Die letzte Expedition
ihn nur bemitleidenswert und mit weiterem Kopfschütteln an, um danach ihren Dienst am MRC anzutreten. Dasselbe tat auch das von Manjuc angehimmelte junge Mädchen mit den schwarzen, bis weit über die Schultern reichenden Haaren und den schmalen, noch sehr jugendlich wirkenden, beim Gehen leicht hin und her schwingenden Hüften, welches er nicht mehr aus den Augen ließ.
Doch was war das?! Diese unbekannte junge Astronautin ging doch tatsächlich auf den Arbeitsplatz der Radaroffiziere zu und löste auch noch seinen Bruder Esrun von der Schicht ab! – Na, das war ja vielleicht ein Ding!! Manjuc war wie vor den Kopf geschlagen! Sein Bruder, ausgerechnet sein Bruder kannte also bereits seit drei Tagen diese außergewöhnliche cromatinische Schönheit und hatte noch nicht ein einziges Mal darüber mit ihm gesprochen! „Dieses verflixte Runchen, der wird doch nicht etwa ...?“, dachte Manjuc insgeheim bei sich, wollte aber erst einmal an der Tür auf sein Brüderchen warten.
„Da bist du ja endlich, Manjuc!“, rief Esrun von weitem, als er diesen an der Lifttür stehen sah. „Wie immer auf den letzten Pfiff! – Ich dachte, du kommst vielleicht schon mal ein bisschen eher? Hast doch sowieso noch nicht viel zu tun, oder?“, begrüßte ihn der soeben abgelöste Radaroffizier leicht vorwurfsvoll.
„Warum sollte ich?“, entgegnete der ältere der beiden Brüder mit einer Gegenfrage. „Du hast mich doch nicht darum gebeten?“
„Na, ich wollte dir doch mal unsere vier neuen Kolleginnen und Kollegen vorstellen“, eröffnete ihm Esrun plötzlich, als er nun ebenfalls vor der Lifttür stand, „vor allem dieses schnuckelige, langhaarige und noch sehr junge Mädchen, welches mich da gerade abgelöst hat! Sie ist der Schwarm unserer gesamten Schicht! – Außerdem habe ich ihr schon reichlich viel über dich und deine Abenteuer mit den beiden Menschenkindern erzählt und sie würde dich auf Grund dessen doch gerne einmal persönlich kennen lernen! – Aber das können wir ja später erledigen, Manjuc. Erst einmal müssen wir essen gehen, denn mein Hunger ist gewaltig nach den zehn Stunden, und dann findet da ja noch die große Vorlesung unseres neuen wissenschaftlichen Leiters Vitary Selecun statt.“ Esrun wollte ihn gerade am Arm packen und in den Lift mitnehmen, doch Manjuc stand wie vom Blitz getroffen da, mit heruntergeklapptem Unterkiefer, starrem Blick und weit aufgerissenen Augen und dabei brachte er kein einziges Wort über seine Lippen! Ziemlich verwundert, aber auch gleichzeitig verstört sah Esrun seinen großen Bruder an. „Was ist denn mit dir los?! – He, Manjuc, ich rede mit dir!“, rüttelte er seinen Bruder am Arm. „Träumst du?! – Komm schon, Großer! Wir wollten doch essen gehen? – He, was ist denn nun?! – Haaallooo, Maaanjuuuc!“
Jetzt erst erwachte der Angesprochene wieder aus seiner Traumstarre und zuckte unweigerlich am gesamten Körper zusammen. „Ja, was ist los?“, antwortete er irgendwie apathisch und vollkommen dieser Dimension entrückt. „Ach so – ja – gehen wir essen!“
Mit ungläubig den Bruder musternden Blicken bestieg Esrun dann als erster den Lift. Er konnte sich das seltsame Verhalten Manjucs absolut nicht erklären und wollte unbedingt herausfinden, wieso dieser auf einmal so geistig abwesend beim Betreten der Kommandozentrale war.
„He, Manjuc, was ist denn nur los mit dir? Du träumst ja mit offenen Augen – und das auch noch am helllichten Tage! Hat dir der Doktor irgendein Betäubungsmittel gegeben oder bist du irgendwo mit dem Kopf dagegen gelaufen? – He, Manjuc? – Das gibt’s doch wohl nicht!“, beklagte sich Esrun mit einem Kopfschütteln und klopfte seinem Bruder mit der Handinnenfläche auf den Rücken. „Der hört mich einfach nicht! – Haaallooo! – Manjuc! – Aufwachen!! – Wir sind auf dem Raumschiff ‚Omikron‘ und haben Alarmstufe drei! – Hörst du?! – Alarmstufe drahei!“ Mit einem zusätzlichen und extra starken Klaps auf Manjucs Rücken, welcher ihn fast zum Umkippen brachte, trat dieser dann endlich wieder in die Welt der hiesigen Realität zurück. „Mann, oh, Mann! Du stehst ja heute ganz schön neben den Schuhen!“ resümierte Esrun, der beinahe am Ende seines Lateins war und seinen Bruder schon zur Krankenstation bringen wollte.
„Wie?! – Was?! – Wieso Alarmstufe drei?! – Wer hat uns denn angegriffen?!“, rief Manjuc, als er endlich wieder zur Besinnung kam. Doch dann sah er seinen Bruder neben sich
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