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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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weil Filippo sie verraten hatte. Es war nur eine schlichte Intuition gewesen. Ein Glockenschlag, der zweite Glockenschlag. Wenn Forster es mit Anna probiert hatte, würde er es auch mit Filippo probieren. Sie waren Amateure, die schwachen Glieder der Gruppe. Warum hatte Filippo nichts gesagt? Weil der Bestechungsversuch geglückt war. Sie hatten ins Schwarze getroffen.
    Anna hatte nicht nachgegeben, Filippo dagegen schon. Es war ein Fehler gewesen, nicht in Deckung zu gehen. Nicht den zweiten Glockenschlag abzuwarten. Wenn Forster Tag und Uhrzeit des Überfalls wusste, war das ein eindeutiges Zeichen, dass jemand geredet hatte. Und wer außer Filippo konnte das sein?
    Armer Filippo, vielleicht hatte er geglaubt, ihnen zu helfen. Stattdessen hatte er sie in die Falle tappen lassen. Wenn Contini ohne jeglichen Verdacht zu den Cortis gekommen wäre, hätte Forster ihn festgehalten. Dann hätte er Elton befreit und danach … Contini verscheuchte diese Gedanken. Er nahm die Zigaretten und das Handy und verließ die Wohnung. Aber in der Tür wurde er von Anita Pedrini aufgehalten:
    »Herr Contini, ich hab gesehen, dass dieser Besessene fort ist …«
    »Ja.« Der Detektiv nickte. »Er wird Sie nicht länger behelligen.«
    »Oh, er hat mir ja nichts getan. Ach, ich Ärmste, aber für Matteo tut es mir leid. Meinen Sie, ich könnte ihn vielleicht im Krankenhaus besuchen?«
    Contini blieb ein paar Sekunden lang unschlüssig stehen, dann hellte sich sein Gesicht auf. Anita Pedrini war einfach nur eine freundliche, etwas neugierige Frau. Ein kleines Stück Normalität an diesem nicht enden wollenden Vormittag. Er hatte Hunger, war übersät mit blauen Flecken und hatte das Gefühl, seit einer Woche auf den Beinen zu sein.
    »Hören Sie, Herr Contini, was halten Sie von einen kleinen Stärkungstrunk?«
    »Wie bitte?«
    »Ein Limoncino aus Sizilien, sehr gut. Meine Schwiegertochter bringt ihn immer mit. Wir könnten es beide gebrauchen, meinen Sie nicht?«
    So machte es sich Elia Contini, zerschunden und mit Ringen unter den Augen, im Wohnzimmer von Anita Pedrini bequem. Ein Privatdetektiv und eine alte Witwe, zwischen gerahmten Fotos und Spitzendeckchen. Sie eifrig darum bemüht, ja keinen Tropfen zu verschütten. Er, ein wenig unbeholfen, in einem geblümten Sessel versunken. Er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Aber Anita Pedrini war scharfsinniger, als sie auf den ersten Blick schien.
    »Ein anstrengender Morgen, was, Herr Contini?«
    »Hm.«
    »All diese Heimlichkeiten, dieses Tohuwabohu … sagen Sie, welchen Beruf haben Sie?«
    Contini sah sie an.
    »Erzählen Sie mir nicht, dass Sie mit Matteo verwandt sind …«
    »Nein, das erzähl ich Ihnen nicht.« Contini hatte keine Lust mehr zu lügen. »Ich bin Privatdetektiv.«
    »Ah!« Anita Pedrini beugte sich zu ihm vor. »Ich Ärmste, wissen Sie, dass ich zu gerne die ganze Geschichte erfahren würde?«
    »Wie bitte?«
    »Sie können mir vertrauen, Herr Detektiv.« Frau Pedrini schien ihm beinahe zuzuzwinkern. »Ich werde absolut dichthalten.«
    Als Contini in Daro ankam, waren alle noch ziemlich nervös. Sie wollten wissen, weshalb er sich so verspätet hatte, aber er ging nicht näher darauf ein. Schließlich konnte er schlecht einen Limoncino und ein bisschen Geplauder mit Anita Pedrini als Entschuldigung vorbringen. So sagte er bloß:
    »Jetzt bin ich hier.«
    »Wir haben auf dich gewartet«, wandte sich Francesca an ihn. »So kann Jean uns alles erzählen.«
    Aber Contini spürte die schlechte Stimmung. Er sah zu Renzo Malaspina, der sich auf einem cremefarbenen Sessel niedergelassen hatte. Malaspina zuckte mit den Schultern, als wolle er sagen: Die sind alle verrückt hier. Salviati saß auf dem Sofa und zündete sich seine Pfeife an. Contini atmete tief durch. Dann gab er Francesca einen Kuss und flüsterte ihr ins Ohr:
    »Wo sind sie?«
    Francesca deutete auf die Treppe, die ins obere Stockwerk führte. Contini wollte hinaufgehen, aber Salviati, die Pfeife im Mund, murmelte:
    »Warte.«
    Nach ein paar Sekunden hörten sie eine Tür gehen. Dann kamen Anna und Filippo Corti mit finsteren Gesichtern die Treppe herunter. Er sprach kein Wort. Sie sagte leise und ohne jemanden anzusehen:
    »Tut mir leid.«
    »Es braucht …«, begann Francesca.
    »Ich muss …«, setzte Filippo zur gleichen Zeit an.
    Einen Augenblick lang war es still. Dann zündete Salviati ein Streichholz an und hielt es an seine Pfeife. Filippo sagte:
    »Ich muss gehen. Wenn ihr hierbleiben

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