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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Luftverkehrs konnte jedermann ohne weiteres überall hinreisen. Am Himmel war mehr Platz, als je auf den Straßen gewesen war, und das einundzwanzigste Jahrhundert hatte in größerem Maßstab die gewaltige amerikanische Leistung, eine Nation zu motorisieren, wiederholt: Es hatte der Welt Flügel gegeben.
    Allerdings nicht buchstäblich. Das gewöhnliche Privatflugzeug oder Luftauto hatte überhaupt keine Flügel oder irgendwelche sichtbaren Fortbewegungsmittel. Selbst die plumpen Rotoren der alten Hubschrauber waren verbannt worden. Noch hatte der Mensch die Antischwerkraft nicht entdeckt: nur die Overlords besaßen dieses äußerste Geheimnis. Ihre Luftautos wurden von Kräften angetrieben, die die Gebrüder Wright verstanden hätten. Düsenantrieb bewegte die Flugzeuge und hielt sie in der Luft. Was keine Gesetze oder Erlässe der Overlords fertiggebracht hätten, geschah: Die allgegenwärtigen kleinen Luftautos hatten die letzten Grenzen zwischen den verschiedenen Stämmen der Menschheit beseitigt.
    Tiefere Dinge waren auch entschwunden. Es war ein völlig weltliches Zeitalter. Von den Religionen, die vor dem Kommen der Overlords dagewesen waren, blieb nur eine Form eines geläuterten Buddhismus, vielleicht der strengsten aller Religionen, erhalten. Die Glaubensbekenntnisse, die auf Wundern und Offenbarungen beruhten, waren völlig zusammengebrochen. Mit der zunehmenden Bildung hatten sie sich bereits langsam aufgelöst, aber eine Weile hatten die Overlords in dieser Sache nichts unternommen. Obwohl Karellen oft gebeten wurde, seine Ansichten über Religion zu äußern, pflegte er nichts weiter zu sagen, als daß der Glaube eines Menschen seine eigene Angelegenheit sei, solange die Freiheit der andern nicht beeinträchtigt werde.
    Vielleicht hätten die alten Religionen noch Generationen überdauern können, wäre die menschliche Neugier nicht gewesen. Es war bekannt, daß die Overlords Zugang zu der Vergangenheit hatten, und mehr als einmal hatten Historiker Karellen ersucht, einen alten Streitfall zu schlichten. Es mag sein, daß er solche Anfragen satt bekam, wahrscheinlicher aber ist, daß er genau wußte, welche Wirkung seine Großmut haben würde …
    Das Gerät, das er der Stiftung für Weltgeschichte leihweise zur Verfügung stellte, war nichts anderes als ein Fernsehapparat mit fein ausgearbeiteten Vorrichtungen, um die Koordinate in Zeit und Raum zu bestimmen. Er mußte irgendwie an einen viel verwickeiteren Apparat in Karellens Schiff angeschlossen sein, der nach Prinzipien arbeitete, die sich niemand vorstellen konnte. Man brauchte die Kontrollen nur einzustellen, und ein Fenster in die Vergangenheit tat sich auf. Fast die ganze menschliche Geschichte der vergangenen fünftausend Jahre wurde in einem Augenblick zugänglich. Weiter in die Vergangenheit hinein reichte der Apparat nicht, und überall waren verblüffende Lücken. Sie mochten eine natürliche Ursache haben oder waren auf eine absichtliche Zensur der Overlords zurückzuführen.
    Obwohl es immer jedem vernünftigen Geist klar gewesen war, daß nicht alle religiösen Schriften der Welt wahr sein konnten, war der Schock dennoch tiefgreifend. Hier war eine Offenbarung, die niemand anzweifeln oder leugnen konnte: Hier, gesehen durch eine unbekannte Magie der Wissenschaft der Overlords, war der wahre Beginn aller großen Religionen der Welt. Die meisten von ihnen waren edel und begeisternd, aber das war nicht genug. Alles Gute und alles Schlimme, was sie gebracht hatten, war plötzlich in die Vergangenheit hineingefegt worden und konnte die Gemüter der Menschen nicht mehr berühren.
    Die Menschheit hatte ihre alten Götter verloren: Jetzt war sie alt genug, keiner neuen zu bedürfen.
    Obwohl wenige es bisher bemerkt hatten, war der Sturz der Religion von einem Abnehmen der Wissenschaft begleitet gewesen. Es gab sehr viele Technologen, aber wenige schöpferische Arbeiter, die die Grenzen menschlichen Wissens erweiterten. Die Wißbegier blieb erhalten, und die Muße, sich ihr hinzugeben, war vorhanden, aber der grundlegenden wissenschaftlichen Forschung war das Herz genommen. Es erschien nutzlos, ein Leben lang nach Geheimnissen zu suchen, die die Overlords wahrscheinlich schon vor langen Zeiten entdeckt hatten.
    Dieser Rückgang war teilweise durch eine ungeheure Blüte der beschreibenden Wissenschaften verhüllt worden, wie der Zoologie, Botanik und Astronomie. Es hatte nie so viele Laien gegeben, die zu ihrem Vergnügen Tatsachen sammelten,

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