Die letzte Mission
gewesen.
Die raffinierten Sprengfallen und die Tatsache, dass al Fayed sich bis an die Zähne bewaffnet auf dem Dachboden versteckt hatte, deuteten darauf hin, dass er sie erwartet hatte. Oder war er einfach nur ein übergeschnappter Paranoiker, der in den letzten fünf Jahren jede Nacht auf einen Angriff gewartet hatte?
Karen hielt sich für eine recht gute Menschenkennerin. Daher glaubte sie das Meiste von dem, was al Fayed ihr erzählt hatte. Zumindest glaubte sie, dass er glaubte, was er gesagt hatte. Er hatte jemanden erwartet, der Strand hieß. Vielleicht hatte dieser Strand etwas mit den kolumbianischen Drogenkartellen zu tun, für die al Fayed gearbeitet hatte? Das war zwar schon eine ganze Weile her, aber dass die Kolumbianer noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen hatten, war gar kein so abwegiger Gedanke. Interessant war auch, dass al Fayed offenbar keine Ahnung hatte, wer die Ramirez-Brüder waren. Außerdem wunderte sie sich darüber, dass sie noch am Leben war. Nachdem er so viele Polizeibeamte getötet hatte, war sie doch nur eine lästige Zeugin, nichts weiter.
Karen nahm einen kleinen Schluck aus ihrer Wasserflasche und lief wieder los, dieses Mal in einem Tempo, das sie bis zum Highway durchhalten konnte. Außerdem konnte sie dabei denken – sie wollte sich jedes Detail ihres Gesprächs mit al Fayed ins Gedächtnis rufen. Sie war zwar nicht in Panik geraten, aber vor Angst fast wahnsinnig geworden. Weder ihre Ausbildung noch sonst etwas hatten sie darauf vorbereitet, von einem Psychopathen, der ganz allein ein komplettes SWAT-Team ausgeschaltet hatte, an einen Stuhl gefesselt zu werden.
ELF
Matt Egan riss die Tür zu Strands Büro auf und deutete auf Lauren, die etwas auf einen Notizblock kritzelte, während ihr Chef sprach. »Raus!«
Ihr Blick ging zuerst zu Egan, dann zu Strand, und sie kam zu dem Schluss, dass ein schneller Abgang vermutlich in ihrem eigenen Interesse war. Egan trat beiseite und hielt ihr die Tür auf, während sie mit gesenktem Kopf hinauseilte.
»Was zum Teufel erlauben Sie sich …«, begann Strand.
»Sind Sie übergeschnappt?«, brüllte Egan. Er schlug die Tür mit solcher Wucht zu, dass die gerahmten Fotos an der Wand wackelten. »Sie haben die Polizei zu ihm geschickt? Die Polizei? Etwas Besseres ist Ihnen wohl nicht eingefallen?«
»Egan, vergessen Sie nicht, mit wem Sie reden und in welcher Situation Sie gerade sind«, antwortete Strand mit einer Gelassenheit, die etwas einstudiert wirkte.
»Die Situation, in der ich bin?«
»Was genau haben Sie zu ihm gesagt, als Sie mit ihm allein waren? Haben Sie ihn gewarnt?«
»Soll das ein Witz sein?«
Strand lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände vor dem Bauch. »Eigentlich hatte ich gar keine andere Wahl. Al Fayed – ein ehemaliger amerikanischer Soldat – hat für Drogenkartelle gearbeitet. Die Polizei hätte schon längst darüber informiert werden müssen. Aber die Sache ist vertuscht worden. Von Ihnen. Und jetzt, vermutlich weil Sie ihn gewarnt haben, hat er etwas geahnt. Wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre, wäre die Polizei einfach in sein Haus marschiert und hätte ihn im Bett überrascht.«
Die traurige Ironie daran war, dass Egan tatsächlich mit dem Gedanken gespielt hatte, Fade anzurufen und ihm zu sagen, dass Strand über seine Verbindung zu den Kartellen Bescheid wusste. Allerdings hatte er diese Idee dann recht schnell wieder aufgegeben. Es wäre unmöglich gewesen vorauszusehen, wie Fade darauf reagiert hätte. Egan war zu dem Schluss gekommen, es wäre besser, Strand erst einmal gewähren zu lassen und sich dann um die Sache zu kümmern. Der neue Direktor des Heimatschutzes war ein ehemaliger General der Navy und ein Ehrenmann. Es gab immer noch die Möglichkeit, dass Egan zu ihm ging und ihm alles erzählte – was seiner Karriere vermutlich ein Ende setzen und ihn ins Gefängnis bringen würde, es Fade aber hoffentlich ermöglichte, das, was von seinem Leben noch übrig war, in Ruhe hinter sich zu bringen.
Wie zum Teufel hätte er damit rechnen können, dass Strand so etwas Dummes tat?
»Gut gebrüllt, Hillel. Gibt’s hier drin versteckte Mikrofone, oder versuchen Sie lediglich, sich selbst was vorzumachen? Sie haben Fade eine Falle gestellt, damit Sie ihn in den Knast werfen und später retten können – und als Gegenleistung hätte er Ihnen in den Arsch kriechen und für Sie arbeiten müssen. Wie viel haben die Polizisten gewusst? Wie viel haben Sie ihnen
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