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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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aus der Luft mit einem Betäubungspfeil zu treffen, ist eine verteufelte Sache.«
    »Rupert!« schrie jemand aus dem Nebenzimmer.
    »Da siehst du, was du angerichtet hast. Du bist schuld, daß ich meine Gäste vergessen habe. Hier, nimm dieses Tablett. Darauf sind die Cocktails mit Wermut, ich möchte nicht, daß sie verwechselt werden.«
     
    Kurz vor Sonnenuntergang fand George seinen Weg aufs Dach hinauf. Aus mehreren Gründen hatte er leichte Kopfschmerzen und wollte dem Lärm und Trubel unten entfliehen. Jean, die viel besser tanzte als er, schien sich noch großartig zu amüsieren und weigerte sich, aufzubrechen. Das ärgerte George, der anfing, sich durch den Alkohol verliebt zu fühlen, und er beschloß, eine Weile allein unter den Sternen zu schmollen.
    Man erreichte das Dach, indem man mit der Rolltreppe zum ersten Stock fuhr und dann die Wendeltreppe hinaufstieg, die um die Klimaanlage herumführte. Schließlich kam man durch eine Luke auf das breite flache Dach. An einem Ende war Ruperts Flugzeug geparkt; der mittlere Teil war ein Garten, der schon zu verwildern begann, und das übrige war einfach eine Beobachtungsplattform mit einigen Liegestühlen. George ließ sich in einem dieser Stühle nieder und betrachtete mit Herrscherblick die Umgebung. Er fühlte sich ganz als Herrscher aller Dinge, die er überblicken konnte.
    Es war, bescheiden ausgedrückt, wirklich ein Anblick! Ruperts Haus war am Rande eines großen Beckens gebaut worden, das nach Osten in fünf Kilometer entfernte Sümpfe und Seen abfiel. Nach Westen zu war das Land flach, und der Dschungel reichte fast bis an Ruperts Hintertür. Aber hinter dem Dschungel, in einer Entfernung von mindestens fünfzig Kilometern, zog sich eine Gebirgskette wie eine große Mauer nach Norden und Süden hin. Ihre Gipfel waren mit Schnee bedeckt, und die Wolken darüber flammten einige Minuten wie Feuer, als die Sonne nach ihrer Tagesreise unterging. Während George zu jenen fernen Welten hinüberblickte, empfand er einen Schauer, der ihn plötzlich nüchtern machte.
    Die Sterne, die in dem Augenblick, als die Sonne untergegangen war, in so unpassender Eile hervortraten, waren ihm völlig fremd. Er hielt nach dem Kreuz des Südens Ausschau. Obwohl er sehr wenig von Astronomie wußte und nur vereinzelte Sternbilder bestimmen konnte, störte ihn das Fehlen vertrauter Freunde. Auch waren die Töne, die vom Dschungel herüberklangen, unangenehm nah. Jetzt habe ich genug von der frischen Luft, dachte George. Ich gehe zurück zur Party, ehe ein Vampir oder etwas gleich Angenehmes angeflogen kommt, um Untersuchungen anzustellen.
    Er wollte eben den Rückweg antreten, als ein anderer Gast durch die Luke herauskam. Es war jetzt so dunkel, daß George nicht sehen konnte, wer es war; deshalb rief er: »Hallo, haben Sie auch genug gehabt?«
    Sein unsichtbarer Gesellschafter lachte. »Rupert zeigt jetzt einige seiner Filme. Ich habe sie alle schon gesehen.«
    »Nehmen Sie eine Zigarette?« fragte George.
    »Ja, danke.«
    Im Schein des Feuerzeugs – George liebte solche altmodischen Dinger – konnte er jetzt seinen Gefährten erkennen, einen auffallend hübschen jungen Neger, dessen Namen man George genannt, den er aber sofort vergessen hatte, ebenso wie die Namen der zwanzig andern völlig fremden Gäste. Dieser junge Mann jedoch kam ihm irgendwie bekannt vor, und plötzlich kam George darauf.
    »Ich glaube, wir haben uns noch nicht wirklich kennengelernt«, sagte er, »aber sind Sie nicht Ruperts neuer Schwager?«
    »Allerdings, ich bin Jan Rodricks. Jeder sagt, daß Maja und ich uns sehr ähnlich sehen.«
    George fragte sich, ob er Jan wegen seines neuen Verwandten bedauern solle. Er beschloß jedoch, es den armen Jungen allein herausfinden zu lassen; schließlich war es ja möglich, daß Rupert diesmal seßhaft bleiben würde. »Ich bin George Greggson. Sie sind zum erstenmal auf einer von Ruperts berühmten Gesellschaften?«
    »Ja. Man lernt sicherlich auf diese Art eine Menge neue Menschen kennen.«
    »Und nicht nur Menschen«, fugte George hinzu. »Ich hatte hier zum erstenmal Gelegenheit, einem Overlord gesellschaftlich zu begegnen.«
    Der andere zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete, und George fragte sich, welche empfindliche Stelle er getroffen habe. Aber die Antwort verriet nichts.
    »Ich hatte auch noch keinen gesehen, außer natürlich im Fernsehen.«
    Hier erlahmte die Unterhaltung, und nach einem Augenblick begriff George, daß Jan allein sein

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