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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Placierungen und Siege nach Hause zu bringen.
    An diesem Wochenende war die Zusammensetzung der Turniermannschaft, die früh um fünf auf dem Hof startete, anders als sonst. Tom und Hans Tiedjen fehlten, auch die Peershofer, die inzwischen alle zu ihren Ferienorten aufgebrochen waren. Dafür waren Mirko und seine beiden Helferinnen Anke und Rita aus dem Reitclub Wedenbruck mit von der Partie. Und aus dem Internat hatte sich das Lehrer-Ehepaar Körber dazugesellt. Sie waren gerade von ihren zwei Ferienwochen in Griechenland zurückgekehrt und wollten nun die Ruhe in Groß-Willmsdorf - und vor allem die vielfältigen Reitmöglichkeiten genießen.
    Sechs Pferde standen in dem großen Transporter, den Frieder fuhr, einer der Pferdepfleger aus dem Internatsstall. Ihm folgte Mirko mit zwei weiteren Pferden. Lolita, die Holsteiner Stute, wollte Mirko in zwei Dressurprüfungen vorstellen. Mit Stanislaus, dem Wallach aus Polen, sollte Rita ihr Glück im L-Springen versuchen. Damit auch Anke eine Startmöglichkeit bekam, hatten sie aus dem Internatsstall die Stute Regula mitgenommen, außerdem die Pferde der beiden Körbers und die zwei Nachwuchspferde, mit denen Bille auf der Reitpferdeprüfung starten wollte.
    Das Wetter war kühl, der Himmel bedeckt, doch mit Regen war nicht zu rechnen, also ideale Bedingungen für eine längere Autofahrt mit Pferden und einen ausgedehnten Turniertag. Bille schätzte es gar nicht, wenn bei solchen Gelegenheiten die Sonne unbarmherzig vom Himmel brannte und man womöglich auf dem Turniergelände keinen einzigen schattigen Winkel fand.
    Nach knapp zwei Stunden Fahrt hatten sie ihr Ziel erreicht, eine Reitanlage, die am Rande einer Kleinstadt auf einem früheren Gutshof untergebracht war. Bille stellte beruhigt fest, daß ausreichend Koppelfläche für Transporte und Pferde zur Verfügung stand und die Anlage auf der einen Seite von einem Wäldchen begrenzt wurde, das Schutz vor dem Wind gab. Hier konnte man’s aushalten!
    Sie luden die Pferde aus und führten sie zum Auflockern ein wenig herum. Besonders die Neulinge waren unruhig nach der langen Fahrt; sie musterten neugierig die fremde Umgebung und nahmen aufgeregt schnobernd und wiehernd Kontakt zu den fremden Stallgenossen auf, die überall aus den Anhängern geführt wurden. Bille liebte die besondere Atmosphäre eines solchen Turniermorgens, das leichte Lampenfieber, die Spannung, die in der Luft lag,
    Bekannte, Freunde, die man nur auf den Turnieren traf, Zurufe und Lachen, den Austausch von Neuigkeiten und Klatsch. Das Gedränge an der Meldestelle und am Imbißzelt, wo man sich den ersten Kaffee holte, sich die erste Wurstsemmel schmecken ließ und dabei das Programm studierte.
    Viel Zeit hatte Bille nicht, denn mit Peppino, dem Turnierneuling, mußte sie als eine der ersten starten. Frieder half ihr, den vierjährigen Braunen zu satteln, und Bille befestigte fast feierlich zum erstenmal eine Startnummer an seinem Stirnband. Kaum saß sie im Sattel, düste Peppino mit ihr davon, strebte energisch mitten ins Gewühl der Pferde, die sich auf dem Weg zum Abreiteplatz befanden, und Bille konnte sich für ihren stürmischen Erstkläßler nur nach allen Seiten hin höflich entschuldigen.
    „He, Junge, wir sind nicht auf der Galoppbahn! Hier gibt’s nichts fürs Tempo, im Gegenteil! Da sind Beherrschung und Disziplin erwünscht!“ redete sie auf den temperamentvollen Braunen ein, der sich gerade an einer dicken Schimmelstute vorbeidrängelte und - als sie nicht sofort zur Seite ging - sie ganz beiläufig in den Hintern zwickte.
    Die Stute quiekte empört und schlug aus, was das kleine Mädchen, das in ihrem Sattel saß, für einen Augenblick aus dem Gleichgewicht brachte. Zum Glück fing sie sich sofort. Bille beschloß, mit Peppino nicht auf den Abreiteplatz zu gehen, sondern sich eine ruhigere Ecke zu suchen, damit er sein überschäumendes Temperament austoben konnte. Doch Peppino gefiel es gerade hier so gut; er schob auch die letzten beiden Konkurrenten auf die Seite und schoß begeistert über den weitläufigen Sandplatz. Bille blieb gar nichts anderes übrig, als eine Volte nach der anderen zu reiten, um den übermütigen Burschen einigermaßen an den Zügel zu bekommen. Fast hätte sie den Aufruf überhört, der sie zum Start rief.
    Als sie mit Peppino schließlich ins Dressurviereck einritt, glänzte nicht nur der Wallach vor Schweiß, auch Bille klebten Hemd und Turnierhose wie angewachsen am Leib; kleine Rinnsale liefen unter

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