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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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spielt
verrückt. Unerträgliche Hitze, dabei steht der Herbst vor
der Tür. Heute Morgen sehr früh wegen der Safranlieferung
am Rialto gewesen. Die Stadt hoffnungslos verstopft. Alle Herbergen
ausgebucht, Zimmer doppelt und dreifach belegt. An jeder Ecke
besoffene Franzosen, zum Teil liegen sie in Lachen aus Erbrochenem.
Das ist die Blüte der abendländischen Jugend, die
ausgezogen ist, um das Heilige Land zu befreien. Dabei können
es sich nur die vornehmsten Franzosen leisten, in der Stadt zu
wohnen. Das Fußvolk und die Knappen kampieren seit Wochen auf
dem Lido. Gerüchteweise ist das Geld für den Transport
und die Verproviantierung noch nicht vollständig bezahlt
worden. Man munkelt sogar, dass die Franzosen pleite
sind.
    Habe gestern Papa
beim Abendessen danach gefragt. Der war den ganzen Tag im
Großen Rat und sollte es eigentlich wissen. Hat aber nur
barsch geantwortet, dass ich mich um meinen eigenen Kram
kümmern soll. Falls es stimmt, dass die Franzosen nicht zahlen
können, kann sich Enrico Dandolo gleich einen Strick kaufen.
Natürlich hat der Rat dem Geschäft zugestimmt. Aber wenn
die Sache schiefgeht, werden sie über den Dogen
herfallen.
    Die Safranlieferung
war übrigens eingetroffen, ist aber an Ort und Stelle
verschlampt worden. Habe eine Extraprovision herausgehandelt, bar
und ohne Quittung. Die Nacht (wild) bei Annunziata verbracht. Sagt,
sie werde mich vermissen.
    25.9.
    Heute immer noch
unerträglich heiß. Bin nachmittags auf dem Lido gewesen.
Querini, unser Verbindungsmann zur französischen Lagerleitung,
hat mich mitgenommen. Die Situation dort katastrophal. Tausende
Zelte stehen dicht an dicht, bis unmittelbar an das Wasser heran,
alles voller Abfall. Die Soldaten saufen, spielen Karten und
prügeln sich. Natürlich sind die ausgehobenen Latrinen
völlig unzureichend. Die Männer erleichtern sich am
Strand, das Wasser ist eine gelbliche Brühe, in der
Fäkalien schwimmen. Der Gestank unerträglich. War kurz
davor, mich zu übergeben. Querini schlägt drei Kreuze,
wenn diese Tiere (so wörtlich) endlich ablegen. Einige
Gespräche mit Offizieren geführt. Alle lassen mehr oder
weniger durchblicken, dass sie nur auf fette Beute aus
sind.
    Am Nordende der
Landzunge befindet sich ein regelrechter Puff aus Segeltuchzelten.
Knapp dreihundert Mädchen arbeiten rund um die Uhr. Der
Patriarch hat sich beim Großen Rat beschwert, kam aber nicht
weit. Das Etablissement wird von Giorgio Dandolo, einem Neffen des
Dogen, und Pietro Morosini, dem Bruder des Prokurators, betrieben.
Also musste der Patriarch einlenken, und die beträchtlichen
Einnahmen laufen weiter. Viele Venezianer, sagte Querini grinsend,
haben den neuen Puff für sich entdeckt, denn die Mädchen
sind hier deutlich billiger als am Rialto. Beschwerden der
innerstädtischen Puffbetreiber sind
abzusehen.          
    Abends beim Spiel
das Geld wieder verloren, das ich gestern am Rialto kassierte.
Hatte versucht zu schummeln, aber war dann gezwungen, ehrlich zu
spielen, als mich ein hünenhafter Deutscher (Hände wie
Schweinehälften) mit einem grimmigen Blick fixierte.
Hätte gleich nach Hause gehen sollen.
    26.
9.
    Regen und
Abkühlung endlich. Auch heute keine Nachricht aus den
Prokuratien. Weiß also immer noch nicht, was mich erwartet.
Angeblich sind jetzt alle Positionen verteilt. Traf mittags
Morosini auf dem Rialto. Ist erster Offizier auf einer unserer
Galeeren. Versteht auch nicht, warum ich immer noch in der Luft
hänge. Ich persönlich hoffe auf eine Position in der
Finanzverwaltung. Da lässt sich immer ein wenig abzweigen. Und
ich hoffe auch, dass ich auf einer Galeere reise. Die Quartiere in
den Lastschiffen und in den uscieri sollen grauenhaft sein. Papa
müsste das eigentlich hinkriegen. Aber vielleicht ist sein
Verhältnis zu Enrico Dandolo doch nicht so eng, wie er es
immer darstellt. Oder es ist ihm egal.
    27.9.
    Regen, der Himmel
dunkelgrau. Die Zelte, die wir auf dem Lido installiert haben, sind
nicht wasserdicht, das wäre zu teuer gekommen. Stimmung dort
soll außerordentlich aggressiv sein. Wir können nur
hoffen, dass diese Horde nicht noch im letzten Moment über uns
herfällt.
    Immer noch
Unklarheit über das genaue Ziel der Kampagne. Entweder
Ägypten oder Syrien. Wobei Ägypten für uns eine
Katastrophe wäre. Der Weizen, auf den Venedig angewiesen ist,
kommt hauptsächlich aus Ägypten. Und die Trons beziehen
einen Großteil ihrer Einkünfte aus dem Zwischenhandel.
Papa, der mehrmals in Alexandria

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