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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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diese Dinge dachte, und wollte ihn nicht weiter aufregen und – vielleicht völlig abschrecken.
    »Schließlich? Was meinst du?« fragte George.
    »Ach, nichts! Ich frage mich nur, was der Overlord bei der ganzen Sache gedacht haben mag. Wir haben ihm wahrscheinlich mehr Material geliefert, als er überhaupt haben wollte.«
    Jean erschauerte leicht, und ihre Augen verschleierten sich. »Ich habe Angst vor den Overlords, George. Oh, ich meine nicht, daß sie böse sind, oder sonst etwas Törichtes. Ich bin überzeugt, daß sie es gut meinen und das tun, was nach ihrer Meinung das beste für uns ist. Ich frage mich nur, was für Pläne sie in Wirklichkeit mit uns haben.«
    George rückte unbehaglich auf seinem Platz hin und her. »Das fragen sich die Menschen, seit die Overlords auf die Erde gekommen sind«, erwiderte er. »Sie werden es uns sagen, wenn wir reif dafür sind, und offen gestanden bin ich nicht neugierig. Außerdem habe ich Wichtigeres zu bedenken.« Er wandte sich zu Jean und ergriff ihre Hände. »Was meinst du, ob wir morgen zum Archiv gehen und einen Vertrag über – sagen wir fünf Jahre unterzeichnen?«
    Jean sah ihn fest an und kam zu der Überzeugung, daß ihr im ganzen gefiel, was sie sah. »Sagen wir über zehn Jahre«, erwiderte sie.
     
    Jan wartete seine Zeit ab. Er hatte keine Eile, und er wollte nachdenken. Es war fast, als scheue er sich, irgendwelche Prüfungen vorzunehmen, damit die phantastische Hoffnung, die in seinen Geist eingedrungen war, nicht allzuschnell zerstört würde. Solange er noch im Ungewissen war, konnte er wenigstens träumen.
    Außerdem, um überhaupt etwas unternehmen zu können, müßte er mit der Bibliothekarin des Observatoriums sprechen. Sie kannte ihn und seine Interessen aber zu gut und würde sicherlich durch seine Bitte beunruhigt sein. Wahrscheinlich würde es keinen Unterschied machen, aber Jan war entschlossen, nichts dem Zufall zu überlassen. In einer Woche würde die Gelegenheit besser sein. Er war übervorsichtig, das wußte er, aber das steigerte seinen schülerhaften Eifer. Jan fürchtete auch die Lächerlichkeit genau so sehr wie irgend etwas, was die Overlords tun könnten, um seine Pläne zu durchkreuzen. Falls er sich da auf ein törichtes Unternehmen einließ, sollte niemand jemals etwas davon erfahren.
    Er hatte einen triftigen Grund, nach London zu reisen. Die Vorbereitungen waren schon vor Wochen getroffen worden. Obwohl er zu jung war und noch nicht die genügenden Eigenschaften besaß, als Delegierter hinzugehen, war er doch einer der drei Studenten, die es fertiggebracht hatten, in die offizielle Gruppe aufgenommen zu werden, die zum Kongreß der Internationalen Astronomischen Union fuhr. Jetzt hatte er Ferien, und es wäre sträflich, die Gelegenheit ungenutzt zu lassen, da er London seit seiner Kindheit nicht besucht hatte. Er wußte, daß sehr wenige der Dutzende von Schriften, die man der Internationalen Astronomischen Union vorlegen würde, für ihn das geringste Interesse hätten, selbst wenn er sie verstehen könnte. Wie ein Delegierter bei irgendeinem wissenschaftlichen Kongreß würde er die Vorträge hören, die ihm wichtig erschienen, und würde die übrige Zeit damit verbringen, mit anderen Enthusiasten zu sprechen, oder würde sich einfach London ansehen.
    London hatte sich in den letzten fünfzig Jahren ungeheuer verändert. Dort waren jetzt kaum zwei Millionen Menschen und hundertmal soviel Maschinen. Es war kein großer Hafen mehr, denn da jedes Land fast seinen ganzen Bedarf selbst erzeugte, hatte sich das ganze System des Welthandels verändert. Es gab einige Waren, die bestimmte Länder noch immer am besten herstellten, aber sie wurden auf dem Luftwege unmittelbar an ihren Bestimmungsort gebracht. Die Handelswege, die einstmals in den großen Häfen und später auf den Flugplätzen zusammengelaufen waren, hatten sich schließlich zu einem verwickelten Spinnennetz erweitert, das die ganze Welt umfaßte und keine größeren Knotenpunkte hatte.
    Aber einige Dinge hatten sich nicht verändert. Die City war noch immer ein Mittelpunkt für Regierung, Kunst und Studium. In dieser Beziehung konnte keine Hauptstadt des Kontinents mit ihr wetteifern, nicht einmal Paris, so sehr es auch das Gegenteil behauptete. Ein Londoner aus dem vorigen Jahrhundert hätte sich noch immer – wenigstens im Zentrum der Stadt – ohne Schwierigkeiten zurechtfinden können. Neue Brücken führten über die Themse, aber an den alten Stellen. Die

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