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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Taler in dem alten
Kinderspiel von einer Hand zur anderen gewandert. Nun hatte man sie erneut mit Klebeband gefesselt und unter einen Lastwagen gestopft.
    Ein paar Minuten später hielten sie ein weiteres Mal an. Türen knallten. Lily hörte, wie Jaume und die anderen Bewacher um den Wagen herumgingen. Sie unterhielten sich in schnellen, leisen Worten.
    Dann wurde sie an den Knöcheln gepackt und unter dem Wagen hervorgezerrt. Sie landete rücklings auf einer harten, nassen, unebenen Fläche - Kopfsteinpflaster? Es tat weh . Regen peitschte auf sie nieder, durchnässte ihr T-Shirt, ihren Bauch und die nackten Beine zwischen den Klebestreifen. Sie konnte nichts sehen, und sie hatte keine Ahnung, was mit Helen geschah.
    Sie wurde von groben Händen an den Füßen und unter den Achseln genommen, wie ein Kind hochgehoben, auf den Bauch gedreht und über eine Schulter geworfen. Ein Arm legte sich über ihre Beine, und der Mann, der sie trug, trabte im Laufschritt los. Wer immer es war, er musste stark sein. Lupo oder Severo. Das Auf und Ab seiner Schritte schüttelte sie durch, zerrte an ihren Armen, die noch immer stramm auf den Rücken gefesselt waren, und ihr Kopf flog hin und her. Der Regen durchnässte ihren Rücken, ihre Füße waren kalt. Sie fühlte sich alt, älter als ihre vierzig Jahre, alt und schwach im starken, jugendlichen Griff des Mannes.
    Endlich wurde sie aus dem Regen in einen geschlossenen Raum gebracht. Die Art der Geräusche änderte sich, die schnellen Schritte hallten. Irgendein großer, weiter, leerer Raum? Der Mann stolperte über etwas, so dass Lily nach
vorn gerissen wurde. Er fluchte auf Katalanisch und eilte weiter. Jetzt ging es Treppen hinunter, in einen weiteren hallenden Raum, vielleicht einen Keller. Die Stufen waren massiv, wohl aus Stein. Ihr Kopf streifte eine Schwelle; sie hatte Glück, dass sie nicht verletzt wurde.
    Keuchend beugte sich der Mann vor und ließ sie unsanft von seinen Schultern rutschen. Sie spannte die Muskeln an, weil sie damit rechnete, auf den Boden zu prallen, aber sie polterte auf einen harten Holzstuhl. Ein Messer arbeitete sich an ihrem Körper hoch, durchtrennte das Klebeband über ihren Beinen und ihrem Rumpf, befreite ihre auf den Rücken gebundenen Arme. Sie spürte die harte Spitze der Klinge, wurde jedoch nicht geschnitten. Vor ihrem Gesicht war heißer Atem, und sie roch den Gestank von billigem, fettigem Fraß. Also war es Lupo, er liebte seine Hamburger.
    Als ihre Arme frei waren, hätte sie sich am liebsten gereckt und die Schmerzen aus ihren Muskeln massiert. Aber sie kannte die weitere Prozedur. Sie hob den rechten Arm und streckte das rechte Bein aus. Die Schellen schlossen sich fest um ihr Handgelenk und ihren Knöchel, das Metall war kalt und eng. Sie zerrte versuchsweise daran. Eine Kette rasselte, nur ein kurzes, fest verankertes Stück.
    Ihre Augen waren noch immer zugeklebt, ihr Mund verschlossen. Aber der Mann entfernte sich, und sie hörte die anderen irgendwo im Raum, die leisen Gespräche der Bewacher, das Stöhnen der unsanft abgeladenen Gefangenen. Sie fasste an ihren Mund, zog das Klebeband herunter und schnappte nach Luft. Dann tastete sie nach dem Ende der Streifen und entfernte das Band ganz. Sie kniff die Augen
fest zu, denn es zerrte schmerzhaft an ihren Lidern. Ihr Hinterkopf brannte, doch die geschorene Kopfhaut bewahrte sie vor weiterem Schmerz. Sie warf das Klebeband zu Boden.
    Jeder Muskel tat ihr weh. Erschöpft blickte sie sich um.
     
    Dies war keiner der üblichen Keller, in denen sie sonst versteckt wurden, sondern eine Art Gewölbe mit Steinwänden, schmutzig, sehr alt und von zwölf Bogen unterteilt. Eine batteriebetriebene Laterne, die auf dem Boden stand, spendete das einzige Licht. An den Wänden prangten Reliefs - Bilder einer Unglücklichen, die Folterqualen erlitt -, und Lily erhaschte einen flüchtigen Blick auf eine Reihe von Sarkophagen. Eine Krypta?
    Es roch modrig. Lily sah Wasserflecken an den Wänden, träge Rinnsale unter den steinernen Bogen, staubige Pfützen auf dem Boden.
    Sie saß auf einem harten Holzstuhl und war an einen altertümlich wirkenden Heizkörper gekettet. Drei Bewacher - Jaume, Lupo und Severo - standen in der Mitte des Gewölbes, ihre Armalites über der Schulter, und rauchten nervös. Severo trug sogar im Dunkeln seine Sonnenbrille - tatsächlich war es Lilys US-Air-Force-Sonnenbrille, die man ihr an dem Tag, als der Chinook heruntergeholt worden war, zusammen mit all ihren anderen

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