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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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mehr ausreichen. Man wird sie sich von den Welten der Kolonialen Union holen müssen, und zwar schnell. An dieser Stelle kommt Roanoke ins Spiel. Lebend ist Roanoke nur irgendeine weitere Kolonie. Tot ist sie ein Symbol für die zehn Planeten, die diese Welt kolonisiert haben. Und für alle anderen Kolonialplaneten. Wenn Roanoke stirbt, werden die Bürger der Kolonialen Union fordern, dass man sie als Soldaten kämpfen lässt. Und die KU wird es ihnen gern erlauben.«
    »Das wissen Sie ganz sicher?«, fragte ich. »Weil es so besprochen wurde?«
    »Natürlich nicht«, sagte Szilard. »Es wurde nie darüber gesprochen. Aber so wird es geschehen. Die Koloniale Union weiß, dass Roanoke auch für die Völker des Konklave ein Symbol ist, der Ort ihrer ersten Niederlage. Und diese Niederlage wird unweigerlich eine Vergeltung nach sich ziehen. Die KU
weiß auch, dass diese Rache eher früher als später kommen wird, wenn sie Roanoke nicht ausreichend verteidigt. Und je früher es geschieht, desto besser für die Koloniale Union.«
    »Das verstehe ich nicht. Sie sagen, dass die KU ihre Bürger zu Soldaten machen muss, um gegen das Konklave kämpfen zu können. Und um sie zu motivieren, sich freiwillig zu melden, muss Roanoke vernichtet werden. Aber Sie haben auch zu mir gesagt, dass Sie Jane und mich als Kolonialverwalter für Roanoke eingesetzt haben, weil die Obin unsere Tochter verehren und nicht zulassen würden, dass die Kolonie vernichtet wird.«
    »Ganz so einfach ist es nicht«, sagte Szilard. »Die Obin würden nicht zulassen, dass Ihre Tochter stirbt, das ist so weit richtig. Vielleicht würden sie die Kolonie verteidigen, vielleicht auch nicht. Aber die Obin haben Ihnen noch einen weiteren Vorteil verschafft: Wissen.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Hören Sie auf, den Dummkopf zu spielen, Perry. Damit beleidigen Sie mich. Ich weiß, dass Sie mehr über General Gau und das Konklave wissen, als Sie heute bei dieser Untersuchungsfarce zugegeben haben. Ich weiß es, weil die Spezialeinheit das Dossier über General Gau und das Konklave zusammengestellt hat, und zwar so schlampig, dass Sie irgendwann die große Menge von Metadaten finden mussten, die man zu löschen vergessen hat. Außerdem wusste ich, dass die Obin-Leibwächter Ihrer Tochter viel mehr über das Konklave wissen, als wir Ihnen in diesem Dossier verraten durften. Deshalb wussten Sie, dass Sie auf General Gaus Wort vertrauen konnten. Und deshalb haben Sie versucht, ihn zu überzeugen, seine Flotte nicht zu rufen. Weil Sie wussten, dass sie vernichtet werden soll und der General kompromittiert würde.«

    »Sie konnten nicht davon ausgehen, dass ich nach diesen Metadaten suche. Sie haben sehr viel Vertrauen in meine Neugier gesetzt.«
    »Eigentlich nicht«, sagte Szilard. »Vergessen Sie nicht, dass Sie für das Auswahlverfahren eher eine Nebenrolle spielten. Sagan sollte diese Informationen finden. Sie hat jahrelang im Geheimdienst gearbeitet. Irgendwann hätte sie sich ganz selbstverständlich die Metadaten angesehen. Die Tatsache, dass Sie sie zuerst gefunden haben, ist ohne Belang. Die Metadaten wären auf jeden Fall gefunden worden. Es nützt mir nichts, wenn ich so etwas dem Zufall überlasse.«
    »Aber jetzt nützt es mir nichts, dass ich diese Informationen habe«, sagte ich. »Nichts von alledem ändert etwas an der Tatsache, dass Roanoke im Fadenkreuz steht und es nichts gibt, was ich dagegen tun könnte. Sie haben das Untersuchungsverfahren miterlebt. Ich kann mich glücklich schätzen, wenn man mir erlaubt, Jane zu sagen, in welchem Gefängnis ich verrotten werde.«
    Szilard tat es mit einer wegwerfenden Geste ab. »Der Untersuchungsausschuss hat festgestellt, dass Sie verantwortlich und im Rahmen Ihrer Pflichten gehandelt haben. Sie dürfen nach Roanoke zurückkehren, sobald wir beide hier fertig sind.«
    »Dann nehme ich alles zurück«, sagte ich. »Offensichtlich haben Sie nicht das gleiche Untersuchungsverfahren miterlebt wie ich.«
    »Es stimmt, dass sowohl Butcher als auch Berkeley völlig davon überzeugt sind, dass Sie absolut inkompetent gehandelt haben. Beide haben ursprünglich dafür plädiert, Sie an den Kolonialen Gerichtshof zu überstellen, wo man sie innerhalb von fünf Minuten verurteilt hätte. Doch es gelang mir, sie zu überzeugen, es nicht zu tun.«

    »Wie haben Sie das gemacht?«
    »Sagen wir einfach, dass es sich immer lohnt, Dinge zu wissen, von denen andere Leute möchten, dass man sie nicht weiß.«
    »Sie

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