Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
Vom Netzwerk:
Besitzer - den
Kaiser oder den Papst - für einen Gesegneten halten. Insofern
verstehe ich, dass Rom und Wien Leute nach Venedig geschickt haben.
Aber die Frage bleibt, ob es den Gral überhaupt gibt. Also ein
Glas mit einer interessanten Geschichte und - sagen wir - ziemlich
bizarren Eigenschaften.»
    «Du bist
offenbar nicht überzeugt davon», sagte Tron.
    «Bist du
es?»
    Gute Frage, dachte
Tron. War er es? Nein, eigentlich nicht. Andererseits hatte er mit
eigenen Augen gesehen, wie dieses Glas plötzlich angefangen
hatte, unter Bossis Händen zu schimmern. «Ich weiß
es nicht», sagte Tron unschlüssig. «Als Bossi
dieses Glas aus dem Versteck geholt hat, da ...» Tron
zögerte, weil er sich plötzlich albern vorkam.
    «Was
da?»
    «Da fing das
Glas plötzlich an zu schimmern», fuhr Tron fort.
«So wie es Zanetto Tron in den Tagebüchern auch
beschrieben hat. Das Schimmern war zwar nach ein paar Sekunden
wieder verschwunden, aber ich bin sicher, dass ich es gesehen
habe.»
    «Hat Bossi das
Schimmern auch gesehen?»
    Tron schüttelte
den Kopf. «Nein. Aber eigentlich hätte er es sehen
müssen.»
    Die Principessa
schwieg einen Moment. Dann warf sie einen besorgten Blick über
den Tisch. «Wir hatten damals einen Sakristan in Gambarare,
dem eines Tages die Jungfrau Maria erschienen ist», sagte sie
schließlich. «Die Jungfrau ist ihm dann immer wieder
erschienen.»
    «Und?»
    «Erst wollte Rom
ihn selig sprechen, aber am Ende wurde er in einer frommen
Einrichtung untergebracht», sagte die Principessa. «In
einem geschlossenen Haus, um genau zu sein. Er fing irgendwann an,
sich für Napoleon zu halten. Und die Kommission am
Apostolischen Stuhl fand, das passe nicht zusammen. Der Mann war
definitiv nicht Napoleon, also hat man ihm den Rest auch nicht mehr
geglaubt. Dann stellte sich noch heraus, dass er über Jahre in
den Klingelbeutel gegriffen
hatte.»      
    «Warum
erzählst du mir das?»
    «Weil jeder
irgendwann Dinge sieht, die es einfach nicht gibt», sagte die
Principessa.
    «Du meinst, ich
gehöre in ein Heim?»
    «Ich wollte
eigentlich nur wissen, ob du glaubst, dass es den Gral
tatsächlich gibt.»
    «Bossi geht
davon aus, dass es sich bei diesem Glas um den Gral
handelt.»
    «Und
du?»
    «Es scheint
einiges dafür zu sprechen, dass es sich tatsächlich um
das Glas handelt, das Zanetto Tron 1204 aus Konstantinopel nach
Venedig gebracht hat», sagte Tron vorsichtig.
    «Gut - aber was
ist das für ein Glas? Ist es das Glas, mit dem Joseph von
Arimathäa das Blut Christi aufgefangen hat?»
    «Dandolo und
Papst Innozenz waren offenbar überzeugt davon», sagte
Tron. «Wenn ein ganzer Kreuzzug deswegen umgeleitet wird,
müssen die Informationen doch ziemlich zuverlässig
gewesen sein.»
    «Du glaubst
also, dass dieses Glas hier tatsächlich einmal das Blut
Christi enthalten hat?»
    «Es gibt
jedenfalls keinen Grund, es auszuschließen. Dass dieses Glas
wundertätige Wirkungen entfalten kann, bezweifle ich
allerdings.»
    «Das beruhigt
mich», sagte die Principessa. «Noch mehr würde es
mich beruhigen, wenn du das machen würdest, was Zanetto Tron
damals gemacht hat.»
    «Und was hat er
gemacht?»
    «Er hat das Glas
ausgetauscht und anschließend den Kopf eingezogen»,
sagte die Principessa. «Und genau das solltest du auch tun.
Du deponierst das falsche Glas unter der Bodenplatte und tauchst
anschließend ab. Dann kommst du zurück und klappst die
Akte zu, anstatt den Helden zu spielen.»
    Tron schüttelte
heftig den Kopf. «Ich werde Contarini verhaften, wenn er aus
der Casa dei
Tuffi kommt», sagte er.
«Auch wenn Spaur ihn dann wieder auf freien Fuß
setzt.»
    Die Principessa hatte
ihr Kinn auf die gefalteten Hände gestützt und
lächelte dünn. «Du willst also eine
Konfrontation», sagte sie. «Mann gegen Mann. Du willst
ihn stellen, ihm Handschellen anlegen und ihn nach Venedig
überführen. Commissario Tron - der
Held.»
    Tron nickte.
«Genau. Commissario Tron sitzt eben nicht nur im Florian und
verspeist Torten. Er kann auch anders.»
    «Was ist, wenn
Contarini nicht allein kommt? Kannst du dann immer noch
anders?»
    «Contarini ist
ein Einzelgänger», sagte Tron. «Er kommt
allein.»
    «Und was war mit
Petrelli?»
    «Petrelli ist
tot.»
    «Das war nicht
die Frage, Tron.» Die Principessa schüttelte unwillig
den Kopf. «Was machst du, wenn Contarini mit Begleitung
auftaucht? Nimmst du dann beide Männer fest? Und
überführst beide in Handschellen nach
Venedig?»
    «Dann
könnte ich ein

Weitere Kostenlose Bücher