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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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bewohnt
wurde. Die Tür hing ein wenig schief in den Angeln, aber der
Schlüssel ließ sich widerstandslos im Schloss drehen.
Sie traten ein.
    Also hier, dachte
Tron, als er über die Schwelle schritt, hatte sein erlauchter
Vorfahre sein byzantinisches Beutestück vor mehr als einem
halben Jahrtausend versteckt. Eigentlich hatte er für diesen
ganz speziellen Augenblick ein Gefühl der Ehrfurcht erwartet,
die Spur einer sakralen Erregung. Aber weder das eine noch das
andere konnte er bei sich feststellen. Dazu passte, dass die
   
    Casa dei
Tuffi von
innen ebenso nüchtern wirkte wie von außen. Die beiden
Räume - ein großes quadratisches und ein kleines
rechteckiges Zimmer - hatten nichts Geheimnisvolles, sondern
machten einen sauberen, aufgeräumten Eindruck. Die Räume
sahen nicht einmal besonders alt aus. Zwar hatten sich von mehreren
Wänden große Teile des Verputzes gelöst, aber das
Mauerwerk war trocken. Selbst der offene hölzerne Dachstuhl
wirkte bemerkenswert intakt. Lediglich die grauen Steinplatten des
Fußbodens schienen uralt zu sein. Die Kanten waren
abgesplittert und schartig, auf einigen hatten sich fingertiefe
Mulden gebildet.
    Als Tron Bossis
enttäuschte Miene sah, musste er lachen. «Was hatten Sie
erwartet, Bossi? Ein Montsalvat im Miniaturformat? Mit
geheimnisvollen Lichteffekten und Spinnweben?»
    «Ich frage mich,
wo man hier etwas verstecken kann», sagte Bossi, indem er
mürrisch umherblickte. «Einen Keller gibt es nicht, und
der Dachstuhl dürfte kaum aus der Zeit der Kreuzzüge
stammen. Bleiben also nur Wände und
Fußboden.»
    «Was entweder
bedeutet», sagte Tron, «dass Zanetto Tron das Glas doch
nicht in der Casa dei Tuffi versteckt hat, oder
das Versteck ist leichter zu finden, als wir gedacht
haben.»
    «Was soll das
heißen?»
    «Ganz einfach.
Zanetto Tron wollte sich lediglich für den äußerst
unwahrscheinlichen Fall einer Hausdurchsuchung absichern. Deshalb
wird er sich mit dem Versteck keine große Mühe gegeben
haben. Er wird also kaum eine Öffnung in die Wand geschlagen
und dann die Öffnung wieder umständlich verputzt haben.
Ich vermute, er hat die einfachste Lösung
gewählt.»
    «Den
Fußboden?»
    Tron nickte.
«Das sind Platten aus Trachyt. Ein vulkanisches Gestein aus
den Euganeischen Hügeln. Es lässt sich leicht bearbeiten
und wurde massenhaft für Kirchenfußböden benutzt.
Die Treppen im Palazzo Tron bestehen aus Trachyt. Fällt Ihnen
an dem Raum hier etwas auf?»
    «Er ist fast
quadratisch.»
    «Und fällt
Ihnen etwas an den Bodenplatten auf?»
    «Dass sie
wackeln. Und ebenfalls quadratisch sind. Eine der Platten scheint
genau im Zentrum zu liegen.»
    «Genau. Die
sollten wir uns mal näher ansehen. Unter solchen Platten ist
im Erdgeschoss von Häusern ohne Keller normalerweise
schlichter Sand.»
    «Sie meinen,
Zanetto Tron hat eine Bodenplatte aufgehebelt und ein wenig Sand
darunter entfernt, um das Glas zu verstecken? Und hat dafür
die Platte in der Mitte benutzt?»
    «Es wäre
jedenfalls denkbar.»
    «Wie gehen wir
vor?»
    «Sie kratzen mit
Ihrem Taschenmesser den Sand aus den Fugen. Dann nehmen wir das
Ruder, das draußen vor der Tür steht, stecken das Blatt
in eine der Fugen und hoffen, dass das Holz nicht bricht, wenn wir
die Platte
aufhebeln.»      
    Zu Trons
Überraschung brach das Blatt nicht, obwohl das Ruder einen
morschen Eindruck gemacht hatte. Die Platte löste sich langsam
und ließ sich problemlos entfernen. Ebenso problemlos
ließ sich eine kleine hölzerne Kiste aus dem Sand
ziehen, die unter einer nur zwei Finger tiefen Sandschicht
verborgen lag. Bossi, dessen Gesicht vor Aufregung glühte, zog
sie mit weit aufgerissenen Augen aus dem Sand und setzte sie
behutsam auf den Boden. Tron fiel unwillkürlich das kitschige
Bild von Flytes Heftroman ein, auf dem The Grail Hunter stand. Wie nahtlos,
dachte er, waren doch mitunter die Übergänge zwischen
Kunst und Leben.
    Für eine
hölzerne Kiste, die länger als ein halbes Jahrtausend im
Sand gelegen hatte, war sie erstaunlich gut erhalten. Tron
berührte das Holz mit den Fingern und stellte fest, dass es
sich schmierig anfühlte. Offenbar hatte Zanetto Tron das Holz
damals mit einer öligen Flüssigkeit getränkt, um zu
verhindern, dass sich die Kiste zu schnell auflöste. Wobei
auch das kein Schaden gewesen wäre, denn dem Glas, das in der
Kiste aufbewahrt werden sollte, konnten Feuchtigkeit, Kälte
und Hitze nicht viel anhaben. Dann nahm Tron, nachdem er Bossi zur
Seite gewinkt

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