Die letzte Generation
geben. Ich bin kein Wissenschaftler, aber wir müssen die Sache erwägen. Würden Sie, wenn wir Ihnen Ihre Freiheit geben, bereit sein, an einem solchen Plan mitzuwirken?“
„Ich möchte ein für allemal meinen Standpunkt völlig klarstellen“, sagte Stormgren ärgerlich. „Karellen arbeitet für eine Vereinigte Welt, und ich werde nichts tun, seinen Feinden zu helfen. Ich weiß nicht, welches seine Ziele sind, aber ich glaube, daß sie gut sind.“
„Welchen tatsächlichen Beweis haben wir dafür?“
„Alle seine Handlungen, seit seine Schiffe an unserm Himmel erschienen sind. Ich behaupte, daß Sie nicht eine einzige Tat nennen können, die in ihrer letzten Auswirkung nicht segensreich gewesen ist.“
Stormgren hielt einen Augenblick inne und ließ seine Gedanken durch die vergangenen Jahre zurückwandern. Dann lächelte er.
„Wenn Sie einen einzigen Beweis für das wirkliche – wie soll ich es nennen? – Wohlwollen der Overlords wünschen, so denken Sie an das Gesetz gegen Tierquälerei, das sie im ersten Monat nach ihrer Ankunft erließen. Wenn ich vorher an Karellen gezweifelt hätte, so wären diese Zweifel dadurch beseitigt worden, obwohl doch gerade dieses Gesetz mir mehr zu schaffen machte, als irgend etwas, was er sonst unternommen hat.“
Das war kaum eine Übertreibung, dachte Stormgren. Der ganze Zwischenfall war sehr ungewöhnlich gewesen, und zum erstenmal hatte sich die Feindschaft der Overlords gegen jede Grausamkeit offenbart. Dieser Haß und ihre Leidenschaft für Gerechtigkeit und Ordnung schienen die bestimmenden Gefühle in ihrem Leben zu sein, soweit man sie nach ihren Handlungen beurteilen konnte.
Und dies war das einzige Mal, daß Karellen zornig geworden war oder wenigstens zornig gewirkt hatte. „Sie können einander töten, wenn Sie wollen“, hatte die Botschaft gelautet, „das ist eine Sache zwischen Ihnen und Ihren eigenen Gesetzen. Aber wenn Sie, außer für Nahrung oder in Selbstverteidigung, die Tiere töten, die Ihre Welt mit Ihnen teilen, dann sind Sie mir verantwortlich.“
Niemand wußte genau, wie umfassend dieses Verbot war oder was Karellen tun würde, um es durchzusetzen. Sie brauchten nicht lange zu warten.
Die Stierkampfarena war vollbesetzt, als die Matadore und ihre Begleiter in festlichem Zuge hereinkamen. Alles schien wie gewöhnlich zu sein. Das helle Sonnenlicht glänzte auf den traditionellen Trachten, die große Zuschauermenge begrüßte ihre Lieblinge, wie sie es Hunderte von Malen getan hatte. Aber hier und dort blickten besorgte Gesichter zum Himmel auf, zu dem fernen Silberschiff, das fünfzig Kilometer über Madrid schwebte.
Dann hatten die berittenen Stierkämpfer, die Picadores, ihre Plätze eingenommen, und der Stier war schnaubend in die Arena gestürmt. Die mageren Pferde, deren Nüstern sich vor Schrecken blähten, drehten sich im Sonnenlicht, als ihre Reiter sie zwangen, auf ihren Feind loszugehen. Die erste Lanze blinkte auf und traf, und in diesem Augenblick erscholl ein Ton, wie man ihn noch nie auf der Erde gehört hatte.
Es war ein Ton, als ob zehntausend Menschen vor Schmerz über die gleiche Verwundung aufschrien, zehntausend Menschen, die, als sie sich von dem Schreck erholt hatten, merkten, daß sie selbst völlig unverletzt waren. Aber dies war das Ende jenes Stierkampfes und aller Stierkämpfe überhaupt, denn die Nachricht verbreitete sich schnell. Es ist erwähnenswert, daß die Zuschauer so erschüttert waren, daß nur einer von zehn sein Geld zurückverlangte, erwähnenswert auch, daß der Londoner „Daily Mirror“ die Sache noch schlimmer machte, indem er vorschlug, daß die Spanier Kricket zum Nationalsport wählen sollten.
„Sie mögen recht haben“, erwiderte der alte Waliser. „Vielleicht sind die Beweggründe der Overlords gut, je nach ihrer Lebensweise, die in mancher Hinsicht der unseren entsprechen mag. Aber sie sind Eindringlinge. Wir haben sie nie gebeten, herzukommen, unsere Welt auf den Kopf zu stellen und Ideale zu zerstören, ja Nationen, für deren Schutz Millionen von Menschen gekämpft haben.“
„Ich gehöre einer kleinen Nation an, die für ihre Rechte kämpfen mußte“, gab Stormgren zurück. „Dennoch bin ich für Karellen. Sie können ihn ärgern, Sie können sogar die Verwirklichung seiner Ziele hinauszögern, aber das wird auf die Dauer keinen Unterschied machen. Zweifellos sind Sie aufrichtig in Ihrem Glauben. Ich verstehe Ihre Befürchtung, daß die Traditionen und Kulturen kleiner
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