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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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genau erklärt, was er tun, wo er den Wagen parken sollte. Ich musste mir derweil überlegen, wie ich freikommen und zu ihm gelangen konnte.«
    »Das war also nicht Teil des Plans …«, warf Contini ein.
    »Nein. Jedenfalls habe ich Jonathan gesagt, dass das Geld nicht in der Tasche ist. Sie haben mir zuerst nicht geglaubt, dann haben sie angehalten, um nachzusehen, und gemerkt, dass ich recht habe. Daraufhin sind sie ein bisschen nervös geworden …«
    »Das kann ich mir vorstellen!«, rief Francesca.
    »Ich habe Jonathan gesagt, das Geld sei bei mir zu Hause versteckt, einer meiner Komplizen habe es dorthin gebracht. Jonathan hat mir versprochen, dass er mich laufen lassen würde, wenn ich ihm das Geld gäbe.«
    »Daran zweifle ich«, sagte Francesca.
    »Ich auch. Jedenfalls haben sie mich nach Hause gebracht und einer von ihnen ist mit mir hineingegangen. Sobald wir drin waren, habe ich ihn im Wohnzimmer eingeschlossen … so habe ich die paar Sekunden gewonnen, um auf der Rückseite herauszukommen und Filippos Wagen zu erreichen.«
    »Also wusste es Forster«, bemerkte Contini. »Sie hatten ihn informiert …«
    »Deshalb war er so wütend: Er wusste, dass das Geld nicht in der Tasche ist!«
    »Und wenn wir in seine Falle getappt wären, hätte er dich zum Sprechen gebracht.«
    »Ja, das Ganze drohte schiefzugehen …«
    »Er hat alles versucht«, schloss Contini, »aber es war eine Verzweiflungstat. Am Ende musste er mit eingezogenem Schwanz das Weite suchen.«
    »Sag mal, Elia, woher wusstest du eigentlich, dass wir in Schwierigkeiten stecken?«
    Contini erklärte die Sache mit dem ersten und dem zweiten Glockenschlag: Es war klar, dass Forster, nachdem er es mit Anna probiert hatte, auch bei Filippo einen Versuch unternehmen würde. Salviati nickte und sagte, dass sie sich tatsächlich besser hätten vorsehen müssen. Feierten sie ihren Erfolg? Es sah nicht danach aus. Hin und wieder erschien ein Lächeln, aber Filippos Gegenwart lastete auf allen.
    Der Verräter. Das Wort quälte ihn. Mitten auf dem Teppich lag die Tasche mit dem Geld. Ringsum redeten alle, gaben Erklärungen ab. Aber der wahre Mittelpunkt des Geschehens war er. Er hatte es nicht geschafft zu verschwinden, sich im Weiß des Sessels aufzulösen. Er saß da und schwieg. Aufdringlich wie ein Gewissensbiss. Er war der Verräter.
    Schließlich erhob sich Salviati. Es gab keine Zeit zu verlieren: Je eher Belloni das Geld wiederbekam, desto weniger Probleme würde es geben. Um diese Uhrzeit hatten der Direktor und seine Frau sicherlich schon bemerkt, dass sie betäubt worden waren. Vielleicht hatten sie schon Koller, die anderen großen Tiere der Junker-Bank und den Kunden, von dem die Millionen stammten, benachrichtigt. Besser gleich einschreiten und eine Ladung Wasser aufs Feuer gießen.
    So gingen alle, einer nach dem andern. Erst Salviati, dann Contini zusammen mit Francesca und Malaspina. Im Wohnzimmer blieben Anna und Filippo zurück. Filippo und Anna. Nur Anna und Filippo, die sich ins Gesicht sahen. Die andern waren draußen, hinter der verschlossenen Tür, in der realen Welt. Sie beide waren dagegen hier, inmitten eines Scherbenhaufens der Gefühle und des Vertrauens. Gab es einen Ausweg? Vielleicht würden sie, wenn sie in den Bruchstücken wühlten, die richtigen Worte finden. Den Blick, der sie retten konnte.
    Filippo unterbrach die Stille.
    »Bist du müde?«
    »Was?«
    »Ich habe gefragt, ob du müde bist.«
    »Es ist elf Uhr morgens.«
    »Ah.«
    »Trotzdem, ja.«
    »Was?«
    »Ich habe gesagt, ja, ich bin müde.«
    Filippo nickte.
    »Ich bin auch müde. Ich wünschte, wir hätten niemals mit dieser Sache begonnen. Ich wünschte … ich habe gewusst, dass ein Überfall niemals gut ausgeht.«
    »Dieser ist gut ausgegangen.«
    »Schon, aber … ich wollte nicht, Anna, ich habe es …«
    »Sag es nicht!«
    »… für dich getan!«
    »Sag es nicht, hab ich gesagt, ich will es nicht hören!«
    »Aber …«
    »Filippo, sag …«
    »Schon gut. Schon gut. Aber ich kann dir doch sagen, dass … nichts, ich dachte, dass alles anders sei. Auch die Leute. Ich habe nicht geglaubt …«
    »Ich weiß.«
    »Was weißt du?«
    »Ich weiß, dass du nicht geglaubt hast, das zu tun, was du getan hast.«
    »Genau so ist es!«
    »Aber du hast es getan. Du hast Forster von unserem Plan erzählt, du hast unser aller Leben aufs Spiel gesetzt. Noch heute Morgen hat er dir gesagt, dass du uns hier zusammenrufen sollst, und du hast es getan! Du, verstehst du?

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