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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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schrieb mir zurück. Sie bestätigte mir, dass es mein Kind war. Bulmer wisse es, schrieb sie, er wisse alles. Er liebe sie und akzeptiere die Umstände. Er würde den Jungen als seinen eigenen Sohn aufziehen. Sie schrieb, er sei ein guter Mensch, und sie würde den Rest ihres Lebens bei ihm bleiben und ihm eigene Kinder schenken neben den erwachsenen Söhnen und Töchtern, die er schon hatte. Sie könne sich nicht auf etwas einlassen, schrieb sie, was meiner Frau und dir schaden würde. Sie wollte, dass du nie etwas erfährst.«
    Ich nickte. Jetzt verstand ich, warum Margaret in ihrem letzten Brief geschrieben hatte, sie bete täglich um meine Vergebung. Ich begriff den wütenden Hass des Königs auf meine arme Cousine, die Frau, die ihn verschmäht hatte und lieber nach Norden geflohen war, als seine Mätresse zu werden. Kein Wunder, dass er sie vor einerMenge gnadenloser Gaffer auf dem Scheiterhaufen hatte verbrennen lassen.
    »Ich wollte gleich zu dir kommen, Joanna, nachdem ich aus dem Tower freigelassen worden war, aber erst musste ich mich um Arthur kümmern. Die Reise dort hinauf mitten im Winter war beschwerlich.« Er verzog plötzlich das Gesicht und rieb sich den Arm. »Ich traf mich mit Bulmers ältestem Sohn, Sir Ralph. Hätte er gesagt, Arthurs Platz sei bei den Bulmers, so hätte ich das akzeptiert. Aber das tat er nicht. Er ging sofort auf mein Angebot ein, Arthur zu mir zu nehmen.«
    »Weiß er, dass du der wahre Vater bist?«, fragte ich entsetzt.
    »Nein. Aber ich glaube, er hegt den Verdacht, dass der Junge nicht das Kind seines Vaters ist. Sie baten, die kleine Tochter behalten zu dürfen, sie ist noch ein Säugling, und Ralphs Frau liebt sie. Aber Arthur nicht. Sie verzeihen es Margaret nicht, dass sie sich an der Rebellion beteiligt hat, anstatt ihren Mann zur Mäßigung anzuhalten, wie sie das ihrer Meinung nach hätte tun sollen.«
    »Ich dachte, das wären Lügen von Norfolk.«
    Mein Vater seufzte. »Margaret war wie viele Leute im Norden gegen die religiösen Reformen. Aber bei ihr kam dazu, dass sie den König und ihren Schwager, Norfolk, aus persönlichen Gründen verabscheute. Als im letzten Februar schon alles verloren war, versuchte Bulmer dennoch ein letztes Mal, Truppen aufzubringen, um Norfolk auf dem Schlachtfeld gegenüberzutreten. Bulmer bekannte sich bei seinem Prozess schuldig und versuchte, Margaret zu entlasten, aber zu viele hatten gehört, wie sie den König öffentlich verdammt und sich für die Klöster und den alten Glauben ausgesprochen hatte.«
    Ich sah meinen Vater niedergeschlagen an. »Für mich.«
    »Aber das ist noch nicht alles, Joanna.« Er sah zu Tode erschöpft aus, aber ich kannte meinen Vater. Er war ein eigensinniger Mensch   – in dieser Hinsicht war ich ganz seine Tochter   –, und er würde mir sagen, was er zu sagen hatte.
    »Arthur ist nicht wie andere Kinder«, sagte er unglücklich.
    »Wie meinst du das? Er ist doch ein hübsches Kind. Ich habe ihn gesehen.«
    »Er ist fast vier Jahre alt, aber er spricht nicht mehr als wenigeWorte. Es ist nicht leicht, mit ihm umzugehen. Offen gesagt, er ist das Gegenteil von dir in diesem Alter. Ich glaube, er machte die Bulmers halb wahnsinnig. Und ich muss gestehen, auch ich muss kämpfen.«
    »Vater, er hat Schreckliches durchgemacht. Er hat seine Mutter verloren und Bulmer, der doch offenbar wie ein Vater zu ihm war. Mit Liebe und Geduld wird er sich entwickeln.«
    Tränen der Erleichterung schossen meinem Vater in die Augen. »Danke dir, Joanna. Dank Gott und dem heiligen Petrus, dass ich noch rechtzeitig hierhergekommen bin, um mit dir zu sprechen.«
    »Was meinst du?«
    Er nahm meine Hände. »Ich bin krank, Joanna.«
    »Sag das nicht«, rief ich. »Du bist noch nicht alt.«
    Er lächelte. »Es ist nicht das Alter. Ich bin in Smithfield verletzt worden, und die Zeit im Tower hat mich geschwächt. Auf dem Ritt nach Dartford wurde ich krank. Als ich das Klostergelände erreichte, bin ich vom Pferd gestürzt.«
    Mein Vater, einer der besten Reiter Englands, war vom Pferd gestürzt? Eiskalte Furcht überkam mich.
    »Ich war besinnungslos und wäre vielleicht gestorben«, sagte er, »wenn nicht Geoffrey Scovill mich gefunden hätte. Arthur saß neben mir und weinte. Er konnte mich nicht wachbekommen. Mister Scovill hat mir geholfen und mich hierhergebracht. Er kennt dich so gut, ich konnte es kaum glauben. Und er war in Smithfield   – und hat uns beide dort gesehen? Das war wahrhaftig göttliche Vorsehung,

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