Die letzte Generation
ist ein etwas merkwürdiger Charakter«, erwiderte Raschaverak. »Beruflich ist ihm das Wohlergehen der Tiere in einem wichtigen Teil der afrikanischen Schutzgebiete anvertraut. Er ist sehr tüchtig und an seiner Arbeit interessiert. Da er mehrere tausend Quadratkilometer zu überwachen hat, besitzt er einen der fünfzehn Fernsehapparate, die wir bisher verliehen haben, natürlich unter den üblichen Vorsichtsmaßnahmen. Es ist zufällig der einzige mit vollen Projektionsvorrichtungen. Er hat ihre Notwendigkeit für ihn ausreichend dargelegt, so daß wir ihm den Apparat überlassen haben.«
»Was für Gründe hat er angegeben?«
»Er wollte sich verschiedenen wilden Tieren zeigen, damit sie sich an seinen Anblick gewöhnen und ihn nicht angreifen sollten, wenn er körperlich anwesend wäre. Diese Theorie hat sich bei Tieren bewährt, die sich mehr auf das Auge als auf den Geruch verlassen, obwohl der Mann wahrscheinlich schließlich doch getötet wird. Und natürlich gab es noch einen anderen Grund, warum wir ihm den Apparat überlassen haben.«
»Es machte ihn mehr zu einer Zusammenarbeit geneigt?«
»Allerdings. Ich hatte mich ursprünglich mit ihm in Verbindung gesetzt, weil er über Parapsychologie und verwandte Themen eine der besten Sammlungen von Büchern hat, die es in der Welt gibt. Er lehnte es höflich, aber energisch ab, irgendeines der Bücher auszuleihen, so daß nichts übrigblieb, als ihn zu besuchen. Ich habe jetzt etwa seine halbe Bibliothek gelesen. Es war eine ziemliche Arbeit.«
»Das kann ich mir denken«, sagte Karellen trocken. »Haben Sie unter all dem Kram irgend etwas entdeckt?«
»Ja – elf klare Fälle von teilweisen Durchbrüchen und siebenundzwanzig wahrscheinliche. Das Material ist jedoch so ausgewählt, daß man es nicht als Muster benutzen kann. Und die Beweise sind mit Mystizismus vermengt – vielleicht die ursprüngliche Abweichung des menschlichen Geistes.«
»Und wie ist Boyces Einstellung dazu?«
»Er behauptet, aufgeschlossen und skeptisch zu sein, aber es ist klar, daß er für dieses Gebiet nie so viel Zeit und Mühe aufgewandt hätte, wenn er nicht irgendeinen unterbewußten Glauben besäße. Ich habe ihm das auf den Kopf zugesagt, und er hat zugegeben, daß ich wahrscheinlich recht habe. Er möchte irgendeinen überzeugenden Beweis bekommen. Deshalb macht er immer diese Experimente, obwohl er behauptet, daß es nur eine Spielerei ist.«
»Sie sind überzeugt, daß er nicht argwöhnt, Ihr Interesse könne mehr als akademisch sein?«
»Fest überzeugt. In vieler Hinsicht ist Boyce bemerkenswert töricht und einfältig. Das macht seine Versuche, ausgerechnet auf diesem Gebiet Forschungen anzustellen, geradezu rührend. Es liegt keine Notwendigkeit vor, irgendwelche Schritte gegen ihn zu unternehmen.«
»Ich verstehe. Und was ist mit der Frau, die ohnmächtig wurde?«
»Das ist das Aufregendste an der ganzen Angelegenheit. Jean Morrel war fast mit Sicherheit das Medium, durch das die Auskunft gegeben wurde. Aber sie ist sechsundzwanzig, viel zu alt, um selbst den ursprünglichen Kontakt zu bilden, nach all unsern früheren Erfahrungen zu urteilen. Es muß daher jemand sein, der eng mit ihr verbunden ist. Die Schlußfolgerung liegt auf der Hand. Wir können nicht mehr viele Jahre zu warten haben. Wir müssen sie in die Purpurne Kategorie versetzen. Sie kann das wichtigste lebende menschliche Wesen sein.«
»Dafür werde ich sorgen. Und was ist mit dem jungen Mann, der die Frage gestellt hat? War es einfach Neugier? Oder hatte er irgendeinen andern Grund?«
»Er ist zufällig dorthin gekommen. Seine Schwester hat sich kürzlich mit Rupert Boyce verheiratet. Er hatte vorher keinen der andern Gäste gekannt. Ich bin überzeugt, daß die Frage völlig unüberlegt war, veranlaßt durch die ungewöhnliche Situation und wahrscheinlich durch meine Anwesenheit. Wenn man diese Umstände berücksichtigt, ist es kaum überraschend, daß er so handelte. Sein großes Interesse ist die Astronautik. Er ist Sekretär der Arbeitsgruppe für Weltraumfahrten an der Universität Kapstadt und beabsichtigt offenbar, dieses Fach zu seiner Lebensarbeit zu machen.«
»Seine Laufbahn dürfte interessant sein. Aber was wird er nach Ihrer Meinung unternehmen, und was sollen wir in Hinblick auf ihn tun?«
»Er wird zweifellos, sobald er kann, gewisse Feststellungen machen. Aber er kann auf keine Art die Richtigkeit seiner Information beweisen, und auf Grund ihres sonderbaren Ursprungs kann
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