Die letzte Kolonie
herkömmlichen Menschen hatten wenig an ihrer Spezialeinheit-Gewohnheit geändert, keine Rücksicht auf menschliche Umgangsformen zu nehmen und direkt auf den Punkt zu kommen.
Rybicki grinste trocken und warf den Sorghum-Halm fort. »Also gut. Nachdem Sie Ihre Dienstzeit beendet haben, Perry, wurde ich befördert und versetzt. Ich arbeite jetzt für das Ministerium für Kolonisation, für die Leute, die sich darum kümmern, neue Kolonien zu gründen und zu unterstützen.«
»Sie sind immer noch bei der KVA«, sagte ich. »Ihre grüne
Haut verrät Sie. Ich dachte, die Koloniale Union hätte eine strikte Trennung zwischen zivilen und militärischen Organisationen angeordnet.«
»Ich bin der Verbindungsoffizier«, sagte Rybicki. »Ich soll für eine gute Koordination zwischen beiden Seiten sorgen. Das macht ungefähr genauso viel Spaß, wie Sie sich jetzt vermutlich denken.«
»Sie haben mein tief empfundenes Mitgefühl.«
»Vielen Dank, Major«, sagte Rybicki. Es war Jahre her, seit mich jemand das letzte Mal mit meinem Rang angesprochen hatte. »Das weiß ich sehr zu schätzen. Der Grund für mein Hiersein ist folgender. Ich würde gerne wissen, ob Sie – also Sie beide – einen Auftrag für mich erledigen würden.«
»Was für einen Auftrag?«, fragte Jane.
Rybicki sah Jane an. »Die Leitung einer neuen Kolonie.«
Jane blickte mich an. Ich wusste genau, dass ihr diese Idee gar nicht gefiel.
»Ist dafür nicht eigentlich das Ministerium für Kolonisation da?«, fragte ich. »Dort sollte es von Leuten wimmeln, die qualifiziert sind, neue Kolonien zu führen.«
»Diesmal nicht«, sagte Rybicki. »Denn diese Kolonie ist anders.«
»Inwiefern?«, fragte Jane.
»Die KU bekommt ihre Kolonisten von der Erde«, sagte Rybicki. »Aber seit einigen Jahren drängen die etablierten Kolonien wie Phoenix, Elysium oder Kyoto darauf, dass auch ihre Bewohner neue Kolonien gründen dürfen. Menschen von diesen Welten haben es bereits hin und wieder mit wilden Kolonien versucht, aber Sie wissen ja, wie das in den meisten Fällen ausgeht.«
Ich nickte. Wilde Kolonien waren illegal, weil sie keine
Genehmigung hatten. Die KU tat einfach, als wäre sie auf diesem Auge blind. Man ging davon aus, das die Leute, die solche Kolonien gründeten, in ihrer angestammten Heimat ansonsten nur Unruhe stiften würden. Also war es besser, sie einfach gewähren zu lassen. Aber eine wilde Kolonie war wirklich und wahrhaftig ganz auf sich allein gestellt. Sofern es unter den Kolonisten niemanden gab, dessen Eltern irgendwo einen einflussreichen Posten hatten, reagierte die KVA nicht, wenn diese Kolonie um Hilfe rief. Die Überlebensstatistik für wilde Kolonisten wies sehr deprimierende Zahlen auf. Die meisten hielten kein halbes Jahr durch. Meistens wurden sie von anderen Spezies kaltgemacht, die ebenfalls an der betreffenden Kolonialwelt interessiert waren. Wir lebten in einem unversöhnlichen Universum.
Rybicki registrierte meine Bestätigung und fuhr fort. »Der KU wäre es lieber, wenn sich die Kolonien nicht in ihre Kolonialplanung einmischen würden, aber inzwischen ist es zu einem politischen Problem geworden, das die KU nicht mehr einfach so vom Tisch fegen kann. Also hat das MfK vorgeschlagen, dass wir einen Planeten für Kolonisten der zweiten Generation freigeben. Sie können sich denken, was dann passiert ist.«
»Die Kolonien sind sich gegenseitig an die Gurgel gegangen, weil jeder seine Leute schicken wollte«, sagte ich.
»Der Kandidat hat hundert Punkte«, sagte Rybicki. »Also versuchte das MfK, es Salomon gleichzutun und entschied, dass jede interessierte Partei eine begrenzte Zahl von Kolonisten für die erste Besiedlungswelle beisteuern sollte. Also haben wir jetzt einen Grundstock für diese Kolonie, der aus etwa zweitausendfünfhundert Menschen besteht, wobei jeweils zweihundertfünfzig aus einer von zehn verschiedenen Kolonien
stammen. Aber jetzt haben wir niemanden, der die Leitung übernehmen kann, weil keine dieser Kolonien möchte, dass Leute aus einer anderen Kolonie das Sagen haben.«
»Es gibt erheblich mehr als nur zehn Kolonien«, sagte ich. »Sie könnten diesen Anführer von einer anderen Welt holen.«
»Theoretisch könnte das funktionieren«, sagte Rybicki. »Doch im real existierenden Universum sind die anderen Kolonien sauer, weil ihre Leute nicht für dieses Kolonisationsprojekt zugelassen wurden. Wir haben versprochen, wenn diese Kolonie funktioniert, würden wir in Erwägung ziehen, weitere
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