glückshormon‘, in unseren Gehirnen aktiviert, welches ein Gefühl des allgegenwärtigen Glücks bei jedem Tauraner auslöst. – Aber uns Flüchtlingen vom zerstörten Byblos blieb ja gar keine andere Wahl, als dass wir uns auf diesem dampfenden und mit faulenden Gasen überzogenen Planeten Daros niederließen, wenn wir weiterhin als Spezies des Universums überleben wollten! – Bis zum heutigen Tage, ehrenwerter Commander Itjac, mussten wir uns mit diesem ziemlich harten Schicksal abfinden, welches uns der ‚Große Brüter‘ auferlegt hat, denn wir haben auch nach vielen tausend Jahren interstellarer Raumfahrt noch keinen einzigen, halbwegs bewohnbaren Planeten gefunden, der für uns für eine Neubesiedelung eventuell in Frage käme und noch nicht von höherentwickelten oder gar intelligenten Lebewesen bewohnt wird! Und diese Bedingungen müssen wir einhalten, wenn wir eine gesicherte Zukunft erleben wollen!“
    Pitcu Kalic indes schob noch während Xis Erläuterungen unwillkürlich seine Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen. „Was, in aller Welt, mein kleiner Außercromatiner, ist denn der ‚Große Brüter‘?!“, wollte er, ungläubig blickend, vom tauranischen Botschafter wissen.
    „Der ‚Große Brüter‘, mein hochverehrter cromatinischer Freund und Herr dieser einzigartigen Station“, begann Xi daraufhin schon wieder recht hochtrabend zu erklären, „ist unser großer und der einzige Gott, den wir kennen und den alle ehemaligen Bewohner des Planeten Byblos und auch die heutigen Bewohner des Planeten Daros verehren!“
    Pitcu und auch Satury aber machten recht erstaunt wirkende Gesichter, denn sie hatten nun wirklich nicht erwartet, dass diese hochtechnisierten und vor allem hochintelligenten, insektoiden Wesen noch an irgend einen Gott glaubten! Die Vernunft, welche zwangsläufig aus der fortgeschrittenen Wissenschaft und Technologie resultierte, verbot es doch schon vom rein logischen Standpunkt her, dass es irgendwo irgendeinen Gott geben konnte – und nun kamen diese, von ihrer Entwicklungsgeschichte her sehr alten Tauraner und erklärten so mir nichts, dir nichts, dass sie an einen Gott, einen sogenannten „Großen Brüter“ glaubten! Wie wollten sie dies nur in Einklang mit ihrem technologischen Wissensstand bringen?
    „Wieso“, wollte nun auch Satury weiter wissen, „glaubt ihr eigentlich noch an einen Gott? Euer Wissen und eure Erfahrungen, die ihr über die Jahrtausende bei euren Reisen durchs All gesammelt habt, müssten euch doch eines gelehrt haben, und zwar, dass es keinen Gott, keinen Welt-Schöpfer oder auch keine Götter geben kann?!“
    „Ja, Commander Itjac, dem kann ja durchaus so sein“, entgegnete Xi etwas hartnäckig, „aber für uns Tauraner und all die anderen Völker des Planeten Daros, die wir ja allesamt, wie gesagt, vom Byblos stammen, ist der ‚Große Brüter‘ kein materielles Wesen, auf dessen Ankunft oder Wiederkehr wir irgend eines Tages alle so sehnsüchtig warten, oder der uns eines schönen Tages von unseren Qualen oder schlechten Taten erlösen sollte, sondern er stellt eine Art über allen Dingen schwebendes geistiges Wesen dar, welches überall in der Natur gegenwärtig ist und sich in jeder Form von lebender oder auch nichtlebender Materie manifestieren kann! Er ist eine Art Geist, der das Schicksal bestimmt, einen gewissen, für uns sterbliche Wesen undeutbaren Plan der Zukunft entworfen hat und nach seinem Willen ablaufen lässt. Er ist es, der das alleinige Wissen um die Zukunft der tauranischen Völker in Händen hält und diese Zukunft jederzeit mit neuen Herausforderungen für uns erschweren kann!“
    Satury überlegte kurz. „Dann ist es wohl auch sein Wille gewesen, die Sonne der Tauraner, Alpha Tauri, vor über achttausend Jahren zu einem Roten Riesen anschwellen zu lassen und damit das gesamte Leben auf dem Planeten Byblos auszulöschen? – Warum sollte er wohl sein eigenes Volk, welches so fest an ihn glaubte, mit solch brutaler Gewalt vernichten wollen?! – Das ergibt doch gar keinen Sinn?!“
    „Tja, dies, Commander“, orakelte Pitcu nun auf einmal dazwischen, „kann dir wohl nur der ‚Große Brüter‘ höchstpersönlich erklären!“
    „Ja, genau! So ist es!“, piepste es sofort aus

Weitere Kostenlose Bücher