Die letzte Expedition
linke hintere Ecke der Kommandozentrale, wo eine von den zwei Eingangstüren zu diesem Zimmer lag.
Manjuc Catay lag ausgestreckt und entspannt auf der Couch in seinem Quartier und studierte in einem dicken wissenschaftlichen Wälzer die neuesten Erkenntnisse und Theorien über außercromatinische planetare Forschungsmethoden, sein spezielles Fachgebiet also, als sein Blick, durch ein knurrendes Magengeräusch leicht abgelenkt, auf die digitale Uhrzeit-Anzeigetafel an der dem Couchtisch und der Couch gegenüberliegenden Wand vorbei huschte. Erschrocken und wie vom Blitz getroffen sprang er sofort auf!
„Was denn?! Schon so spät?!“, rief zu sich selbst. „Jetzt hätte ich doch beinahe noch meine Mittagspause verpasst!“ Hastig warf er das dicke, schwere Buch beiseite, zog seine Schuhe und die Uniformjacke an und machte sich schleunigst auf den Weg zur Kommandozentrale, denn er wollte heute ausnahmsweise noch seinen Bruder Esrun nach dessen Dienstschluss abholen, um einmal mit ihm gemeinsam zu Mittag zu essen. Dies hatte er ihm schließlich gestern bei einem Besuch in der Astronautenbar versprochen! Zu selten erlaubte es Esruns Dienstplan, die Mahlzeiten gemeinsam mit Manjuc zu genießen, da dies während einer Zehn-Stunden-Schicht, was auf der Erde zwölf Stunden entsprach, einfach nicht möglich und Manjuc nicht an solche Wechselschichten gebunden war. Deswegen beneidete ihn Esrun auch ein wenig, obwohl diese äußerst negative Eigenschaft - der Neid - bei den Cromatinern schon fast ausgerottet war.
Als der junge Wissenschaftler dann in den nächstbesten Lift nach oben einstieg, war dieser schon ziemlich mit Leuten überfüllt, die allesamt scheinbar ebenfalls zur Kommandozentrale hinauf wollten. Nur einen von den Mitfahrenden kannte er von den früheren Raumschiffen her: es war der weibliche MRC-Offizier Atwina Patun. Die anderen vier Bereitschaftsoffiziere mussten den „Neueinstellungen“ angehören. Doch es war nicht die Anwesenheit Atwinas, auf Grund dessen er sich in den nun völlig überfüllten Lift zwängte. – Nein! – Es war die (für sein Empfinden) märchenhaft schöne Erscheinung einer jungen Astronautin, einer der vier „Neuen“, die dafür verantwortlich war, dass er nicht auf den nächsten Lift wartete. Das wunderbar sanft lächelnde Antlitz dieser jungen, unbeschreiblich schönen Cromatinerin zog ihn wie mit magischer Kraft in den Lift hinein! Er konnte sich einfach nicht dagegen wehren – und er versuchte es auch gar nicht erst! Manjuc jedenfalls war von diesen, ihren Augen wie benommen!
Atwina Patun, die ihn schon dreimal freundlich gegrüßt hatte, nahm er erst beim vierten Gruß und einem Fingertippen auf seine Schulter endlich war!
„Hallo, Atwina!“, erwiderte er schließlich leicht schuldbewusst. „Entschuldigung! Ich habe wohl ein kleines bisschen geträumt?“
„Ein ‚kleines bisschen‘?!“, kicherte die MRC-Offizierin hinter vorgehaltener Hand zurück. „Du warst ja geistig vollkommen weggetreten!“
„Ja, ja, das kann schon sein, Atwina. – Aber sag mir lieber mal: Sind das hier eure vier neuen Bereitschaftsdienstler?“, fragte er sie ganz leise flüsternd, ohne auch nur einen einzigen seiner Blicke von der wunderbaren cromatinischen Schönheit zu nehmen, welche er jetzt leider nur noch von hinten mit bohrenden Blicken betrachten konnte, da ausgerechnet sie ganz vorn an der inneren Lifttür stand und er sich dummerweise bis nach hinten zu Atwina hindurch gezwängt hatte.
„Ja, das siehst du völlig richtig, Manjuc! --- Hallo! --- Hallo, Manjuc! Bist du noch da?!“, rief sie ihm, ebenfalls ganz leise flüsternd und mit ungläubig fragenden Blicken, zu, dabei direkt neben ihm stehend und an seinem Ärmel zupfend.
Manjuc indes schien wie aus einem unglaublich betörenden Traum wachgerüttelt und schüttelte dabei seinen Kopf, gefolgt von einem eigenen leichten Handschlag hinten drauf.
„Ähm – ja – ähm, was meintest du eben?“, stammelte er, in Gedanken versunken.
„Ich sagte soeben: ‚Ja, das siehst du völlig richtig, Manjuc!‘ – Aber du? – Du träumst ja schon wieder!“, wiederholte Atwina ihre Antwort mit einem Kopfschütteln.
In diesem Augenblick öffnete sich die Lifttür mit einem leisen Zischen und alle Insassen dieses Transportgerätes drängten hinaus in die Kommandozentrale. Manjuc verließ den Lift als letzter und seine Blicke hafteten dabei noch immer am Rücken dieser knackigen, blutjungen Raumfahrerin. Atwina aber lächelte
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