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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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wollte. Es wurde auch kalt, und so verabschiedete er sich und begab sich wieder zur Gesellschaft.
    Der Dschungel war jetzt still. Als Jan sich gegen die gewölbte Wand der Klimaanlage lehnte, konnte er kein Geräusch weiter hören, als das leise Raunen des Hauses, das durch seine mechanischen Lungen atmete. Er fühlte sich sehr einsam, was er sein wollte. Er fühlte sich aber auch sehr enttäuscht, und das war etwas, wonach er durchaus kein Verlangen hatte.
4
    Kein Utopien kann irgend jemanden auf die Dauer befriedigen. Sobald ihre materielle Lage sich bessert, steigern die Menschen ihre Ansprüche und werden unzufrieden mit den Machtbefugnissen und Besitztümern, an die sie früher in ihren kühnsten Träumen nicht einmal zu denken gewagt hätten. Und selbst wenn die Außenwelt alles gegeben hat, was sie vermag, so bleibt immer noch das Suchen des Geistes und die Sehnsucht des Herzens.
    Obwohl Jan Rodricks selten sein Glück zu schätzen wußte, wäre er in einem früheren Zeitalter noch unzufriedener gewesen. Vor hundert Jahren wäre seine Farbe ein furchtbarer, vielleicht sogar erdrückender Nachteil gewesen. Heute bedeutete sie nichts. Wenn die Neger zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts ein gewisses Gefühl der Überlegenheit gehabt hatten, so war dieses bereits vergangen. Das bequeme Wort »Nigger« war in höflicher Gesellschaft nicht mehr tabu, sondern wurde von allen ohne Verlegenheit benutzt. Es hatte keinen anderen Gefühlsinhalt als Republikaner oder Methodist, Konservativer oder Liberaler.
    Jans Vater war ein bezaubernder, aber etwas schwächlicher Schotte gewesen, der sich als Berufsmagier einen bedeutenden Namen gemacht hatte.
    Sein Tod im frühen Alter von fünfundvierzig Jahren war durch übermäßigen Genuß des berühmtesten Erzeugnisses seines Landes verursacht worden. Obwohl Jan seinen Vater nie betrunken gesehen hatte, war er nicht überzeugt, ihn jemals nüchtern gesehen zu haben.
    Frau Rodricks, die noch sehr lebendig war, lehrte an der Universität Edinburgh Höhere Wahrscheinlichkeitstheorie. Es war typisch für die außerordentliche Beweglichkeit der Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts, daß Frau Rodricks, die kohlschwarz war, in Schottland geboren worden war, während ihr aus seinem Vaterland ausgewanderter blonder Mann fast sein ganzes Leben auf Haiti verbracht hatte. Maja und Jan hatten nie ein richtiges Zuhause gehabt, sondern waren zwischen den Familien ihrer Eltern wie zwei kleine Federbälle hin- und hergeflogen. Dieser Zustand war spaßig gewesen, hatte aber nicht dazu beigetragen, die Unbeständigkeit auszumerzen, die sie beide von ihrem Vater geerbt hatten.
    Mit siebenundzwanzig Jahren hatte Jan noch immer mehrere Studienjahre vor sich, ehe er ernsthaft über seine Laufbahn nachzudenken brauchte. Er hatte ohne jede Schwierigkeit sein Abschlußexamen gemacht, und zwar auf Grund eines Studienplanes, der hundert Jahre vorher sehr sonderbar erschienen wäre. Seine Hauptfächer waren Mathematik und Physik gewesen, aber als Nebenfächer hatte er Philosophie und Musik gewählt. Selbst nach den hohen Anforderungen der Zeit war er ein erstklassiger Amateurpianist.
    In drei Jahren würde er seinen Doktor der Physik machen, mit Astronomie als zweitem Fach. Das würde sehr harte Arbeit erfordern, aber Jan war damit ganz zufrieden. Er studierte an der vielleicht am schönsten gelegenen Universität der Welt: an der Universität Kapstadt am Fuß des Tafelberges.
    Er hatte keine materiellen Sorgen, und doch war er unzufrieden und sah keinen Ausweg aus seiner Lage. Um alles noch schlimmer zu machen, hatte Majas eigenes Glück, obwohl er es ihr nicht im mindesten neidete, die Hauptursache seiner eigenen Nöte hervorgehoben.
    Denn Jan litt noch immer an der romantischen Illusion, der Ursache von so viel Elend und so viel Poesie, daß jeder Mensch nur eine wirkliche Liebe in seinem Leben hat. In ungewöhnlich spätem Alter hatte er sein Herz zum ersten Male verloren, an eine Dame, die mehr wegen ihrer Schönheit als wegen ihrer Beständigkeit bekannt war. Rosita Tsien behauptete, völlig wahrheitsgemäß, das Blut der Mandschu-Kaiser in ihren Adern zu haben. Sie hatte noch immer viele Untertanen, darunter den größten Teil der Wissenschaftlichen Fakultät in Kapstadt. Jan war von ihrer zarten, blumenhaften Schönheit gefangengenommen worden, und die Angelegenheit war weit genug vorgeschritten, um ihre Beendigung um so bitterer zu machen. Er konnte sich nicht denken, was

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