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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ist einfach nur dumm. Phoenix hat das beste planetare Verteidigungssystem von allen Menschenwelten. Man würde niemals eine Rakete, die größer als eine Murmel ist, hindurchbekommen.«
    »Richtig«, sagte Trujillo. »Und jeder weiß das. Seit über hundert Jahren hat es keinen Angriff welcher Größenordnung auch immer gegen Phoenix gegeben. Von diesem Angriff wurde gar nicht erwartet, dass er Erfolg hat. Er war als Botschaft gedacht, dass kein Planet, auf dem Menschen leben, vor Vergeltungsschlägen sicher ist. Das ist eine recht bedeutende Botschaft.«
    Ich dachte darüber nach, während ich nun doch einen herzhaften Bissen von meinem Burger nahm. »Also vermute ich, dass Phoenix nicht der einzige Planet war, gegen den ein Raketenangriff gerichtet war.«
    »Richtig«, sagte Trujillo. »Von meinen Leuten habe ich erfahren, dass sämtliche Kolonien angegriffen wurden.«
    Ich hätte mich fast verschluckt. »Sämtliche!«, wiederholte ich.
    »Ohne Ausnahme«, bestätigte Trujillo. »Die etablierten Kolonien waren keinen Moment lang in Gefahr, weil die Angriffe
sofort von den planetaren Verteidigungssystemen abgewehrt wurden. Ein paar der kleineren Kolonien haben leichte Schäden erlitten. Auf Sedona wurde eine komplette Siedlung von der Landkarte radiert. Es gab zehntausend Tote.«
    »Und da sind Sie sich ganz sicher?«
    »Ich weiß es nur aus zweiter Hand«, sagte Trujillo. »Aber aus einer Quelle, der ich vertraue. Diese Person hat mit dem Abgeordneten von Sedona gesprochen.«
    Ich wandte mich an Kranjic und Beata. »Passt das zu dem, was Sie gehört haben?«
    »Ja«, sagte Kranjic. »Manfred und ich haben unterschiedliche Quellen, aber mir ist das Gleiche zu Ohren gekommen.«
    Beata nickte dazu.
    »Aber in den Nachrichten wird nichts davon erwähnt«, sagte ich und blickte auf meinen PDA, den ich auf den Tisch gelegt hatte. Er war aktiviert und wartete auf den Eingang des Ergebnisses der Untersuchung.
    »Richtig«, sagte Trujillo. »Die Koloniale Union hat eine absolute Informationssperre verhängt. Nach dem Gesetz zum Schutz von Staatsgeheimnissen. Ich glaube, ich muss Ihnen nicht erklären, was es damit auf sich hat.«
    »Nein.« Ich stöhnte, als ich an die Werwölfe und Gutierrez dachte. »In meinem Fall hat es zu einer Katastrophe geführt. Ich befürchte, dass es der KU damit nicht wesentlich besser ergeht.«
    »Die Angriffe erklären das Chaos, das wir hier erleben«, sagte Trujillo. »Ich habe keine Quellen in der KVA – die Leute schweigen wie ein Grab -, aber ich weiß, dass die Abgeordneten sämtlicher Kolonien lautstark darauf drängen, direkten militärischen Schutz zu bekommen. Überall werden Schiffe abgezogen und zu neuen Zielen geschickt, aber es gibt nicht
genug für alle Kolonien. Wie ich gehört habe, betreibt die KU gerade eine strenge Auslese und entscheidet, welche Kolonien sie beschützen kann und in welchen Fällen man es sich leisten kann, sie möglicherweise zu verlieren.«
    »Auf welcher Seite dieser Liste steht Roanoke?«, wollte ich wissen.
    Trujillo hob die Schultern. »Letztlich erwartet jeder, dass er an erster Stelle steht. Ich habe bei einigen Politikern ausgelotet, ob eine Verbesserung der Verteidigung von Roanoke möglich wäre. Alle sagten, sie würden sich liebend gerne dafür einsetzen – nachdem sie für ihre eigenen Planeten das Beste herausgeholt haben.«
    »Inzwischen spricht niemand mehr über Roanoke«, sagte Beata. »Alle konzentrieren sich nur noch auf ihre Heimatwelten. Sie dürfen nicht darüber berichten, aber sie verfolgen sehr genau, was dort geschieht.«
    Danach widmeten wir uns den Burgern und hingen unseren eigenen Gedanken nach. Ich war so beschäftigt, dass ich gar nicht bemerkte, dass jemand hinter mir stand, bis Trujillo aufschaute und mit dem Kauen aufhörte. »Perry«, sagte er und warf einen bedeutungsvollen Blick über meine Schulter. Als ich mich umdrehte, sah ich General Szilard.
    »Mir schmecken die Burger hier auch sehr gut«, sagte er. »Ich würde mich gerne zu Ihnen gesellen, aber angesichts der Erfahrungen Ihrer Frau bezweifle ich, dass Sie mit mir an einem Tisch essen möchten.«
    »Wo Sie es erwähnen, General, muss ich sagen, dass Sie absolut recht haben.«
    »Dann unternehmen wir lieber einen kleinen Spaziergang, Verwalter Perry. Wir haben eine Menge zu besprechen, und die Zeit ist knapp.«

    »Na gut.« Ich nahm mein Tablett und warf den anderen einen Blick zu. Sie hatten ausdruckslose Mienen aufgesetzt. Ich warf den Inhalt des Tabletts

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