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Die letzte Nacht der Unschuld

Die letzte Nacht der Unschuld

Titel: Die letzte Nacht der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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davon?“
    „Klingt gut.“
    Lustlos siebte Colleen Tomatenstücke durch, um die Kerne zu entfernen. Frische Tomatensuppe zuzubereiten, schien ihr anfangs eine gute Idee gewesen zu sein, doch irgendwann während dieses Unterfangens hatte sie die Lust verloren. Oder die Energie. Oder beides.
    Aus dem Wohnzimmer erklang die Titelmelodie von Rubys und Alexanders Lieblingsserie im Fernsehen.
    Lizzie stellte sich neben Colleen. „Okay, ich werde es nicht persönlich nehmen, dass du mir seit mindestens einer halben Stunde schon nicht mehr zuhörst. Die Kinder sind für die nächsten zwanzig Minuten beschäftigt. Warum erzählst mir nicht endlich, was los ist?“
    Colleen schaute auf und blinzelte. „Nichts ist los.“
    Lizzie hob skeptisch eine Augenbraue. „Komm schon, Colleen. Seit Alexander aus der Klinik entlassen wurde, bist du nicht mehr wiederzuerkennen. Was ja auch verständlich ist, nach allem, was du durchgemacht hast.“ Sie kippte den Rest aus ihrem Kaffeebecher ins Spülbecken und seufzte. „Ich wünschte nur, du würdest darüber reden. Dominic und ich machen uns Sorgen um dich.“
    Das kommt mir doch so bekannt vor, dachte Colleen verbittert. Sie konnte Lizzie und Dominic nicht so recht verzeihen. Hätten die beiden sich mit ihrer Besorgtheit nicht eingemischt, wäre Colleens Leben wie immer weiterverlaufen. „Du musst dich nicht um mich sorgen. Die Sorgen, die ich mir mache, reichen für ganz Yorkshire.“
    „Wegen Alexander?“
    „Hauptsächlich, ja. Ich mustere ihn ständig, ob sich nicht plötzlich irgendwo ein seltsamer Ausschlag auf seiner Haut zeigt. In der Nacht gehe ich mehrmals in sein Zimmer, um zu hören, ob er noch atmet.“
    Lizzie legte die Hand auf Colleens Arm. „Das ist normal, nachdem er so krank war. Und die Situation mit Cristiano hilft sicherlich auch nicht. Hast du von ihm gehört, seit er wieder nach Monaco zurückgeflogen ist?“
    „Nein. Und da die Saison jetzt bald anfängt, werde ich wohl die nächsten Monate auch nichts von ihm hören. Eigentlich habe ich mit einem Schreiben von seinem Anwalt gerechnet, aber von dieser Seite ist bislang auch nichts gekommen. Vielleicht heißt das ja, dass er kein Interesse mehr hat, Vater zu sein.“
    Großer Gott, gehörte diese missmutige Stimme wirklich ihr? Sie konzentrierte sich auf das rote Mus in dem Sieb und drückte fester als nötig.
    „Das glaube ich nicht. Er war doch völlig hingerissen von Alexander. Wahrscheinlich ist er einfach nur zu beschäftigt mit dem Training“, beschwichtigte Lizzie. „Rennfahrer ist ein Vollzeitjob.“
    „Versuch mal, Alexander das zu erklären, vor allem, wenn er zum fünfzigsten Mal am Tag fragt, wann er denn nun endlich in Cristianos Auto mitfahren kann.“
    Es klopfte an der Wohnungstür. Colleen wischte sich die Hände an der Jeans ab und machte sich auf dem Weg, um zu öffnen. In der Diele warf sie einen Blick in den Spiegel. Gott, sie sah aus wie ein Gespenst. Heute Morgen hatte sie sich wenigstens noch die Haare gewaschen, weil Lizzie sich angemeldet hatte. Sie wünschte, die Dusche hätte auch die Ringe unter den Augen wegwaschen können.
    Ein zweites Klopfen ließ sie zusammenzucken. Das musste ihre Mutter sein. Also setzte sie eine Miene auf wie jemand, der zufrieden mit sich und seinem Leben ist – obwohl sie gar nicht mehr wusste, wie das sein musste – und öffnete die Tür.
    Draußen auf dem Bürgersteig stand Cristiano, seine attraktive dunkle Erscheinung in krassem Kontrast zu dem öden Grau von Hartley Bridge.
    Colleens Herz blieb stehen. Sie öffnete den Mund und brachte keinen Ton hervor. Er hatte natürlich keine solchen Schwierigkeiten.
    „Ich habe gerade fünfzehn Stunden hinter dem Steuer gesessen, um herzukommen. Sag mir jetzt nicht, dass es ein ungünstiger Zeitpunkt ist.“
    Seine Stimme war leise, intim – wie ein Streicheln. Sofort breitete sich völlig unangebrachtes Verlangen in Colleen aus. „Nein, natürlich nicht.“ Sie trat beiseite, um ihn einzulassen.
    Dazu kam er erst gar nicht. Alexander schoss an Colleen vorbei und warf sich Cristiano in die Arme.
    „Cristiano, du bist wieder da! Hast du dein Auto mitgebracht?“
    „Aber sicher.“ Mit dem Jungen auf dem Arm drehte Cristiano sich zu dem dunkelgrünen Sportwagen um, der am Straßenrand parkte und in der Umgebung wie ein Säbelzahntiger im Streichelzoo wirkte. „Ich bin den ganzen Weg von Frankreich hergefahren, nur damit du ihn sehen kannst.“
    „Wow!“
    „Wir gehen dann jetzt.“ Lizzie kam

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