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Die letzte Lagune

Die letzte Lagune

Titel: Die letzte Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Mutes in die
Kiste. Ich
bezweifle, dass mein erlauchter Vorfahre sich im Jahre des Herrn
1204 so ausgedrückt hat -frohen Mutes in die
Kiste aber
offenbar konnte auch Contarini der Versuchung nicht widerstehen,
den Text ein wenig zu modernisieren. Ganz so wie Flyte. Aber Sie
scheinen trotzdem zufrieden zu sein, Bossi.»
    Der Ispettore nickte.
«Weil alles zusammenpasst. Ich hatte recht, und ohne
den Lohengrin wäre ich nie
darauf gekommen.»
    «Worauf?»
    «In fernem
Land, unnahbar euren Schritten, liegt eine Burg, die Montsalvat
genannt», zitierte Bossi. «Dritter
Aufzug, dritte Szene.»
    «Da wird der
Gral gehütet. In einer lichten Burg, wenn ich mich recht
erinnere», sagte Tron.
    «Dieses Glas,
das alle wollen», sagte Bossi langsam, «heute wie vor
siebenhundert Jahren - dieses Glas ist ein ganz besonderes Glas.
Das hat Zanetto Tron damals gespürt, und deshalb hat er es an
sich genommen.»
    Tron lachte.
«Wollen Sie damit sagen, dass es sich bei dem Glas, das
Zanetto Tron nach Venedig gebracht hat, um den Heiligen Gral
handelt?»
    Bossi blieb ernst.
«Loretta hatte mich nach der Premiere gefragt, was dieser
Gral eigentlich ist», sagte er. Loretta, erinnerte sich Tron,
war der Name von Bossis Verlobter, die im Chor des Fenice an der
Aufführung beteiligt war.
    «Sie denkt
immer», fuhr Bossi fort, «ein Ispettore weiß
alles. Und da hab ich ein bisschen in der Marciana gestöbert.
Weil ich sie nicht enttäuschen wollte.»
    «Und was haben
Sie herausgefunden?»
    «Eine ganze
Menge. Ich sagte Ihnen ja, es passt alles
zusammen.»
    «Was?»
    «Was Zanetto
Tron über das Glas schreibt», sagte Bossi.
    «Es gibt keinen
Ari Matheus. Das hat er falsch verstanden. Aber es gibt einen
Joseph von Arimathäa.» Bossi sah Tron an. «Was
wissen Sie über den Gral, Commissario?»
    Tron überlegte.
Was wusste er über den Gral? Eigentlich gar nichts. Oder fast
gar nichts. «König Arthur», sagte er
schließlich. «Die Ritter der Tafelrunde, die den Gral
suchen. Alle scheitern, bis auf Parzival. Der tritt dann die
Nachfolge des Gralskönigs Anfortas an. Aber meines Wissens gab
es zur Zeit des vierten Kreuzzuges noch keine Gralslegende. Die kam
erst hundert Jahre später auf.»
    Bossi nickte.
«Das habe ich auch gelesen. Aber es gab damals eine
christliche Überlieferung, der zufolge ein gewisser Joseph von
Arimathäa das Blut Christi in einer Schale, in einem Kelch
aufgefangen haben soll. In einem Kelch, der dann wundertätige
Eigenschaften bekam.»
    «Und was konnte
der zum Beispiel?»
    «Ewige Jugend
verleihen, Glück und Heilung von allen möglichen
Krankheiten. Angeblich reicht es schon, wenn man nur in die
Nähe des Kelches kommt.»
    «Reden wir
über den Gral?»
    Bossi nickte.
«Später nannte man diesen Kelch den
Gral.»
    «Und was ist mit
diesem Kelch passiert?»
    Bossi zuckte die
Achseln. «Man weiß es nicht. Die einen sagen, Joseph
von Arimathäa habe ihn nach England gebracht, andere
behaupten, er sei in eine Kirche in Valencia gebracht worden.
Angeblich ist er auch im Besitz der Tempelritter gewesen.
Jedenfalls ist das Wissen um diese Geschichte von dem Kelch des
Joseph von Arimathäa nie verlorengegangen.»
    «Und Dandolo und
der Papst wussten offenbar noch mehr. Nämlich, dass sich diese
Schale in einer kleinen Kirche in Konstantinopel befand. Woher
wussten sie das?»
    Bossi nickte.
«Sie können es nicht aus dem Nikodemusevangelium gewusst
haben, weil es Konstantinopel damals noch nicht
gab.»
    «Nikodemusevangelium? Helfen
Sie mir auf die Sprünge.»
    «Das ist ein
Evangelium, das nicht in die Bibel aufgenommen wurde, weil es
angeblich von Ketzern verfasst worden ist», erläuterte
Bossi stolz. «Aber darin findet sich die Geschichte von
Joseph von Arimathäa.»
    Tron lächelte.
«Ich staune, Bossi.»
    «Worüber?»
    «Dass Sie sich
mal für etwas anderes als für Kriminaltechnik oder
für Garibaldi interessieren. Reden wir hier übrigens
über ein Glas, das Sie selber für den Gral
halten?»
    «Sie meinen, ob
ich glaube, dass es so etwas wie den Gral gibt? Dass er kein
Hirngespinst ist?»
    Tron nickte.
«Genau das möchte ich wissen, Bossi.»
    Bossi blickte eine
Weile schweigend vor sich hin. Dann sagte er fast feierlich:
«Ich denke schon, Commissario. Ja, ich denke, dass es den
Gral gibt.»
    «Was bedeuten
würde», sagte Tron, «dass mein erlauchter Vorfahre
den Gral nach Venedig gebracht und ihn am Rand der letzten Lagune
versteckt hat. Na bitte.»
    «Könnten
Sie feststellen, was da im Original

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