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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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arbeitete zum erstenmal in der menschlichen Geschichte ja auch niemand an Aufgaben, für die er nichts übrig hatte. Aber George war ein Mann, der am Ende des Tages die Studiotüren hinter sich schließen konnte.
    Er fand Rupert endlich in der Küche, wo er Cocktails mixte. Es tat einem fast leid, ihn auf die Erde zurückzuholen, wenn seine Augen diesen abwesenden Blick hatten, aber George konnte, wenn es nötig war, rücksichtslos sein.
    »Hör mal, Rupert«, begann er und setzte sich auf den nächsten Tisch, »ich glaube, du bist uns allen irgendeine Erklärung schuldig.«
    »Hm«, sagte Rupert nachdenklich und ließ die Zunge um seinen Mund gleiten, »ein kleines bißchen zu viel Gin, fürchte ich.«
    »Mache keine Ausflüchte, und tu nicht, als ob du nicht nüchtern wärst, denn ich weiß genau, daß du es bist. Wo kommt dein Freund, der Overlord, her, und was macht er hier?«
    »Habe ich es dir nicht gesagt?« fragte Rupert. »Ich dachte, ich hätte es allen erklärt. Aber natürlich, du warst ja nicht dabei, du hattest dich oben in der Bibliothek verkrochen.« Er lachte in einer Art, die George kränkend fand. »Wegen der Bibliothek, weißt du, ist Raschy hergekommen.«
    »Wie merkwürdig!«
    »Warum?«
    George zögerte, weil er sich sagte, daß hier Takt erforderlich war. Rupert war sehr stolz auf seine eigenartige Büchersammlung. »Nun ja, wenn man bedenkt, wie weit die Overlords auf dem Gebiet der Wissenschaft sind, kann ich mir kaum denken, daß sie an psychischen Phänomenen und diesem ganzen Unsinn interessiert sein sollten.«
    »Unsinn oder nicht«, erwiderte Rupert, »sie interessieren sich für menschliche Psychologie, und ich besitze einige Bücher, aus denen sie eine Menge lernen können. Kurz bevor ich hierher übersiedelte, setzte sich irgendein stellvertretender Unter-Overlord oder Ober-Unterlord mit mir in Verbindung und fragte, ob sie etwa fünfzig von meinen kostbaren Büchern entleihen könnten. Wahrscheinlich hatte ihn einer der Bibliothekare der Bücherei des Britischen Museums an mich verwiesen. Natürlich kannst du dir vorstellen, was ich sagte.«
    »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Nun, ich erwiderte sehr höflich, daß es mich zwanzig Jahre gekostet hätte, meine Bibliothek zusammenzubringen. Sie könnten sehr gern meine Bücher studieren, aber das müßten sie hier tun. Also ist Raschy gekommen und hat etwa zwanzig Bände täglich in sich aufgenommen. Ich möchte wissen, was er damit anfängt.«
    George überlegte, dann zuckte er verächtlich die Schultern. »Offen gesagt«, erklärte er, »sinken die Overlords in meiner Wertschätzung. Ich dachte, sie könnten Besseres mit ihrer Zeit anfangen.«
    »Du bist ein unverbesserlicher Materialist, nicht wahr? Ich glaube nicht, daß Jean deiner Meinung ist. Aber selbst von deinem ach wie praktischen Standpunkt hat es doch noch einen Sinn. Du würdest doch auch den Aberglauben einer primitiven Rasse studieren, wenn du mit ihr zu tun hättest.«
    »Vermutlich«, sagte George, nicht ganz überzeugt. Die Tischplatte war hart, deshalb erhob er sich. Rupert hatte jetzt die Getränke zu seiner Zufriedenheit gemixt und wollte zu den Gästen zurückkehren. Man konnte schon murrende Stimmen hören, die seine Anwesenheit verlangten.
    »Halt!« widersprach George, »ehe du verschwindest, habe ich noch eine andere Frage. Wie bist du zu dem Fernsehapparat gekommen, mit dem du uns zu erschrecken versuchtest?«
    »Ein Zufallstreffer. Ich habe angedeutet, wie wertvoll ein solcher Apparat für eine Arbeit wie die meine sein würde, und Raschy hat meinen Vorschlag an die richtige Stelle weitergeleitet.«
    »Verzeih, daß ich so dumm bin, aber was ist deine neue Arbeit? Ich vermute natürlich, daß sie irgend etwas mit Tieren zu tun hat.«
    »Das stimmt. Ich bin Oberveterinär. Meine Praxis umfaßt etwa zehntausend Quadratkilometer Dschungel, und da meine Patienten nicht zu mir kommen, muß ich mich nach ihnen umsehen.«
    »Das kann man eine Vollbeschäftigung nennen.«
    »Oh, natürlich braucht man sich praktisch nicht um die kleinen Tiere zu kümmern, nur um Löwen, Elefanten, Rhinozerosse und so weiter. Jeden Morgen stelle ich die Apparate auf eine Höhe von etwa hundert Metern ein, setze mich vor den Bildschirm und durchquere die Gegend. Wenn ich ein krankes Tier finde, steige ich in mein Flugzeug und hoffe, daß ich auf diese Weise helfen kann. Manchmal ist es etwas schwierig. Bei Löwen und solchen Tieren ist es einfach, aber ein Rhinozeros

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