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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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ließ es sich schmecken. Mutsch hatte wieder von allem auf den Tisch gestellt, was sie besonders liebte. Doch bald wurde sie unruhig. „Seid nicht böse, aber ich habe versprochen, pünktlich im Stall zu sein. Heute nachmittag machen wir es uns dann richtig gemütlich, einverstanden? Kommst du, Tina?“
    „Ich möchte deiner Mutter noch beim Aufräumen helfen, ich komme dann in aller Ruhe mit Zottel nach.“
    Onkel Paul hatte den Wagen bereits vorgefahren. Im Rückspiegel steckte eine einzelne Rose. Bille lächelte. Es war ein seltsames Gefühl, am Steuer des eigenen Autos zu sitzen, auch wenn es „nur“ ein kleiner Gebrauchtwagen war. Er war trotzdem toll! Ein bißchen Lampenfieber hatte sie schon, immerhin lag die Fahrprüfung einige Wochen zurück, und sie mußte sich das Gelernte erst wieder in Erinnerung rufen. Doch als sie in den Hof einbog, fühlte sie sich schon sicherer und hielt mit elegantem Schwung neben dem Stall.
    Der erste, der ihr über den Weg lief, war Hannes. „He, irre ich mich, oder haben wir hier ein Geburtstagskind?“ Er umarmte sie fest. „Herzlichen Glückwunsch, Bille! Bleib, wie du bist, auch wenn du jetzt schon fast zu den Grufties gehörst.“
    Bille boxte ihn lachend in die Seite. „Frech bist du gar nicht, wie? Danke, Hannes! Was machst du überhaupt hier? Hast du nicht drüben im Schulstall Unterricht zu geben?“
    „In einer Stunde. Vorher habe ich hier noch einen Privatschüler. Kannst aber ruhig mit auf den Platz kommen, du störst uns nicht.“
    „Gut, dann nehme ich zur Feier des Tages Black Arrow als ersten dran. Ich mache ihn schnell fertig.“ Bille ging zu ihrem Wallach in die Box und traute ihren Augen kaum. Er war bereits gesattelt und aufgetrenst , und an seinem Sattel war ein großer Strauß roter Rosen befestigt.
    „ Blacky , schenkst du mir den? Oder ist der von Daddy? He, dem Strauß nach bin ich ja mindestens fünfzig oder so. Da hast du echt was zu schleppen, du Armer. Kein Briefchen dran? Also so was! Wahnsinn!“
    Bille stellte die Rosen in einen mit Wasser gefüllten Tränkeimer in die Sattelkammer. Dann ging sie mit Black Arrow hinaus.
    Hannes hatte auf dem Außenreitplatz das übliche Labyrinth aus Stangen und Autoreifen ausgelegt. Sein Schüler stand mit dem Rücken zu Bille und hörte Hannes aufmerksam zu, er führte eine Schimmelstute an der Hand. Eine Schimmelstute? Das war Jamaika! Und auch die Rückenansicht des Reiters war ihr nur allzu vertraut! Bille hatte das Gefühl, als sänken die Beine unter ihr weg. Zugleich begann ihr Herz zu rasen, ihr wurde schwindlig, und der Aufruhr aus Zorn, Verzweiflung und wilder Sehnsucht, der in ihr tobte, schien sie zu zersprengen. „Simon!“ sagte sie tonlos.
    In diesem Augenblick drehte er sich nach ihr um. Sein Gesicht leuchtete auf. Bille wußte nicht, was sie tat, sie stieg in den Sattel und jagte in schnellem Galopp davon. Weit hinter sich hörte sie Simons Stimme. „Bille! Halt, Bille, so warte doch!“
    Nicht lange, und sie vernahm das Geräusch galoppierender Hufe hinter sich, die sich rasch näherten. Bille trieb Black Arrow stärker an, doch sie kamen in den Waid, wo der Boden vom wochenlangen Regen noch schlüpfrig war, sie mußte vorsichtiger reiten. Bille suchte ihre Rettung in einem Trick, sie lenkte den Wallach ganz schnell in einen Pfad hinein, der rechts tiefer in den Wald führte.
    Das war ein Fehler, denn sie hatte sich geirrt: Dies war nicht die Abkürzung zur Jagdhütte hinüber, sondern eine Sackgasse. Wenig später hatte Simon sie erreicht. Er sprang vom Pferd und zog sie zu sich herunter. Bille wehrte sich, und im Handumdrehen lagen beide auf dem morastigen Waldboden.
    „Du Idiot, laß mich los! Hau ab, ich will dich nicht ...“
    Weiter kam sie nicht, denn Simon stoppte ihren Redefluß mit einem Kuß und hielt sie so gefangen, bis sie ihren Widerstand aufgab. Da löste er seinen Mund von ihrem, hielt sie aber zur Sicherheit weiter fest. „Und jetzt hör mir zu und unterbrich mich nicht. Ja, ich weiß, ich bin ein Idiot. Ich habe mich verhalten wie ein Trottel. Stimmt, ich war auch ein bißchen verknallt in Nathalie, obwohl ich wußte, daß sie in festen Händen ist. Ich war fasziniert von dem leichten, tollen Leben da unten, ich habe es genossen, im Mittelpunkt zu stehen und von allen bewundert zu werden. Es war ein super Gefühl. Wie ein wochenlanges Fest. Aber das ist nicht mein Leben. Bille! Ich habe keinen Augenblick lang daran gedacht, so könnte meine Zukunft aussehen!

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