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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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das Savoy verließen, mussten sie ein brusthohes Sandsacklabyrinth durchqueren, das die kurze Zufahrt zur Straße abriegelte, wo sie von einem Wagen abgeholt werden sollten. Ein livrierter Diener lotste sie hindurch. Er hatte einen großen, mit Monogrammen bedruckten Schirm dabei, der den größten Teil des stetig prasselnden Regens abhielt; seine Gummistiefel glänzten wie poliert.
    Gary zeigte auf die Sandsäcke, die aus einem seidig wirkenden Material gefertigt waren und das Logo des Hotels trugen. »Sogar die Sandsäcke sind passend gestylt. Ihr Briten seid wirklich erstaunlich.«
    »Danke sehr.«
    Während sie draußen auf der Straße auf den Wagen warteten, kostete Lily das Gefühl aus, im Freien zu sein, wenn auch nur für ein paar Sekunden. Nach Tagen in Hubschraubern, Flugzeugen, Pkws und Transportern, auf Militärbasen, in Botschaften und Hotels fühlte sie sich, als wäre sie in Wirklichkeit noch gar nicht aus der Gefangenschaft befreit worden. Der Himmel über ihr war eine geschlossene Wolkendecke, und die Londoner Luft schmeckte sauberer, als Lily sie in Erinnerung hatte, war jedoch warm und feucht.
    Sie blickte den Strand entlang, auf die Ladenfronten und die imposanten Hoteleingänge. So vieles war noch wie früher,
so vieles hatte sich verändert. Die Londoner Busse waren jetzt lange, sich dahinschlängelnde Fahrzeuge mit knallroten Wagen, die Zügen ähnelten, und sie rauschten durch das auf den Straßen stehende Wasser, sobald sie eine Chance hatten, sich in den Staus vorwärtszubewegen. Jedes bisschen Fläche, einschließlich der Taxitüren und Busverkleidungen, war übersät von animierten Werbespots für West-End-Shows, Fernsehspektakel, Coke und Pepsi oder von Anzeigen für »langlebige Gebrauchsartikel von AxysCorp« wie Kleidungsstücke und Haushaltsgeräte sowie für elektronische Gerätschaften diverser konkurrierender Marken, deren Beschaffenheit sie nicht einmal erahnen konnte: Was war ein »Angel«? Fußball spielte offensichtlich eine größere Rolle denn je, nach der Werbung für das Finale des FA Cups - Liverpool gegen Newcastle United - zu urteilen, das vom Mai in den Juli verlegt worden war und in Mumbai ausgetragen werden sollte. Und überall prangten Werbeslogans für die Fußball-Weltmeisterschaft: ENGLAND 2018 - NOCH ZWEI JAHRE. Dieses ganze Tohuwabohu war eine schimmernde Spritzlackschicht über der Welt, die sich in den öligen Wasserflächen auf der Straße spiegelte.
    Und doch schienen die vorbeieilenden Menschen das Geflimmer und Geflacker ebenso wenig zu beachten wie das unablässige Rauschen des Verkehrs. Viele von ihnen hatten einen verträumten Gesichtsausdruck, manche redeten vor sich hin, lachten, gestikulierten, und es schien sie auch nicht weiter zu stören, wenn sie versehentlich zusammenstießen. Lily war in Fulham aufgewachsen, und sie hatte sich hier im Herzen der Stadt nie zu Hause gefühlt. Während ihrer Abwesenheit war offenbar eine komplette
neue Generation selbstbewusster junger Leute mit blanken Augen herangewachsen, die glaubten, London und all seine Wunder wären erst gestern erfunden worden und dieser ihnen eigene Augenblick im urbanen Licht würde ewig währen.
    Der Wagen parkte am Randstein, silbern glänzend; große Scheibenwischer hielten den Regen ab. Es war ein Ford, aber Lily kannte das Modell nicht. Gary zeigte ihr, dass er keinen Auspuff hatte. Hinter der Windschutzscheibe steckte ein Ausweis der amerikanischen Botschaft; ein pitschnasses Sternenbanner hing schlaff an einer halbmeterlangen Stange. Geschickt mit seinem Schirm hantierend, öffnete ihnen der Diener die Türen. Lily und Gary stiegen hinten ein. Das Innere des Wagens war luxuriös und sauber, und es roch nach neuen Teppichen.
    Der Wagen fuhr los, zwängte sich in den stockenden Verkehrsstrom. Der Fahrer erklärte ihnen, die direkte Route nach Fulham, zum Haus von Lilys Mutter, sei so gut wie unpassierbar. Deshalb bog er so bald wie möglich vom Strand ins Labyrinth der Seitenstraßen ab. Hier kamen sie etwas schneller voran - bevor sie am Ende einer Schlange vor einem geplatzten Abflussrohr halten mussten.
    Der Fahrer warf einen Blick in den Spiegel und grinste sie an. Er war vielleicht fünfunddreißig, ein Wust kleiner blonder Locken bedeckte seinen Kopf. »Ihr seid die Geiseln, stimmt’s? Die Zentrale hat so was gesagt.« Er sprach das typische Londoner Englisch; zumindest war es zu der Zeit, als Lily in Gefangenschaft geraten war, typisch gewesen.
    »Wir waren Geiseln«,

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