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Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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wollte. Es war eine eherne Hausregel – Kali musste etwas Kreatives produzieren, bevor sie eine Stunde lang fernsehen durfte. Elise neigte dazu, Fernsehgeräte, Handfeuerwaffen und Haushaltsgifte in einen Topf zu werfen und allesamt für gemeingefährlich zu erklären. Er hatte erbittert kämpfen müssen, bis sie zugestimmt hatte, einen Fernseher zu kaufen. Der Porträt-gegen-Fernsehstunde-Tausch war nur einer der vielen bizarren Kompromisse, mit denen ihre Ehe funktionierte.
    »Matt?« Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Aber ja.«
    Zum ersten Mal hatte er Elise bei einer Party gesehen, zu der er von seinem Nachbarn, einem recht erfolgreichen Bildhauer, eingeladen worden war. Es war offensichtlich gewesen, dass die Einladung nicht ganz ernst gemeint gewesen und vor allem wohl nur deshalb gemacht worden war, weil der Mann Angst vor ihm hatte, aber Egan war trotzdem hingegangen. Vor allem, um einen Blick auf eine Welt zu werfen, die er mangels Gelegenheit noch nie gesehen hatte. Damals war er gerade von der Army zur CIA gewechselt und versuchte, sich an seine neue Stelle zu gewöhnen und seinen Horizont etwas zu erweitern. Er hatte noch den Bürstenhaarschnitt getragen und war steif wie ein Stock auf die Party marschiert.
    Es war dann auch keine große Überraschung gewesen, dass die anderen Gäste einen großen Bogen um ihn gemacht hatten. Nach etwa einer halben Stunde war er dazu übergegangen, Leute in eine Ecke zu treiben und es mit freundlichen und harmlosen Bemerkungen zu versuchen, was lediglich den Effekt hatte, dass seine Beute erschreckt zusammenzuckte und nach ein paar Sekunden die Flucht ergriff.
    Nach einer Weile hatte er sich damit zufrieden gegeben, geschmacklose vegetarische Häppchen in sich hineinzustopfen und den Zuschauer zu spielen. Elise war nicht zu übersehen. Die Mischung aus hinreißendem Äußeren und vollkommen unbefangenen, sehr auffallenden Gesten verlieh ihr ein fast schon magisches Charisma, das selbst aus einiger Entfernung wirkte.
    Er war natürlich nicht der Einzige, dem das auffiel – sie war die ganze Zeit von Leuten umgeben, die eher wie Bewunderer denn wie Freunde aussahen und sich auch so verhielten. Er ließ die Schüssel mit Tabbouleh stehen und suchte sich eine ruhige Ecke, aus der er ihre Unterhaltung belauschen konnte. Nach zehn Minuten wusste er so einiges über sie. Erstens, sie war so etwas wie eine Musikerin. Zweitens, sie nahm das Lob, mit dem man sie überhäufte, mit offensichtlichem Unbehagen entgegen und versuchte dann immer, das Thema zu wechseln.
    Er überlegte, ob er sie ansprechen sollte. Er hatte das Gefühl, sie wäre erleichtert, sich einmal mit jemandem unterhalten zu können, der keine Ahnung hatte, wer sie war, doch die Menschentraube um sie herum wollte sich einfach nicht auflösen. Außerdem hätte er wohl sowieso nichts zu sagen gehabt, das eine Frau wie sie interessierte.
    Nach einer Weile schlenderte er zum Büfett zurück, und als er von den Sushi-Häppchen aufsah, war sie nicht mehr da. Da sie gegangen war und in seinen vollen Magen nichts mehr hineinpasste, gab es nicht mehr viel, das ihn dort hielt. Nachdem er seinen Nachbar in Verlegenheit gebracht hatte, weil er sich vor dessen Freunden überschwänglich für die Einladung bedankte, griff er sich noch ein Bier und verließ die Party.
    Während er zu seiner Wohnung schlenderte, las er die umweltpolitisch korrekten Aufkleber auf den am Gehsteig geparkten Autos und ignorierte das ungesund klingende Husten eines rostigen Lieferwagens, der nicht starten wollte. Mit Motoren kannte er sich ganz gut aus, aber er blieb nicht stehen. Er würde den Teufel tun und sich die Hände schmutzig machen für jemanden, der sich nicht dazu herablassen wollte, ein paar höfliche Sätze mit ihm zu wechseln. Warum war der Kerl nicht mit dem Fahrrad gekommen? Wäre das nicht viel umweltfreundlicher gewesen?
    Der Besitzer des Autos versuchte es immer wieder, doch der Motor wollte nicht anspringen. Nach fünfzehn Metern bekam Egan ein schlechtes Gewissen. Er seufzte leise und drehte um.
    »Sie sind nicht zufällig ein begnadeter Automechaniker und zudem noch ein Menschenfreund, der umsonst arbeitet, oder?«
    Er erstarrte, als die junge Frau einen Schritt zurücktrat und traurig auf die Motorhaube des Wagens starrte, ohne sich die Mühe zu machen, sie zu öffnen. Es war das Mädchen von der Party.
    Zum Glück dauerte es nur ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, dass er aus keinem

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