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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Schulbehörde, beim Wahlbüro, beim Einwohnermeldeamt, bei der Post, beim Amt für Sozialhilfe und bei der Gesundheitsbehörde. Teilweise führt sie bis zu einem Dutzend Gespräche und lässt sich von Abteilung zu Abteilung durchstellen, vom Angestellten bis zum leitenden Beamten.
    O’Hara hängt vier Stunden lang ohne jedes Ergebnis am Telefon. Es gibt keinerlei Aktenvermerke über Penas Schulbesuch in Chicago. Nirgends wird bestätigt, dass Ingrid und Edwin Pena hier wohnten. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass ihre Eltern jemals an einer Gemeinde- oder Bundeswahl teilgenommen, Sozialhilfe oder sonstige Unterstützung erhalten haben. In keinem Chicagoer Krankenhaus und keinem Hospiz wurde je ein Edwin Pena wegen Aids behandelt. Es gibt keine Adressen. Keine Telefonnummern. Keine Nebenkostenabrechnungen. Keine Geburts- oder Sterbeurkunden.
    O’Hara legt den Hörer auf und zieht den Vorhang vor. Es ist ein Uhr mittags und sie hat eine Riesenverspannung im Nacken. Zehn Minuten lang blinzelt sie ins grelle Sonnenlicht des Parkplatzes, der sich überall in Amerika befinden könnte, außer in der Stadt, die sie nie hätte verlassen sollen. Sie denkt an Lebowitz und an Bruno und kommt sich vor wie eine Idiotin. Dann setzt sie sich auf das ungemachte Bett und ruft im 7. Revier an. Kenny Aarons nimmt am Empfang ab.
    »Kenny, du musst jemanden für mich überprüfen, der Name ist Ingrid Coppalano.«
    »Dar, woher rufst du an?«
    »Chicago. Ist eine lange Geschichte.«
    »Coppalano, so wie die Mutter von Francesca Pena?«
    »Ja.«
    »Dar, das sind doch olle Kamellen, oder?«
    »Ich weiß, ist mir auch peinlich.«
    »Gib mir eine Sekunde. Der Computer hier ist scheiße. Hier kommt’s – eine Festnahme – DWI – 27. April 1999.«
    »Wo?«
    »Beacon, New York.«
    »Na, toll. Sie war nicht mal in Chicago. Ich hätte dich vor vier Stunden anrufen sollen.«
    »Dar, du kannst mich anrufen, wann immer du willst, tagsüber oder nachts. Das müsstest du eigentlich inzwischen wissen.«
    »Kenny, du bist der Beste. Sonst noch was?«
    »Mädchenname Ingrid Falb. Hat einen Dominic Coppalano in New Paltz, New York geheiratet. Ich war da mal wandern. Schön da oben.«
    »Wann?«
    »Vor zwei Jahren.«
    »Nicht du, Kenny. Wann wurde Ingrid Falb Mrs Coppalano?«
    »Vor 22 Jahren am 15. Mai 1983 in Beacon, New York. Drei Jahre später, am 5.4.1986, wurde Francesca Falb Coppalano geboren, ebenfalls in Beacon.«
    »Ach du Scheiße!«
    »Hab ich was Falsches gesagt, Dar?«

51
     
    Nach dem Gespräch mit Aarons hat O’Hara das Bedürfnis, sich an einen kühlen und dunklen Ort mit Jukebox und Alkoholausschank zu begeben. Die Inderin am Empfangsschalter schickt sie in ein polnisches Viertel mit ordentlichen Einfamilienhäusern, wo sie vor einer Taverne aus hellem Backstein parkt. Das Gebäude sieht aus, als wäre es ursprünglich erbaut worden, um den jüngsten Tag zu überleben. Es ist ebenso dunkel und nasskalt darin wie in der St. Patty’s Cathedral und Sinatras ansatzweise peinliche Coverversion von Petula Clarks »Downtown« dröhnt satt aus einer steinalten Wurlitzer. Angenehm gelassen, wie sie sich seit dem Abend, an dem McLain das 7. Revier betrat, nicht mehr gefühlt hat, zischt sie das kühle Gezapfte.
    Zum Glück hat O’Hara keine Eile, denn es gibt einiges zu verdauen. Angefangen mit dem Grundsätzlichsten, nämlich dass Francesca Pena gar nicht Francesca Pena war. Sie hieß Francesca Coppalano und hatte mit Puerto Rico so viel zu tun wie Bruno. Sie hatte nicht miterleben müssen, wie ihr Vater an Aids starb, denn er war noch am Leben. Und als sie in Westfield, Massachussetts, ihr erstes Jahr an der Highschool begann, war sie auch keinem Chicagoer Elendsviertel entflohen, sondern einfach nur von Beacon, New York, dorthingezogen. Will sich ein Mädchen neu erfinden, dann ist das erste Highschool-Jahr offensichtlich der beste Zeitpunkt dafür. Denn die Colleges und Prepschools interessieren sich nicht besonders für das, was vorher passierte. Sie würde wahrscheinlich gefälschte Unterlagen von der Mittelschule an ihrem ersten Tag in Westfield vorweisen müssen, aber wie genau wurden solche Unterlagen schon geprüft. »Bei Ihnen gibt’s nicht zufälllig auch was zu essen?«, fragte O’Hara den Mann hinter der Bar, als sie ihr zweites Gezapftes zur Hälfte getrunken hat. Zehn Minuten später stellt er einen beigefarbenen Teller in Sechzigerjahre-Optik vor ihr ab. O’Hara freut sich über ihr anhaltendes Glück. Auf dem Teller

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